Samstag, 23. Juni 2012

Hinz+Kunzt # 232 - A

Die aktuelle Ausgabe des „Hamburger Straßenmagazin“s enthält eine 28-seitige Beilage zur Fußball-EM. Der H&K-Verkäufer begeistert: „Eins-A Stimmung in der Redaktion. Wir erleben tolle Solidarität durch die Sportler.“ (sinngemäße Wiedergabe).  Auf meine Frage, worin die Solidarität der Sportler bestehe, kann mir der Verkäufer nur sagen, daß „die Sportler“, u.a. eine Hamburger Leichtathletin, „umsonst“ ein Interview gegeben hätten. „Ist das Solidarität?“, fragte ich, „oder ein PR-Gag?“  Der Mann vor mir wusste keine Antwort. „Zumindest die Fuß-baller, die jetzt auflaufen, sind doch alle Millionarios“, hake ich nach.  „Unter Solidarität würde ich verstehen, daß diese Leute  spenden, Geld. Und nicht 10 oder 20 €uro, sondern 10 oder 20-Tausend.  Das ist doch für die ein Klacks, das zahlen die doch aus der Porto-Kasse.“  Der Hinz&Kunzt-Verkäufer schien meine Kritik nicht zu verstehen. Ich kaufte mir das Heft.  Beim Lesen der Sonderbeilage stellte ich fest, daß entweder ich den Verkäufer falsch verstand – oder er die Situation naiv und blauäugig beschrieb. Gelder scheinen tatsächlich nicht geflossen zu sein. Aber es kann ein Deutschland-Trikot mit Original-Unterschriften unserer National-Spieler ersteigert werden. Bis zum 1. Juli können Gebote per mail an trikot@hinz&kunzt geschickt werden. „Das höchste Gebot erhält den Zuschlag! Unter allen Teilnehmern verlosen wir zusätzlich ein von Moritz Volz signiertes England-Shirt.“ (S.26) Keine Ahnung, wer Moritz Volz ist.  * Auf der Seite 3 der Beilage finden sich die Logos von adidas, HSV, Nike, Puma u.a. Firmen. Denen dankt die hinz&kunzt-Redaktion für Unterstützung. Es wäre interessant zu erfahren, ob diese superreichen Firmen Geld für h&k spendeten. Ich befürchte: Nein. Der HSV zeichnet sich bekanntermaßen dadurch aus, daß er Jahr für Jahr Zig-Millionen ausgibt, zum Teil aus dem Fenster wirft, und sich den Fans gegenüber gerne als großzügig und volksnah ausgibt. * Natürlich wäre es naiv, den Sportlern zum Vorwurf zu machen, wenn sie kein Geld spenden. Im konkreten Fall haben unsere National-Spieler wahrscheinlich keinen direkten Kontakt zu h&k.  Falls überhaupt Kontakte vorhanden sind, laufen diese über die PR-Agen-turen der Vereine.  Und es gibt natürlich viele andere Projekte, die unterstützenswert sind bzw. wären. Ich gehe sogar davon aus, daß es Sportler gibt, die sich nicht nur als „volksnah“ und „großzügig“ vermarkten lassen, sondern die tatsächlich auch Geld spenden. *** Bemer-kenswert finde ich, wie eine Zeitschrift, die ursprünglich von und für Obdachlose gemacht wurde, mit millionenschweren Firmen und Institutionen anbandelt, die die Gelegenheit natürlich nutzen, um für sich Reklame zu machen. Das ist PR-Geplänkel. Etwas anderes wäre es, wenn eine der Firmen oder gar einer der Fußball-Millionarios Wohnraum für Obdachlose zur Verfügung stellen würde. Das würde in diesem Fall gut passen. Ich würde es als ein echtes Signal ansehen. Als Signal dafür, daß es Menschen gäbe,  die trotz millionenschwerer Bank-konten ein Gespür dafür haben, daß es noch andere soziale Welten und andere Schicksale gibt.“  *R.S.*

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