Montag, 4. März 2013

Bundesdelegiertenkonferenz



In Kassel fand am Samstag die 11. Bundesdelegiertenkonferenz der Montagsdemos statt.  Tagungsort war das Philipp-Scheidemann-Haus (Uni-Nähe). Stimmberechtigt waren 49 Dele-gierte von insgesamt 29 Montagsdemos. Insgesamt soll es rund 100 Mo-Demos in Deutschland geben, also war knapp ein Drittel vertreten. Überraschend für mich:  Das Fehlen von mehr als zwei Dritteln der existierenden Mo-Demos wurde nicht thematisiert. Zu bereden gab es auch so jede Menge – die Tagung dauerte gerade mal von 11 bis 16 Uhr 30. Da ich zum ersten mal dabei war –von der HH-Montags-Demo an dritter Stelle gewählt, ein Mann fiel aus – war ich entsprechend neugierig. * Wie schon am Mönckebergbrunnen war auch in Kassel für mich das Erfreulichste das Offene Mikrofon. Es wurde ausgiebig genutzt von den TeilnehmerInnen. Auf der rechten wie linken Seite des Saals bildeten sich jeweils Warteschlangen... Es wurde strikt auf die Einhaltung der Redezeit (3 min) geachtet. Da meine Delegierten-Funktion nicht mit einem Mandat zu konkreten Fragen verknüpft war, hatte ich den Kopf frei, um mich per Open Mike in die Diskussion einzumischen. * Die deutschlandweite zentrale Montags-Demo wird voraussichtlich am 19. Oktober in Berlin stattfinden. Die Mehrheit der Delegierten war dafür; es gab auch nennenswerte Stimmen für eine zentrale Demo VOR den Bundestagswahlen.  In den nächsten Tagen wird nach Recherchen des Koordinierungs-Ausschusses der Montags-Demo-Termin endgültig bekannt gegeben.  * Ein Delegierter brachte ein Konzept-Papier ein für die Gründung einer Umwelt-Gewerkschaft. Ich plädierte dagegen mit folgenden Argumenten: Erstens hätten wir schon Greenpeace, Robin Wood, Nabu, BUND u.a. Organisationen, die sich nachhaltig für Umweltschutz einsetzten. Zweitens würde die Gründung einer neuen Gewerk-schaft nur zu einer weiteren Zersplitterung der politischen Landschaft führen und Kräfte binden, die anderswo gebraucht würden. Die Delegierten-Konferenz verabschiedete keine Stellungnahme zu diesem Thema, sondern vertagte es. * Ausführlich diskutiert wurde ein zentrales „grundsätzliches“ Papier für alle Montagsdemonstrationen, das aus 9 Punkten be-steht. Ich hatte Bedenken beim Pt. 4: „Die Montagsdemonstrationsbewegung ist auf antifa-schistischer Grundlage weltanschaulich offen. Wir grenzen uns entschieden von Faschisten ab. Sie haben auf der Montagsdemo nichts zu suchen.“  Ich habe Probleme mit dem Begriff „Faschi-sten“. Wilhelmsburg ist ein Stadtteil, in dem seinerzeit Ronald Schill 39 % der Stimmen bekam. Auch damals war von „Faschismus“ die Rede.  Ich halte Schill-Wähler nicht für Nazis oder Faschisten (nur ausnahmsweise), sondern für Protestwähler. Unter diesen Leuten gibt es viele Arbeitslose und Geringverdienende. Politisch sind diese Leute –von denen ich einige kenne- größtenteils uninteressiert bzw.: Sie lehnen die Politik generell ab, egal ob rechts oder links. Meine Frage bzw. Bedenken wurden von anderen Delegierten nicht geteilt. Die Formulierung wurde nicht geändert. * In einem anderen Rede-Beitrag versuchte ich zum Ausdruck zu bringen, daß die Bedeutung des Offenen Mikros auch darin liege, daß wir –jede/r von uns- seine-ihre eigene Sprache entwickle. Die Sprache wird uns von den Herrschenden, vom herrschenden System genommenmanipuliert – vorgeschrieben – aufoktroyiert – zurechtge-bogen oder wie immer man das beschreiben mag. Sprache ist aber ein dynamisches äußerst komplexes System, das es zu gestalten gilt. Vielleicht klingt es etwas pathetisch, aber ich meine: Unsere eigene, unverwechselbare Sprache müssen wir uns „erobern“. Dieser mein Redebei-trag ging, so schien mir, komplett  unter. Offenbar waren meine Hörerinnen überfordert. * So fuhr ich denn, um etliche Eindrücke und Gedanken reicher, zurück nach Hamburg. **RS**

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