Donnerstag, 27. März 2014

Inklusion Hokuspokus


Gestern wäre ich beinahe gegen einen Plakatständer gelaufen, der auf dem Gehweg an der Fährstraße steht. Ich fand die Message darauf kompliziert, aber clever verpackt. Und da die Plakatmacher (Wilhelmsburger Bürgerhaus) behaupten, daß meine Meinung zähle, will ich damit nicht hinterm Ofen kauern. * Seit ein zwei Jahren sickert spürbar der Begriff "Inklusion" in die politischen Debatten. Europa läßt grüßen. Mit Riesenschritten wird auf Vereinheitlichung hingearbeitet; unsere Meinungs-macher, allen voran Fernseh- und Rundfunksender, Tageszeitungen, Boulevard-Blätter etc. scheinen nur noch ein großes "positives" Ziel vor Augen zu haben: Daß alle Menschen in diesem Land, und natürlich auch in Hamburg und konkret und speziell in Wilhelmsburg gute Europäer werden. Alle sollen einbezogen sein. Der zentrale Begriff, das Zauberwörtchen lautet "Inklusion" - Einbezogensein. Das Wörtchen "Integration", auch so'n Zauber-Begriff, ist etwas in den Hintergrund geraten, und die alte Oma "Harmonie" kommt, wenn überhaupt, nur noch mit Gehwagen oder im Rollstuhl daher. Interessant zu beobachten … Auf dem Plakat des Wilhelmsburger Bürgerhauses ist eine Person (Frau?) mit einem Fernglas abgebildet. Das könnte ich selber sein. Wie durch ein Sehrohr, mit dem ich Brennweite und Gegenstand einstelle, schaue ich auf unsere Sprache: Wie sie sich ändert bzw. geändert wird: Wie mit subtilen Mitteln (der Holzhammer ist die Ausnahme) unser Denken, unsere Vorstellungen von der Welt und uns selber, gelenkt, kanalisiert, manipuliert werden. Sprache ist ein ganz wichtiges, da subtil anwendbares Herrschafts-Instrument. Das wissen unsere Politiker selbst-verständlich. Das wissen auch unsere MeinungsmacherInnen von den Medien. Es gehört zum Grundwissen jeder Politik, auch Kultur-Politik. * Ich gebe auf Inklusion nichts. Als Stadtteilkünstler war ich 25 Jahre lang bemüht, einzubeziehen und Teil des Ganzen zu sein bzw. zu werden. Es hat nicht sollen sein. Heute möchte ich nicht mehr mit Jedem gemein werden. Ich bin für unsere große und kleine Politik eine austauschbare Größe, selbstverständlich auch für die Bürgerhaus-Verantwortlichen. Wo sowieso JEDE/R, unterschiedslos nach Alter, Geschlecht, Nationalität, Hautfarbe, sexueller Vorliebe, Bildung etc. einbezogen werden soll, verschließe ich mich. Ich traue unseren Politikern nicht, die mit schönen Worten Politik machen. Damit wird nur der tägliche Beschiß kaschiert. Wenns drauf ankommt, ist keiner von denen da. Da stehst du allein im Regen. Diese Erfahrung habe ich in den  letzten Jahren mehrmals gemacht in Wilhelmsburg. Deshalb sage ich: Die Inklusions-Geschichte ist für unmündige Menschen. Mit anderen Worten: Hokuspokus. Brauch ich nicht. Danke für die Aufmerksamkeit!      Raimund Samson     

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