Gabriele Meierding publizierte 1993 ihre Ausführungen und Thesen zu einem Thema, das viele fasziniert (u.a. mich). Dennis Nilsen, Ed Gain, Jürgen Bartsch, Wolfgang Schmidt, Jeffrey Dahmer, Andrej Tschikatilo: Durch die Reihe von ihrem kranken Trieb beherrschten Mehrfachmördern wurde seinerzeit viel Aufmerksamkeit in Presse, Funk und Fernsehen geschenkt. Es gibt inzwi-schen auch eine unüberschaubare Masse an Spielfilmen, die sich mit dem Thema befassen. Das Thema ist äußerst komplex ... * "Das Grauen hat höchsten Unterhaltungswert" (S.68) konstatiert die Autorin dieses als "Sachbuch" ausgegebenen rororo-Bändchens. Daß Zusammenhänge zwi-schen bestimmten Taten und unseren Medien bestehen, ist überaus banal + nicht von der Hand zu weisen. Allein diese Zusammenhänge in ihrer Vielschichtigkeit wären ein Thema, das sich nicht angemessen auf ein paar knappen Seiten abhandeln ließe. Die Autorin packt in diesem Büchlein -in oberflächlicher Weise- so viel zusammen, daß sie daran scheitern muß. - Es sei denn, es ging ihr bzw. dem Verlag um nichts weiteres als einen schnellen Verkaufserfolg. * Der Untertitel "Massenmedien, Massenmörder und alltägliche Gewalt" könnte auf einen medien-wissenschaftlichen Diskurs hindeuten. Von Wissenschaftlichkeit kann hier jedoch m.E. keine Rede sein. dazu ist das Büchlein viel zu tendenziös. Die fiel mir besonders bei dem Kapitel "Die Gewalt des Zuschauens" (112-138) auf. Hier beschreibt Frau M. Gewalt, die mit den Eingangs-Kapiteln (Triebtäter, Triebmörder) nicht mehr zu tun haben, und nur durch die Einseitigkeit der politischen Tendenz herausragen. In Berlin wurde ein 16-jähriger Schüler von mehreren Tätern, "der Initiator als Neonazi einschlägig bekannt" (114), beinahe gelyncht. Im gleichen Kapitel geht es um die Ausschreitun-gen 1992 im Rostock-Lichtenhagen, wo Asylanten-Unterkünfte von einem gewalttätigen Mob angegriffen wurden. Erstaunlich ist bei dieser beträchtlichen Erweiterung einer eh schon komplexen Thematik, daß allein "rechte Gewalt" moralisch gebrandmarkt wird. Fallen die Taten der RAF unter eine andere Kategorie, weil sie "vernünftig", d.h. wohlkalkuliert, mit Kälte und Berechnung durchgeführt wurden? Im Unterschied zu den Taten von Neonazis und "Rechten", die Frau Meierding in die Nähe gemeingefährlicher Killer und Mehrfachmörder rückt? Da es in diesem "Sachbuch" gerade auch um "Massenmedien" geht, ist unverständlich, daß die RAF und "linke Gewalt" komplett ausgeklammert sind. Der Erfolg der RAF in den 70-er und 80-er Jahren beruhte gerade darauf, daß die Täter ein taktisch raffiniertes Spiel mit den Massenmedien trieben, indem sie diese in allen Phasen ihres Aktionismus instrumen-talisierten: sprich vor den Karren ihrer Ideologie spannten. * "Rechte" und "linke Gewalt" sind nicht identisch - dabei ist es für die Opfer egal, wer ihren Tod herbeiführte. Daß die Autorin allein "rechte Gewalt", die in den beschriebenen Beispielen nicht zu Toten führte, an den Pranger stellt, die Gegenseite aber völlig ausspart, macht deutlich, daß sie auf einem Auge blind ist. * Ich halte "Psychokiller" für pseudo-sachlich. *R.S.*
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