Kulturjournalismus, in Bildern denken, Gegenöffentlichkeit, Experiment, Schutzengel
Mittwoch, 30. Mai 2012
Helmut Berger in Ludwig II
+ noch eine Tagebuch-Notiz: Sah vorgestern im TV den Visconti-Film "Ludwig II" mit Helmut Berger in der Haupt-Rolle. Ich bin total begeistert. An dem Film gefällt mir alles: Die schauspielerischen Leistun-gen, die Regie, die Bilder, die Musik. TUTTO. Ein Meisterwerk. Manchmal lohnt es sich halt doch noch, den Apparat einzuschalten. *R.S.*
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La Vitola - Mein Tagebuch (2)
Im Moment herrscht Chaos. Das Durcheinander in meiner Wohnung wird noch einige Wochen anhalten. Ich bin dabei, riesige Menge Zigarren-Bauchbinden (Vitolen) zu sortieren und in Briefmarken-Alben ein-zusetzen. Und damit die Arbeit nicht stupide und zu einem Fließband-Job wird, gestalte ich die Umschlä-ge der Bücher. Und ich achte darauf, daß auch der Inhalt faszinierend präsentiert wird. Zumindest für mich selber. * Für mich ist dieses Sammeln eine sehr kreative Sache. *R.S.*
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Offene Lesung in Bergedorf
Am nächsten Mittwoch ist es wieder so weit: Im BELAMI, Holtenklinker Str. 26, findet die Offene Le-sung des TEXT-LABOR Bergedorf statt. "Eine freie Bühne für jeden, der seine eigenen Texte lesen, slammen oder singen möchte". Die Moderatorin Petra Klose ist eine Gastgeberin, die jeden Einzelnen, egal über wie viel er/sie verfügt, einfühlsam in die Veranstaltung einbezieht. Jeder hat bis zu 10 Minuten Zeit. Meine Empfehlung ... Beginn: 19 Uhr 30. Ab 18 Uhr 45 können sich AutorInnen vor Ort anmelden. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos: http://www.textlabor-bergedorf.de *R.S.*
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Dienstag, 29. Mai 2012
Vitola - Das Tagebuch
„Was’ DAS denn?“ Mein Bekannter (MB) runzelte die Stirn.
„Ich
bin vitolphil!“ – „Vitophil?“ –
„Vitol-phil, mit L!“ - „Ist das ne neue sexuelle Variante? Mit
bunten Kondomen?“ MB lachte. „Ha ha
ha!“
„Kuck mal genau
hin!“ – „Ja ... Ahh... Jetzt seh ich das erst ... Das sind
doch von diesen Zigarren ... die Bänder drum“.
– „Genau. Und so ein Ding heißt im Fach-Jargon „Vitola“. – „Zu
deutsch Zigarren-Ring“. – „Muß wohl. Oder so ähnlich. Im
Duden-Fremdwörterbuch kommt das Wort nicht vor.“ – „Und die Dinger sammelst du?“ – „Jou. Neuerdings wieder. Nach mehr
als 45 Jahren Pause. Genau genommen sammelte mein Vater für mich. Zwei
Zigarrenkisten voll bewahrte ich auf. Eine Mappe, die ich vollgeklebt hatte,
ist leider abhanden gekommen.“ – „Dann
sind die ja schon alt!" - „Diese
ja. 50-er oder 60-er Jahre. ... Der Hofnar war übrigens eines meiner
Lieblingsbänder. * MB prostete mir zu. „Salute! Auf das alte neue Hobby!“ – „Prost!“ *R.S.*
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Freitag, 25. Mai 2012
Überleben
Ich bewundere die Schnecke neben meinem Küchenfenster.
Sie überlebt auf scheinbar totem Verputz.
In ihrem Gehäuse ein kleines Loch. Wurde
es von einem Vogel-Schnabel verursachtt? Auch der Künstler lebt in einem Gehäuse. Weitaus
komfortabler als die Schnecke. Aber ich wage den Vergleich. Die Schnecke ist
eine Überlebens-Künstlerin. Im Tierreich passieren oftmals unwahrscheinliche,
eigentlich „unmögliche“ Dinge. * Im
Bereich der Menschen ist der Künstler derjenige, der das Unmögliche will. *R.S.*
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WKP 22.5.2012
WortKunst-Poetry
# 5 im WESTEND zeichnete sich –wieder einmal- durch Beiträge höchst unter-schiedlicher
Art aus. Gedicht-artiges, Tagebuch-Form, Erzählung, freier Vortrag. Vom
Bergedorfer Text-Labor waren Arne Poeck, Renate und Petra Klose angereist; der
Club der lebenden Dichter war mit Günter Kutzke und Markus vertreten. Außerdem
lasen und performten: Darijana Hahn, Inge Seipel, Eberhard Höhn, Dietmar Helle
und ich (Kunstbüro Wilhelmsburg). Gratulation an Arne Poeck. Er gewann im April zum 3. Mal beim Poetry
Slam im Molotow den „Dr. Buhmann-Gedächtnis-Preis“. Diese Auszeichnung wird Monat für Monat
für die schrägste-originellste Performance vergeben. Ich freue mich besonders
darüber. Der „Dr.
Buhmann-Gedächtnis-Preis“ wurde nämlich in den 90-er Jahren nach einer denkwürdigen
Performance von mir erfunden. Ich trat –damals noch im Fools Garden- unter meinem Kampf-Namen Dr. Buhmann auf. Arne macht diesem Preis –und auch mir- alle Ehre. *
Ich fand die Mischung der Beiträge diesmal sehr gelungen. Zum einen Texte mit
literarischem Anspruch, zum anderen eine improvisierte Bild-Beschreibung
(Dietmar über ein eigenes Werk) und Inge Seipel mit Tagebuch-Notizen über ihre
Arbeit als Bildhauerin. * Der nächste WortKunst-Poetry-Abend im WESTEND findet am 26.6.
statt. Im Juni lassen wir ausfallen. Am 28. August geht’s dann weiter. *R.S.*
Dienstag, 22. Mai 2012
Dr. Buhmanns Erzählungen
Anläßlich der Lesung im Heimatmuseum (mit Helmut Reithofer, Saxophon) hatte Claus-Peter Rathjen die Werbetrommel gerührt und zu 2 guten Artikeln im "Neuen Ruf" und im "Wilhelmsburger Wochenblatt" angeregt. Bevor ich damit herausrückte, was es mit dem "Dr. Buhmann" für eine Bewandnis habe, las ich erst einmal einen Text über den langjährigen Leiter des Heimatmuseums, Hermann Keesenberg:
Mitte
der 80-er Jahre besuchte ich das Wilhelmsburger Heimat-Museum und lernte dabei
Hermann Keesenberg kennen. Der
hochbetagte Mann erwies sich als überaus interessiert an den Gästen. Als er
hörte, daß ich Puppenspieler sei, nahm ich ein schelmisches Lächeln wahr,
verbunden mit einem Hauch Skepsis. „Puppenspieler?
Ein seltener Beruf. Welche Stücke spielen Sie?“ fragte er neugierig. „Ach“,
erwiderte ich, „weniger traditionelle Figuren wie Kasperle, Räuber Hotzenplotz
und so.“
„Eigene Stücke? Kein Kasperle?“
„Doch,
einen Kasperle hab ich im Programm“, erwiderte ich, „ich spiele aber lieber
Anderes“.
„Hmm... das wäre doch mal was. Vielleicht
können Sie im Museum auftreten.“
Bei
unserem nächsten Treff hatte der freundlich und distinguiert parlierende Herr
bereits eine konkrete Idee. Er wolle mit dem Heimat-Museum einen
„Plattdütsch“-Nachmittag veranstalten. Ob ich bei der Gelegenheit die Puppen tanzen lasse wolle?
„Gerne“, freute ich mich. „Aber ich
spreche kein Missingsch oder hamburger Platt“.
„Das macht nichts“, beruhigte mich Herr
Keesenberg. „Ich erzähle vor der
Veranstaltung ein paar Anekdoten, dann überlasse ich Ihnen das Weitere. Sagen
Sie mal, kommen Sie aus Holland?“
„Nicht
direkt... holländische Grenze, Niederrhein, Xanten.“
„In Xanten war ich vor vielen Jahren,
Siegfried, der Xantener Dom, die Nibelungen-Sage. Das sagt mir etwas.“
„Ich lebe schon mehr als zehn Jahre in
Hamburg“, merkte ich an, „aber meine
Aussprache ist noch niederrheinisch. Das fällt jedem sofort auf.“
„Stört Sie das? Bleiben Sie, wie Sie sind“, vernahm
ich nun. „Es ist gut, daß es noch
Unterschiede in den Dialekten gibt,. – Also abgemacht, Sie treten auf?“
„Gern,“, erwiderte ich, „ich weiß aber nicht, ob dies der richtige
Ort ist. Ich habe eine relativ große Bühne.“
„Keine Sorge“, sagte der Mann, der nach
dem Krieg viele Jahre die Geschicke des Heimatmuseums leitete und zudem Rektor
einer Wilhelmsburger Schule war.
„Wir werden einen geeigneten Platz finden. In
Moorwerder gibt es einen Bauernhof, der Eigentümer ist dem Heimatmuseum
verbunden. Dort haben wir schon Veranstaltungen durchgeführt.“ **
An
die Einzelheiten des Auftritts erinnere ich mich nur vage. Ich brachte „Mopsi
Nase - auch Gespenster wollen essen“, ein Stück, das in und vor einem
Küchenschrank stattfindet. Die Zuschauer waren im Schnitt 60-70 Jahre alt und
applaudierten für eine Aufführung, die auf Kinder zugeschnitten war. Ohne
Hermann Keesenberg, der mit seinen Schnacks eine Brücke baute zwischen
traditionellem Wilhelmsburg und exzentrischem Puppenspiel, wäre ich wohl
unterge-gangen. Der 90-jährige war, bei aller Beschei-denheit, ein guter
Conferencier. der mit plattdütschen Erzählungen alle Sympathien auf seine Seite
brachte. liebenswürdig bescheidene Mann war ein guter Conferencier. So einen
Mann hätte ich mir als Lehrer gewünscht. Streng aber gerecht, stellte ich ihn
mir vor meiner Klasse stehend vor, und dann vor allem humorig. Ein
Menschenkenner. Kein Schüler beeindruckte ihn mit Ausreden. Eine Figur wie aus
einer Wilhelm Busch-Erzählung. Ein Mann, der sich kein x für ein u vormachen
ließ. Und für den noch Werte als Geld zählten.
Ich
denke an ihn mit großem Respekt.
*** Danke für respektvolle und gastfreundliche Aufnahme im Heimatmuseum! Der Auftritt machte Spaß. Und jetzt wissen es also auch endlich einige Wilhelmsburger: "Dr. Buhmann", der Alias-Name des Autors und Bloggers, war einst ein Protagonist der Hamburger Poetry Slam-Szene. Es gibt bis heute den "Dr. Buhmann-Gedächtnis-Preis", der jeden Monat für die schrägste, "abgefahrenste" Performance ("Hamburg ist Slamburg" heißt die Veranstaltung, meine ich) verliehen wird. Und der Dr.-Titel? Rührt daher, daß der Autor mit wissenschaftlicher Akribie gewisse Phänomene untersucht. *** Eine gehölrige Portion Ironie nicht zu vergessen ...) ... genauso wenig wie das Kunstbüro Wilhelmsburg, das mich in schwierigen Situationen häufig stark macht. /// Einen Besuch des Wilhelmsburger Heimat-Museum empfehle ich aus verschiedenen Gründen. ist aus verschiedenen Gründen. Erstens gibt's ne Menge zu sehn, zweitens leckeren Kuchen, drittens aufmerksame Gastgeber. *R.S.*
Bye Bye Robin Gibb
In den 60-er Jahren waren die BeeGees ständig in den
Hitparaden. „Spicks & specks“ fand
ich klasse, auch noch ein paar andere Lieder, einige fand ich auch öde, zum Wegschnarchen.
Bei meiner Muziek-Expreß (ich bezog die holländische Ausgabe) war ich schärfer auf Poster von Jimi Hendrix,
Cream, Kinks etc. Aber in den 70-ern kamen die BeeGees noch einmal, für mich
un-erwartet, ganz groß mit Songs wie „Saturdaynight
fever“ und „You should be dancing“, für
mich absolut sensationelle Arrangements: Ohrwürmer. Ich hab schon lange keine
BeeGees-Platte mehr aufgelegt, aber das brauche ich auch nicht. Einige Songs
sind für immer in mir präsent, jederzeit in meinem Gedächtnis abrufbar. * Danke
Robin Gibb, Du hinterläßt ein paar großartige Kompo-sitionen, die auch
zukünftigen Hörern ins Herz gehen werden! *R.S.*
Freitag, 18. Mai 2012
WortKunst-Poetry # 5
Am 22.5. findet WortKunst-Poetry # 5 statt. Ort: Das WESTEND im Vogelhüt-tendeich 17. Uhrzeit: ab 19 Uhr 30. Jede/r Teilnehmer/In kann bis zu 10 Minuten eigene Texte performen bzw. vortragen. Gerne mit musikalischer Begleitung. * Wer möchte, kann auch zu unserem Abendessen (18 Uhr) am gleichen Ort kommen. Die Kosten werden umgelegt. * Dies sind Veranstaltungen des Kunstbüro Wilhelmsburg in Zusammen-arbeit mit dem WESTEND. *R.S.*
KWW oder: Der Spuk hört nicht auf
Ein Gespenst geht um auf der Elb-Insel, es nennt sich „Kunst Werk Wilhelmsburg“. Dem Untoten werden vom Wilhelmsburger Wochenblatt in der aktuellen
Ausgabe mehrere Zeilen geschenkt. Im treffpunkt.elbinsel, Fährstr.51A, finde am 25.5. ein Treff statt, lese ich. „Lust auf
Kunst?“ lautet die Überschrift. Lust ??? auf K-U-N-S-T ??? Hä? Wie bitte? Wir haben doch nicht den 1. April?! * Wer steckt hinter dem
ominösen KWW ( = Kunst Werk Wilhelmsburg)? Es handelt sich um eine Gruppe von
Spukgeistern, mit dem Obergespenst Hildebrand Henatsch an der Spitze. Er
verschickte eine mail, mit der er zum Gespenster-Treffen einlädt. * Zur
Erinnerung: Ich gehörte einst zu den Mitbegründern der Vereinigung, stieg
jedoch noch rechtzeitig aus, nämlich als sich herausstellte, daß es bei dem
seltsamen Gebilde „KWW“ nicht um Kunst oder Kultur geht, son-dern allein darum,
bei der IBA, Kulturbehörde oder dem Bezirksamt Gelder abzuziehen. Die Gründung
des Vereins war völlig überflüssig. Im letzten Jahr beendete ich im April die
letzte Station der von mir organisierten Wanderausstellung des KWW. Der KWW-Kassenwart,
der auf mich sauer war, weil ich nicht in den Verein eingetreten war, versuchte
noch zu verhindern, daß wir zum Transport der Bilder –wie zuvor- ein Fahrzeug
von der SBB geliehen bekamen. Dieses Störmanöver war nur noch lächerlich. * Seit 2 Jahren gab es seitens des KWW mit
Ausnahme der u.a. von mir organisierten Wanderausstellung keinerlei nennenswerte Aktivitäten mehr. Aber wie Gespenster nun
mal bisweilen sind: Mit viel Huuuh Huuuh finden sie bisweilen noch Leute, die „Huuuh Huuuh“ mit "Kunst" verwechseln. * Na,
denn spukt mal schön weiter! *R.S.*
Lesung mit Musik
"Der Wilhelmsburger Allround-Künstler Raimund Samson ist am Sonntag, 20. Mai, zu Gast im Museum der Elbinsel, Kirchdorfer Str. 163. Gemeinsam mit Saxophonist Helmut Reithofer lädt er zu einer musika-lischen Lesung namens "Dr. Buhmanns Erzählungen" ein. Samsons Texte spielen überwiegend in Wil-helmsburg, sind politisch tendenziös, eher links, doch ohne dogmatisch zu sein. Beginn ist um 17 Uhr 30." -Diesem Auszug aus der Ankündigung im Wilhelmsburger Wochenblatt schließe ich mich gerne an.
Auch mit dem weiteren Wortlaut des Wochenblatt-Textes kann ich mich anfreunden: "Was hat es mit dem merkwürdigen Titel auf sich? Das Publikum wird sich überraschen lassen müssen, was Samson unter "Buhmann" versteht, noch dazu unter einem "Dr. Buhmann". Da für Samson der Spaß-Faktor in seiner Kunst stets eine große Rolle spielt, kann man sich auf ein paar amüsante Stunden gefasst machen". - "Ein paar amüsante Stunden"? Von mir aus gerne. Wenn ihr bzw. Sie, werte Gäste, es so lange aushaltet! (hahaha). - "Die Veranstaltung läuft im Rahmen der Reihe "Kultur im Museum", der Eintritt kostet fünf Euro. (Text C.Pittelkow) *R.S.*
Auch mit dem weiteren Wortlaut des Wochenblatt-Textes kann ich mich anfreunden: "Was hat es mit dem merkwürdigen Titel auf sich? Das Publikum wird sich überraschen lassen müssen, was Samson unter "Buhmann" versteht, noch dazu unter einem "Dr. Buhmann". Da für Samson der Spaß-Faktor in seiner Kunst stets eine große Rolle spielt, kann man sich auf ein paar amüsante Stunden gefasst machen". - "Ein paar amüsante Stunden"? Von mir aus gerne. Wenn ihr bzw. Sie, werte Gäste, es so lange aushaltet! (hahaha). - "Die Veranstaltung läuft im Rahmen der Reihe "Kultur im Museum", der Eintritt kostet fünf Euro. (Text C.Pittelkow) *R.S.*
Er-Ich + Ich
(für Erich Heeder)
Ein Stück Eisen, das
zur Weißglut erhitzt wird,
kühlt irgendwann ab.
Vielleicht
härter denn je.
Ein Mensch ist aus
anderem Material.
Auch er kann
zur Weißglut gebracht werden.
Wie seine Chemie ausschaut,
wenn er abkühlt, das
ist die Frage.
Raimund Samson
Ein Stück Eisen, das
zur Weißglut erhitzt wird,
kühlt irgendwann ab.
Vielleicht
härter denn je.
Ein Mensch ist aus
anderem Material.
Auch er kann
zur Weißglut gebracht werden.
Wie seine Chemie ausschaut,
wenn er abkühlt, das
ist die Frage.
Raimund Samson
Sex im Alter
Letzten Sonntag erlebte ich in der
Schauspielhaus-Kantine die General-Probe des Theaterstücks „Sex
im Alter“. Das Stück, bei dem 11 Frauen und 2 Männer mitspielen, wurde
–unter Anleitung professioneller Regie- von den Beteiligten selbst erarbeitet.
Die Laien-SchauspielerInnen, da-runter etliche mit mehrjähriger Bühnenerfahrung,
waren mindestens 60 Jahre alt. Ich war sehr angetan von der Inszenierung.
Einiges war nicht perfekt, aber so etwas gehört dazu, wenn ein
Theaterstück erst eingespielt wird. Vor allem freute mich, daß Ulla, ein langjähriges –unser ältestes- Kunstbüro-Mitglied (85) mitspielte. Ich kenne
Ulla seit 1977. Damals hatten wir eine engere Beziehung. Befreundet sind wir bis heute. * Ich wünsche
Ulla und allen weiteren Betei-ligten, daß das Stück viele Aufführungen erlebt.
Das Thema ist wichtig, findet sich ab und an in den Medien (übrigens auch
in der BILD-Zeitung). Aber ein entsprechendes Theater-Stück zu erarbeiten +
selber aufzuführen ist natürlich noch etwas anderes, als sich journalistisch
darüber auszulassen. * Die inhaltliche
Tendenz des Stücks läuft darauf hinaus, Sex auch im höheren Alter positiv zu
sehen, zu erleben. Daraus wird jedoch kein Dogma gemacht. Es gibt in dem Stück auch eine Rolle,
in der das Thema eher negativ abgehandelt wird nach dem Motto „Mit mir nicht - Was soll der
Quatsch“. (Zu einer positiven Einstellung zu Sexualität gehört Freiwilligkeit +
damit auch die Möglichkeit, Sex für sich selber abzulehnen; aus welchen Gründen
auch immer). *R.S.*
Samstag, 12. Mai 2012
Kunst in Wilhelmsburg (Konzept-Art)
Seit dem Sommer letzten Jahres treffen Spaziergänger
im Kleingarten-Gelände beim Kranken-haus auf ein längliches, einen Kanal
überquerendes und von Holz-Balken umzäuntes Areal. Welche Konzept-Künstler sind
hier am Werk? Sind's Leute von der Künstler-Community? Ich bin nicht ganz sicher ... Zwei Bohlen sind aus der
schmalen Brücke entfernt. Wohl nicht lohne Grund!! ... Aha! Es gilt diese Lücken zu bestaunen ... Seit gut einem
Dreivierteljahr! Den ansässigen Schrebergärtnern scheint’s zu gefallen. Sonst
hätten sie bestimmt schon etwas gegen dieses Kunst-Werk unternommen. *** Wo
zig-Millionen € verbaut werden, um Millionen € durch Touristen einzunehmen, da
gibt es doch noch ein paar letzte stille Orte. Danke! *** Nichts
ist unmöglich – Wilhelmsburg! *** *R.S.*
Grüne in Wilhelmsburg
Auf meinem Spaziergang (Industriestraße - Groß Sand) fotografierte ich Bäume, die mit einem grünen Punkt (Sprayfarbe) versehen wurden. Was hat dies zu bedeuten? Markierte die Orts-Gruppe der Grünen ihr Revier auf der Elb-Insel? Man hört + sieht in diesem Stadtteil nicht viel von den Grünen bzw. der GAL, aber vielleicht besinnen sie sich auf alte Positionen - + führen ihre Team-Besprechungen im Grünen durch? ODER: Waren igs-Mitarbeiter unterwegs, die Bäume markierten, um Holzfällern die Arbeit zu erleichtern? Hoffnungs-Schimmer: Vielleicht bedeutet die Farbe grün in diesem Fall: Ihr dürft noch wachsen, liebe Bäume! (also: Bitte nicht fällen!) *R.S.*
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Raimund Samson,
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Bud Spencer in Wilhelmsburg
Hurra! Bud Spencer weilt auf der Elb-Insel. Er hat seinen Kumpel Terence Hill gleich mitgebracht. Endlich wieder Besuch in Wilhelmsburg, über den wir uns freuen können. * Der neue Streifen, an dem sie drehen, heißt "Zwei für Alle - Alle für Zwei", Untertitel 4 Fäuste gegen Gentrifizierung. So viel ich weiß, suchen sie noch Darsteller: Profis, Amateure, Laien und Dilettanten zum Mit-Spielen. Gefragt sind vor allem Insulaner, die in der einen oder anderen Weise KREATIVE Beiträge zum Thema liefern.* (fotografiert im Reiherstiegviertel) *R.S.*
Samstag, 5. Mai 2012
Freitag, 4. Mai 2012
Lektüre: "Sonnenbad im Sagaland" von Eberhard Höhn
Der Autor, Jahrgang 1949, lebt seit 2009 in Hamburg.
Die Gedichte und Erzählungen themati-sieren seine Situation in der Hansestadt:
Angekommensein, aber noch nicht ganz dazugehören (aber immerhin fast). Höhn
findet gute Worte für die Menschen an der Elbe („Hamburger“, S. 9-11). Das Buch ist sehr sorgfältig gemacht; Prosa
und Lyrik halten sich die Waage, formal, und dazwischen Fotos, die der Autor
von Stadt und Menschen, Häusern, Schildern machte. Auch der Erzähl-Duktus ist
sehr ausgewogen. Kein Platz für Aufgeregtheiten! * In “Niedergang“ (S. 84-86) spricht mir der Autor aus der Seele mit
seiner Kritik an unserer Hochtechnologie-Gesellschaft. Mediale Dauer-berieselung
und der Dauer-Einsatz von Kommunikations-Apparaten lassen ein schlichtes
Gespräch wie etwas Besonderes erscheinen. Der studierte Musiker, feinfühlig und
weltoffen, leidet unter der der medialen Vermüllung. „Menschen twittern, chatten, bloggen, sind im Gegenzug blockiert, sprachlos,
kommunikationsunfähig. Menschen lassen sich beschallen und können nicht mehr
zuhören, nicht mehr lesen“. Zur
Situation von Kunst und Kultur meint der Fachmann: „Seit Beginn der Neunzi-gerjahre findet meines Erachtens keine
Entwicklung, Neu-schöpfung von dauerhaftem Wert statt in Musik, Dichtung und
Malerei, Schauspiel und Oper. Die neue Kultur ist der Kommerz, der Mammon, der
alles beherrschende ...“ * In „Dichterlesungen“ kritisiert Höhn „Inzucht“. Mir kommt der Vorwurf bekannt
vor: „dichterlesungen in hamburg / finde
ich inzestiös / denn man trifft immer wieder / auf die gleichen menschen“. In
der social beat-Szene hatte ich vor x Jahren mit einem Autor aus Aachen zu tun,
der ständig betonte, wie „in-zestuös“ ihm
die Poetry-Szene vorkomme. Ich schlage vor: Um dem Problem auszuweichen,
besucht man am besten keine Dichterlesungen mehr – oder läßt sich auf die
Menschen ein, die man dort „immer wieder“
trifft. Aus einem „immer-wieder-treffen“ können sich Freundschaften
entwickeln oder Arbeitszusammenhänge.
Ich glaube nicht, daß sich die Situation auf absehbare Zeit ändern wird.
Dichterlesungen werden keine Massen-events werden. Wäre dies überhaupt
wünschenswert? * 102 Seiten, isbn
978-3-8448-0829-2, edition inoshishi, www.bod.de * R.S.*
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Raimund Samson,
Sagaland
Dienstag, 1. Mai 2012
Guten Abend, Heimatmuseum!
Auch das Wilhelmsburger Heimatmuseum hatte seine
Pforten zur „langen Nacht der Museen“ geöffnet. * Der Chor Tuma Mina präsentierte Lieder in verführerischer Koloratur; Katharina Jensen präsentierte sich
selbst inmitten einer Auswahl ihrer farbenfroh bemalten Handtaschen; eine gute
Laune versprühende Dame präsentierte heimatliche
Tracht; vier junge Frauen bemal-ten Papierschmetterlinge und luden
Schaulustige ein, mitzumachen; ein afghanischer Maler zeigte einige Werke; und
dann fotografierte ich auch Herrn Steinke
bei der Arbeit. Der Kirch-dorfer brennt
seine Bilder, die er auf Holz
vorgezeichnet hat. Norddeutsches Kunsthandwerk, sehr traditionell. Gut, daß
es noch Räume gibt, in denen dies in unserer schnellebigen Zeit an den Rand
gedrängte Arbeiten noch gezeigt wird. *R.S.*
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