Anläßlich der Lesung im Heimatmuseum (mit Helmut Reithofer, Saxophon) hatte Claus-Peter Rathjen die Werbetrommel gerührt und zu 2 guten Artikeln im "Neuen Ruf" und im "Wilhelmsburger Wochenblatt" angeregt. Bevor ich damit herausrückte, was es mit dem "Dr. Buhmann" für eine Bewandnis habe, las ich erst einmal einen Text über den langjährigen Leiter des Heimatmuseums, Hermann Keesenberg:
Mitte
der 80-er Jahre besuchte ich das Wilhelmsburger Heimat-Museum und lernte dabei
Hermann Keesenberg kennen. Der
hochbetagte Mann erwies sich als überaus interessiert an den Gästen. Als er
hörte, daß ich Puppenspieler sei, nahm ich ein schelmisches Lächeln wahr,
verbunden mit einem Hauch Skepsis. „Puppenspieler?
Ein seltener Beruf. Welche Stücke spielen Sie?“ fragte er neugierig. „Ach“,
erwiderte ich, „weniger traditionelle Figuren wie Kasperle, Räuber Hotzenplotz
und so.“
„Eigene Stücke? Kein Kasperle?“
„Doch,
einen Kasperle hab ich im Programm“, erwiderte ich, „ich spiele aber lieber
Anderes“.
„Hmm... das wäre doch mal was. Vielleicht
können Sie im Museum auftreten.“
Bei
unserem nächsten Treff hatte der freundlich und distinguiert parlierende Herr
bereits eine konkrete Idee. Er wolle mit dem Heimat-Museum einen
„Plattdütsch“-Nachmittag veranstalten. Ob ich bei der Gelegenheit die Puppen tanzen lasse wolle?
„Gerne“, freute ich mich. „Aber ich
spreche kein Missingsch oder hamburger Platt“.
„Das macht nichts“, beruhigte mich Herr
Keesenberg. „Ich erzähle vor der
Veranstaltung ein paar Anekdoten, dann überlasse ich Ihnen das Weitere. Sagen
Sie mal, kommen Sie aus Holland?“
„Nicht
direkt... holländische Grenze, Niederrhein, Xanten.“
„In Xanten war ich vor vielen Jahren,
Siegfried, der Xantener Dom, die Nibelungen-Sage. Das sagt mir etwas.“
„Ich lebe schon mehr als zehn Jahre in
Hamburg“, merkte ich an, „aber meine
Aussprache ist noch niederrheinisch. Das fällt jedem sofort auf.“
„Stört Sie das? Bleiben Sie, wie Sie sind“, vernahm
ich nun. „Es ist gut, daß es noch
Unterschiede in den Dialekten gibt,. – Also abgemacht, Sie treten auf?“
„Gern,“, erwiderte ich, „ich weiß aber nicht, ob dies der richtige
Ort ist. Ich habe eine relativ große Bühne.“
„Keine Sorge“, sagte der Mann, der nach
dem Krieg viele Jahre die Geschicke des Heimatmuseums leitete und zudem Rektor
einer Wilhelmsburger Schule war.
„Wir werden einen geeigneten Platz finden. In
Moorwerder gibt es einen Bauernhof, der Eigentümer ist dem Heimatmuseum
verbunden. Dort haben wir schon Veranstaltungen durchgeführt.“ **
An
die Einzelheiten des Auftritts erinnere ich mich nur vage. Ich brachte „Mopsi
Nase - auch Gespenster wollen essen“, ein Stück, das in und vor einem
Küchenschrank stattfindet. Die Zuschauer waren im Schnitt 60-70 Jahre alt und
applaudierten für eine Aufführung, die auf Kinder zugeschnitten war. Ohne
Hermann Keesenberg, der mit seinen Schnacks eine Brücke baute zwischen
traditionellem Wilhelmsburg und exzentrischem Puppenspiel, wäre ich wohl
unterge-gangen. Der 90-jährige war, bei aller Beschei-denheit, ein guter
Conferencier. der mit plattdütschen Erzählungen alle Sympathien auf seine Seite
brachte. liebenswürdig bescheidene Mann war ein guter Conferencier. So einen
Mann hätte ich mir als Lehrer gewünscht. Streng aber gerecht, stellte ich ihn
mir vor meiner Klasse stehend vor, und dann vor allem humorig. Ein
Menschenkenner. Kein Schüler beeindruckte ihn mit Ausreden. Eine Figur wie aus
einer Wilhelm Busch-Erzählung. Ein Mann, der sich kein x für ein u vormachen
ließ. Und für den noch Werte als Geld zählten.
Ich
denke an ihn mit großem Respekt.
*** Danke für respektvolle und gastfreundliche Aufnahme im Heimatmuseum! Der Auftritt machte Spaß. Und jetzt wissen es also auch endlich einige Wilhelmsburger: "Dr. Buhmann", der Alias-Name des Autors und Bloggers, war einst ein Protagonist der Hamburger Poetry Slam-Szene. Es gibt bis heute den "Dr. Buhmann-Gedächtnis-Preis", der jeden Monat für die schrägste, "abgefahrenste" Performance ("Hamburg ist Slamburg" heißt die Veranstaltung, meine ich) verliehen wird. Und der Dr.-Titel? Rührt daher, daß der Autor mit wissenschaftlicher Akribie gewisse Phänomene untersucht. *** Eine gehölrige Portion Ironie nicht zu vergessen ...) ... genauso wenig wie das Kunstbüro Wilhelmsburg, das mich in schwierigen Situationen häufig stark macht. /// Einen Besuch des Wilhelmsburger Heimat-Museum empfehle ich aus verschiedenen Gründen. ist aus verschiedenen Gründen. Erstens gibt's ne Menge zu sehn, zweitens leckeren Kuchen, drittens aufmerksame Gastgeber. *R.S.*
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