Dienstag, 22. Mai 2012

Dr. Buhmanns Erzählungen



Anläßlich der Lesung im Heimatmuseum (mit Helmut Reithofer, Saxophon) hatte Claus-Peter Rathjen die Werbetrommel gerührt und zu 2 guten Artikeln im "Neuen Ruf" und im "Wilhelmsburger Wochenblatt" angeregt. Bevor ich damit herausrückte, was es mit dem "Dr. Buhmann" für eine Bewandnis habe, las  ich erst einmal einen Text über den langjährigen Leiter des Heimatmuseums, Hermann Keesenberg:

Mitte der 80-er Jahre besuchte ich das Wilhelmsburger Heimat-Museum und lernte dabei Hermann Keesenberg kennen.  Der hochbetagte Mann erwies sich als überaus interessiert an den Gästen. Als er hörte, daß ich Puppenspieler sei, nahm ich ein schelmisches Lächeln wahr, verbunden mit einem Hauch Skepsis. „Puppenspieler? Ein seltener Beruf. Welche Stücke spielen Sie?“ fragte er neugierig. „Ach“, erwiderte ich, „weniger traditionelle Figuren wie Kasperle, Räuber Hotzenplotz und so.“
„Eigene Stücke? Kein Kasperle?“
„Doch, einen Kasperle hab ich im Programm“, erwiderte ich, „ich spiele aber lieber Anderes“.
„Hmm... das wäre doch mal was. Vielleicht können Sie im  Museum auftreten.“
Bei unserem nächsten Treff hatte der freundlich und distinguiert parlierende Herr bereits eine konkrete Idee. Er wolle mit dem Heimat-Museum einen „Plattdütsch“-Nachmittag veranstalten. Ob ich bei der Gelegenheit  die Puppen tanzen lasse wolle?
„Gerne“, freute ich mich. „Aber ich spreche kein Missingsch oder hamburger Platt“.
„Das macht nichts“, beruhigte mich Herr Keesenberg. „Ich erzähle vor der Veranstaltung ein paar Anekdoten, dann überlasse ich Ihnen das Weitere. Sagen Sie mal, kommen Sie aus Holland?“
„Nicht direkt... holländische Grenze, Niederrhein, Xanten.“
„In Xanten war ich vor vielen Jahren, Siegfried, der Xantener Dom, die Nibelungen-Sage. Das sagt mir etwas.“  
Ich lebe schon mehr als zehn Jahre in Hamburg“, merkte ich an, „aber meine Aussprache ist noch niederrheinisch. Das fällt jedem sofort auf.“
Stört Sie das? Bleiben Sie, wie Sie sind“, vernahm ich nun. „Es ist gut, daß es noch Unterschiede in den Dialekten gibt,. – Also abgemacht, Sie treten auf?“
„Gern,“, erwiderte ich,  „ich weiß aber nicht, ob dies der richtige Ort ist. Ich habe eine relativ große Bühne.“
„Keine Sorge“, sagte der Mann, der nach dem Krieg viele Jahre die Geschicke des Heimatmuseums leitete und zudem Rektor einer Wilhelmsburger Schule war.
„Wir werden einen geeigneten Platz finden. In Moorwerder gibt es einen Bauernhof, der Eigentümer ist dem Heimatmuseum verbunden. Dort haben wir schon Veranstaltungen durchgeführt.“   **
An die Einzelheiten des Auftritts erinnere ich mich nur vage. Ich brachte „Mopsi Nase - auch Gespenster wollen essen“, ein Stück, das in und vor einem Küchenschrank stattfindet. Die Zuschauer waren im Schnitt 60-70 Jahre alt und applaudierten für eine Aufführung, die auf Kinder zugeschnitten war. Ohne Hermann Keesenberg, der mit seinen Schnacks eine Brücke baute zwischen traditionellem Wilhelmsburg und exzentrischem Puppenspiel, wäre ich wohl unterge-gangen. Der 90-jährige war, bei aller Beschei-denheit, ein guter Conferencier. der mit plattdütschen Erzählungen alle Sympathien auf seine Seite brachte. liebenswürdig bescheidene Mann war ein guter Conferencier. So einen Mann hätte ich mir als Lehrer gewünscht. Streng aber gerecht, stellte ich ihn mir vor meiner Klasse stehend vor, und dann vor allem humorig. Ein Menschenkenner. Kein Schüler beeindruckte ihn mit Ausreden. Eine Figur wie aus einer Wilhelm Busch-Erzählung. Ein Mann, der sich kein x für ein u vormachen ließ.  Und für den noch Werte als Geld zählten.
Ich denke an ihn mit großem Respekt. 
*** Danke für respektvolle und gastfreundliche Aufnahme im Heimatmuseum! Der Auftritt machte Spaß. Und jetzt wissen es also auch endlich einige Wilhelmsburger: "Dr. Buhmann", der Alias-Name des Autors und Bloggers, war einst ein Protagonist der Hamburger Poetry Slam-Szene. Es gibt bis heute den "Dr. Buhmann-Gedächtnis-Preis", der jeden Monat für die schrägste, "abgefahrenste" Performance ("Hamburg ist Slamburg" heißt die Veranstaltung, meine ich) verliehen wird. Und der Dr.-Titel? Rührt daher, daß der Autor mit wissenschaftlicher Akribie gewisse Phänomene untersucht. *** Eine gehölrige Portion Ironie nicht zu vergessen ...)  ... genauso wenig wie das Kunstbüro Wilhelmsburg, das mich in schwierigen Situationen häufig stark macht.    ///  Einen Besuch des Wilhelmsburger Heimat-Museum empfehle ich aus verschiedenen Gründen. ist aus verschiedenen Gründen.  Erstens gibt's ne Menge zu sehn, zweitens leckeren Kuchen, drittens aufmerksame Gastgeber.    *R.S.*       

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