Der Autor, Jahrgang 1949, lebt seit 2009 in Hamburg.
Die Gedichte und Erzählungen themati-sieren seine Situation in der Hansestadt:
Angekommensein, aber noch nicht ganz dazugehören (aber immerhin fast). Höhn
findet gute Worte für die Menschen an der Elbe („Hamburger“, S. 9-11). Das Buch ist sehr sorgfältig gemacht; Prosa
und Lyrik halten sich die Waage, formal, und dazwischen Fotos, die der Autor
von Stadt und Menschen, Häusern, Schildern machte. Auch der Erzähl-Duktus ist
sehr ausgewogen. Kein Platz für Aufgeregtheiten! * In “Niedergang“ (S. 84-86) spricht mir der Autor aus der Seele mit
seiner Kritik an unserer Hochtechnologie-Gesellschaft. Mediale Dauer-berieselung
und der Dauer-Einsatz von Kommunikations-Apparaten lassen ein schlichtes
Gespräch wie etwas Besonderes erscheinen. Der studierte Musiker, feinfühlig und
weltoffen, leidet unter der der medialen Vermüllung. „Menschen twittern, chatten, bloggen, sind im Gegenzug blockiert, sprachlos,
kommunikationsunfähig. Menschen lassen sich beschallen und können nicht mehr
zuhören, nicht mehr lesen“. Zur
Situation von Kunst und Kultur meint der Fachmann: „Seit Beginn der Neunzi-gerjahre findet meines Erachtens keine
Entwicklung, Neu-schöpfung von dauerhaftem Wert statt in Musik, Dichtung und
Malerei, Schauspiel und Oper. Die neue Kultur ist der Kommerz, der Mammon, der
alles beherrschende ...“ * In „Dichterlesungen“ kritisiert Höhn „Inzucht“. Mir kommt der Vorwurf bekannt
vor: „dichterlesungen in hamburg / finde
ich inzestiös / denn man trifft immer wieder / auf die gleichen menschen“. In
der social beat-Szene hatte ich vor x Jahren mit einem Autor aus Aachen zu tun,
der ständig betonte, wie „in-zestuös“ ihm
die Poetry-Szene vorkomme. Ich schlage vor: Um dem Problem auszuweichen,
besucht man am besten keine Dichterlesungen mehr – oder läßt sich auf die
Menschen ein, die man dort „immer wieder“
trifft. Aus einem „immer-wieder-treffen“ können sich Freundschaften
entwickeln oder Arbeitszusammenhänge.
Ich glaube nicht, daß sich die Situation auf absehbare Zeit ändern wird.
Dichterlesungen werden keine Massen-events werden. Wäre dies überhaupt
wünschenswert? * 102 Seiten, isbn
978-3-8448-0829-2, edition inoshishi, www.bod.de * R.S.*
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