Sonntag, 15. Juni 2014

SPIEGEL-Interview mit Robert Spaemann

Im SPIEGEL vom 7.6. ist ein Interview mit dem Philosophen Robert Spaemann abgedruckt. Ich zitiere: "Also: Es gibt das Sanfte und das Gute, ich kann es evolutionär nicht hinreichend erklären, aber es ist da …" - "Wenn der Gottesbegriff eine Bedeutung hat, wenn ihm also etwas in der Realität entspricht, dann meinen die Anhänger der abrahamitischen Religionen, Juden, Christen und Muslime, denselben Gott. Die klassischen europäischen Philosophen übrigens auch." - "Daß wir denken, etwas könne nur eine Projektion unseres Denkens sein - ist das nicht auch eine Projektion? Einer, der das ganz klar gesehen hat, war Friedrich Nietzsche. Er war schließlich Atheist, aber er hat gesagt, der Unglaube ist die absolute Katastrophe, der Zusammenbruch des Denkens. … Die Aufklärung hebt sich selbst auf, wenn sie Gott leugnet, denn dann leugnet sie ihre eigene Voraussetzung, daß es nämlich so etwas wie Wahrheit gibt." - "Sonst gibt es nur die vielen Perspektiven auf die Wirklichkeit. … Wenn alles Projektion ist, stehe ich vor dem Ende." - "Der Relativismus, der heute die Voraus-setzung des politisch Korrekten ist, signalisiert den Verzicht auf Wahrheit. Der Anspruch auf Wahrheit ist selbst schon politisch unkorrekt, weil man ihm unterstellt, die Gleichberechtigung des anderen nicht anzuerkennen. Damit wird aber auch die Toleranz bedeutungslos, denn sie muß einen Grund haben, der nur in der Achtung der Würde des anderen bestehen kann. Dazu gehört, ihm die Wahrheitsfähigkeit zuzusprechen. Nichteinmischung im Meinungsstreit ist keine Toleranz - Gleich-gültigkeit vor der Meinung des anderen bedeutet, ihn nicht ernst zu nehmen. Dann erlischt der Diskurs. Michel Foucault, auch jemand, der an Wahrheit überhaupt nicht glaubte, sah im Diskurs nur einen Machtkampf mit anderen Mitteln: Es ginge nicht mehr darum, Wahrheit zu suchen, weil es sie gar nicht gibt, sondern darum, sich zu behaupten und durchzusetzen. Das Denken kann aber, ohne sich selbst zu zerstören, nicht auf Wahrheit verzichten."          (Fettdruck und Unterstreichen  durch Blogger)



                                                              Foto: Wikipedia

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