Mittwoch, 18. Juni 2014

el fútbol - Kamerun vor, noch ein Tor!

Ich bin einer von 1,274 Millionen Fußball-Experten allein in Hamburg. Traurig, daß Kamerun raus ist. Daß die Spanier schon jetzt ihre Flugtickets buchen können, ist nur folgerichtig. Sympathische Spieler, aber erfolgsverwöhnt. Ich hab noch sechs Lieblingsmannschaften: Chile, Holland, Kroatien, Algerien, Ghana und Russland. Eine von denen muß es ja wohl machen! Ich wär auch für Deutschland, wenn die Mannschaft aus elf Spielern Thomas Müller bestünde. Der Typ ist geradeaus, zeigt Ehrlichkeit und Witz. Schielt nicht mit jedem Blick nach nem zusätzlichen Werbevertrag. Zu Public Viewings geh ich nich - die demonstrative Begeisterung, dieser "legalisierte Nationalismus", dieses von oben abgesegnete Deutschland-feeling, nee, is nich meine Sache. + WEN haben wir da noch?? Süd-Korea? Wacker, aber schon zu europäisch. Wie auch Japan. Ich warte auf die Mannschaft, die east-asiatic style entwickelt. Vielleicht sollten wir auf Bali hoffen. Oder auf Indien? Italien kann meinetwegen gleich rausfliegen. Tun sie aber wohl nicht. Sind zu trotzig. Iran? Spielt da vielleicht ein heimlicher Volksmudschahed mit? Oder ein erklärter Gegner der öffentlichen Massenhinrichtungen im Heimatland? Fußballer sind ja, von seltenen Ausnahmen abgesehen, "unpolitisch", halten den Mund, wenns drauf ankäme - es könnte ja die Karriere gefährden, selbigen auf zu machen. ** Vorm TV kneif ich immer ein Auge zu. Um die Peinlichkeiten auszublenden, die sich auftun, wenn die Kamera Zuschauer erfasst und die, weil sie ins Bild rücken, genau das tun, was Mutti und Vati, Omi und Opi, die Schulklasse usw. von ihnen erwarten. Begeistert in die Kamera winken. Sie ist das wichtigste Instrument von allen. * Hooligans? Fehlanzeige! Aber vielleicht liegts auch daran, daß an den modernen TV-Kameras sog. "Hooligan-Bildschirmschoner" eingebaut sind, die Bilder automatisch ausblenden, wenn auf ihnen wütende, brüllende, rasende Zuschauer zu sehen sind. * Unsere Fußballer verstehe ich, ehrlich gesagt nur teilweise. Obschon ich, wie erwähnt, Experte bin. Besser verstehen kann ich Bewohner, die gegen die Gigantomanie in ihrem Land demonstrieren. Arbeitslose, Obdachlose, in die Kriminalität Getriebene, die sauer sind, weil ihr Staat Milliarden für Fußballstadien aus dem Fenster wirft, während das Geld für Infrastruktur, Bildung, Jobs eigentlich viel dringender benötigt würde. Allein das Stadion in Manaus, mitten im Amazonas Regenwald gelegen, soll 200 Millionen gekostet haben. Nach der WM werden dort höchstens Drittliga-Spiele ausgetragen, weil in weitem Umfeld keine Mannschaft höher steht. RS


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