Montag, 9. Januar 2017

Inklusion in Hamburg - Scooterverbot in HVV-Bussen

Mehrere Monate war eine Einschränkung der Beförderung von Scootern (Fortbewegungsmittel für Behinderte, elektrisch betrieben) im Gespräch. Ab dem 1. 1. sollten nur noch Scooter mit einer Länge von höchstens 1,20 m und einer Breite bis zu 65 cm zugelassen werden. Zwischen Weihnachten und Neujahr  wurde nun aber beschlossen, daß mit Jahresbeginn KEINE Scooter mehr in HVV-Bussen zugelassen sind. Dies bedeutet zweifellos eine starke Einschränkung der Bewegungsfreiheit von Behinderten, die auf einen Scooter angewiesen sind und nicht Elektro-Rollstühle fahren, die in der Regel wesentlich teurer sind. ** Die Empörung bei einigen Betroffenen ist groß. Verständlicherweise. Nun geht aber kein Sturm der Entrüstung durch die Stadt an der Elbe. Nicht mal ein laues Lüftchen. Hamburg ist damit beschäftigt, sich selbst und die Einweihung der Elbphilharmonie zu feiern, dieses hunderte- Millionen-Grab, über das sich, aufgrund der Preissteigerungen (von ca. 80 Millionen auf ca. 750 Millionen €uro) zeitweilig Bürger und Medien echauffierten - inzwischen ist Ruhe eingekehrt. Wer jetzt noch was zu meckern hat, ist ein notorischer Querulant oder "politisch unzuverlässig" oder, schlimmer noch, "rechts". SO funktioniert Politik in Hamburg. Es werden krasse Fehler gemacht, selbstverständlich auf Kosten der Bürger. Spürbare Konsequenzen braucht niemand zu befürchten - wenn er politisch auf der richtigen Seite steht... * * * Für mich ist Arbeit mit Behinderten Alltag und ich habe mit der Thematik seit vielen Jahren zu tun. Mir fällt auf, daß in Hamburg viele Initiativen existieren, die sich mit der Situation und den Problemen behinderter Menschen unterschiedlichster Art befassen. Untereinander bestehen kaum Kontakte. Fast alle Verantwortlichen sind damit befasst, mehr Geld, immer mehr Geld, für ihre Vereine und Einrichtungen zu organisieren. Besonders unangenehm fiel mir dies bei der aaw (Alsterdorf Assistenz West) auf. "Politisch"? Ist man einfach "korrekt", plappert gebetsmühlenartig die Sprüche nach, die von der "hohen Politik" und anderen Geldgebern (zB Kirchen) vorgegeben werden, schließlich will man/Frau noch mehr Geld bekommen - ansonsten verhält man/Frau sich möglichst unauffällig. Bloß nicht anecken! Solidarität mit anderen Außenseitern, Unterprivilegierten? Pustekuchen. Jeder ist sich selbst der Nächste! ** Es gibt nicht nur eine m.E. mangelnde Kooperation von Behinderten-Vereinen und -Einrichtungen untereinander in Hamburg. Noch schlechter sieht es aus, wenn man die völlig fehlende Kooperation bedenkt zwischen Behinderten-Organisationen und Vereinen, die sich etwa um Strafgefangene kümmern, oder um Obdachlose. Es gibt viel Elend in dieser reichen Stadt. Übrigens auch bei Künstlern, die teilweise völlig mittellos Projekte durchführen, an denen andere Menschen partizipieren. *** Die Hamburger offizielle Politik, deren Verantwortliche nicht nur in den Parteien CDU, SPD und den Grünen stecken, sondern überproportional auch in der evangelischen Kirche zu finden sind, profitiert davon, daß die Opposition uneins und völlig zersplittert ist. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Hamburg geht es um sein Image als Weltstadt und Touristen-Hochburg. Da spielt die Siatuation von Scooter-Fahrern, Obdachlosen, Strafgefangenen, unbekannten Künstlern und anderen Außenseitern bestenfalls eine Nebenrolle. Mit wem kein Geld zu verdienen ist und wer keine Lobby hat, der existiert für die Politik garnicht. 
                                                                                                            *RS*

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