Das Buch mit dem Untertitel "EIN LEBEN OHNE HÖREN UND SEHEN" erschien bereits 2005 im List-Ullstein Verlag. Da ich beruflich mit Schwer- und Schwerstbehinderten arbeite, las mit einiger Neugier das Buch, das ich zufällig in einem "Verschenken"-Karton fand.
Peter Hepp wurde 1961 taub geboren. Die Behinderung fällt erst auf, als er 3 Jahre alt ist. Seine Eltern tun alles, um das Handicap auszugleichen und ihm ein möglichst normales Leben zu bieten. Peter kommt auf ein Gehörlosen-Internat und lernt schnell die Gebärdensprache. Er macht eine Ausbildung als Maschinenschlosser. Später arbeitet er im Franziskanrinnen-Kloster Heiligenbronn als Betreuer für Seh-Behinderte. Als er nach einigen Jahren immer schlechter sieht und schließlich fast komplett erblindet, sattelt er auf "Korbmacher" um und arbeitet auch in diesem Beruf. °°° Die christliche Religion beginnt eine immer wichtigere Rolle in seinem Leben zu spielen. Zunehmend engagiert er sich in verschiedenen Blinden- und Gehörlosen-Verbänden.
Ich habe durch dieses Buch einiges gelernt, das ich bisher nicht wusste. ZB, daß es für Menschen, die sowohl taub als auch blind sind, das sog. LORM-Alphabet gibt. Diese Sprache wurde entwickelt durch Heronymus Lorm, 18
21-1902, einen österreichischen Dichter, Journalisten und Literaturkritiker. Jeder einzelne Buchstabe kann durch Aufzeigen einer bestimmten Position der Hand definiert und in der Kommunikation vrwendet werden. Zwei Taubblinde unterhalten sich, indem zB der eine seine Hand in die des Gegenüber legt und dieser durch Anticken der jeweiligen Stellen mitteilt, was er/sie zu sagen hat. Bei der Antwort nimmt der andere die Hand des Gegenüber und "lormt", was er mitteilen möchte.
Natürlich erfordert diese Art des Spechens sehr viel Übung. Aber: sie funktioniert!
Ich habe keine Minute bereut, dieses Buch gelesen zu haben. Es ist in einer gut verständlichen, sinnlich-einfühlsamen Weise geschrieben. Nicht sozial-psychologische Theorien o.ä. stehen im Mittelpunkt, sondern die praktischen Erfahrungen und Erlebnisse eines Menschen, der extrem gehandicapt ist. Er macht, allen sozialen Schwierigkeiten der Gesellschaft, allen bürokratischen Hürden zum Trotz, das Beste aus seinem Leben. Das ist bewundernswert. Der Weg zum Glauben und, schließlich, zum Beruf als Diakon, ist wohl nicht für jeden Leser-in nachvollziehbar. Das Buch fasziniert mich trotzdem. Ich lernte übrigens bei der Lektüre nicht nur über die Welt und die Gefühle behinderter Menschen, sondern auch über mich selber etwas.
Das Buch entstand "unter Mitarbeit von Margherita Hepp und Fabienne Pakleppa". M.H. ist die Ehefrau des Autors, F.P. ist eine Schrifstellerin.
Ich habe mir erlaubt, das Buch-Cover durch eine Buntstift-Zeichnung zu ergänzen. Mit einigen kleinen Oblaten, die ich so in einem Album fand.
Das Buch macht Mut. Mein Respekt für die schriftstellerisch-handwerkliche Arbeit!
Raimund Rosinante Samson


Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen