Maeck, Filmemacher und Autor, war in den 70-er Jahren Teil der Hamburger Anarcho-Szene. Er gehörte nicht zu den Militanten, die gewaltsam die Gesellschaft ändern wollten, war aber auf seine Weise radikal: KREATIV radikal. Hinweise auf sein Buch -2024 erschienen- fand ich in der Zeitschrift GOOD TIMES, einem Periodikum, das sich der Pop-Beat-Punk-Rock-Musik der 60-er bis 80-er Jahre widmet.
Maecks Buch-Titel deutet selbstzerstörerische Tendenzen der scenes an, in denen sich der Autor bewegt-e. Da war zum einen der "Schwarzmarkt", ein Mitte der 70-er in der Bundes-straße ansässiger Laden, in dem sich Autonome, Land-Kommunarden, Freaks u.ä. trafen. Es wurden ein paar "alternative" Zeitschriften und Bücher verkauft, außerdem selbst angebautes Gemüse, Brot u.ä. Ich war ein paar Mal in dem Laden, wie auch der Autor von "Volle Pulle ins Verderben". Zu prsönlichen Gesprächen kam es nicht. °° Ein Kapitel ist überschrieben "COOLY LULLY", Untertitel "Hamburg 1975-1985". Darin geht es um die gleichnamige Unerground-Zeitschrift. In der Barmbeker Bachstraße traf ich, ca. 1974, in einem kleinen Par-terre-Laden namens "Vencerelda", den Hrsg. von COOLY LULLY. Fredy
(
Name geändert) zeigte mir sein, wie er betonte, letztes Exemplar des Heftes. Der junge Mann mit superlangem Haar, Spitzname "Maniak", war nicht "cool". Ich empfand ihn als geradezu kalt. Er war ein Protagonist der Anarcho-Szene, hatte ein paar Jahre zuvor
mit anderen Jugendlichen in einem Hamburger Kaufhaus Feuer gelegt. Seine Jugendstrafe saß er ab. Daß Klaus Maeck Mit-Hsg. der Postille war, erwähnte "Maniak" nicht. Es lag wohl an unterschwelligen, teilweise offenen Rivalitäten innerhalb der heterogenen Szene.
Man kooperierte eine Zeitlang, dann lebte man sich auseinander. Oder es gab einen Bruch. Zersplitterungen waren alltäglich. Feindschaften entstanden. Unbedingt erwähnenswert an den 70-er Jahre-Aktivitäten von Klaus Maeck ist seine Grün-dung eines "R.I.P.-OFF"-Ladens am Rande St. Paulis. Der Mann wurde so, aber auch mit Besuchen in England, mit exprimentellen no budget-Filmen u.a. ein nicht zu unterschätzender Protagonist der PUNK-Szene. RIP-OFF bedeutete so viel wie Schluß mit "Ruhet in Frie-den". RIP-OFF und die PUNK-Bewegung in ihren Ursprüngen, somit auch Klaus Maeck, ver-breiteten Unruhe, schockierten mit anti-bürgerlichem Dilettantismus, waren non-kommerziell und sehr kreativ. Sehr lesenswert diesbezüglich ist das Kapitel "DECODER", in dem es um die Anfänge einer nach und nach professioneller werdenden Film-Arbeit ging. Es gab stets einen starken Bezug zu Punk- bzw. Underground- Musik. °° Ein Kapitel, S.53-66, ist der Gruppe "EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN" gewidmet, deren Entstehung und Werdegang der Autor aus der Nähe erlebte. °° Maeck bewundert/e William Burroughs, die amerikanische Poetry-Lit-Underground-Ikone, und machte 1981 ein interview mit ihm. Sehr lesenswert das Kapitel darü-ber -S.69-93. Maeck analysiert nicht nur die Biografie und die Bücher des amerikanischen Dichters, sondern auch dessen CUT UP-Methode: Gedruckte Texte wurden willkürlich ausein-ander geschnitten und neu zusammengeklebt, wobei sich eine Verschiebung der Text-Reihen ergab. Dadurch wurde der Text total verfremdet. CUT UP war, so eine Interpretation, der öffentliche befremdliche Mißtrauensantrag gegen alles durch Staat und Kirchen Gedruckte. Extrem radikal. Natürlich auch mißzuverstehen. Und, nicht zu vergessen, auch kommerzi-alisierbar. So wie ja auch die PUNK-Bewegung letztlich Kommerz wurde.
Die Anfänge bzw. frühen Jahre der HH-Anarcho-Szene erlebte ich sehr nah mit; ab ca. 1975 bewegte ich mich dann in andere Gefilde. Maeck erwähnt in "Volle Pulle ins Verderben" u.a. OTTO MUEHL und seine Kommune. Ich war eh schon sehr stark beinflusst durch österreichische Dichter-Schriftsteller und Bildende Künstler. So fand ich auch Zugang zu Muehls aao -aktions-analytische organisaton-, die auf ihre Weise extreme Radikalität kommu-nuzierte und lebte. -siehe auch meun Blog vom 11.September.
Maecks Buch, 2024 als MOLOKO PRINT 221 erschienen, umfasst 236 Seiten, darunter 11 Gemälde und Collagen des Autors -drei davon oben abgebildet. Auch "Kunst und Katze" stammt von K.M.
ISBN 978-3-910431-29-4
Raimund Rosinante Samson


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