Mittwoch, 22. April 2015

Crimethinc - Reshape

Reshape heißt zu deutsch Umformen, Umschreiben, Untertitel des Heftes: Crimethinc für Quer-einsteiger_innen. Crimethinc? setzt sich zusammen aus Crime = Verbrechen, Delikt, Kriminalität und thinc: Das Wörtchen existiert nicht im Englischen, steht vielleicht mehrdeutig für think (denken) und/ oder thing (Ding) und das inc steht für incorporated (eingetragen, registriert) ??? "Seit Ende der 90er Jahre hat sich das Crimethinc.Ex-Workers'Collective nicht nur als einflussreichste, sondern auch als umstrittenste Gruppe innerhalb des US-Anarchismus etabliert. (S. 3) … Der Einfluss ist jedoch seit langem nicht mehr auf die USA alleine beschränkt. Crimethinc.-Texte wurden mittlerweile in über zwanzig Sprachen übersetzt, darunter Hebräisch, Chinesisch und Esperanto … (ich hörte oder las noch nie davon, bevor mir dieses 24 S. A4-Heft in die Finger kam) … Als die wichtigsten von Crimethinc. veröffentlichten Zeitschriften sind Harbinger (seit 1997) und Rolling Thunder (seit 2005) zu nennen. Dazu kommen eine Reihe von Zines, Tausende von verteilten Postern und Aufklebern, sowie die Web-site crimethinc.com. Was mir angenehm an dem text-dichten, mit ganzseitigen Fotos aufgelockerten Magazin auffällt: Die Reshape-Macher bzw. das Publikum, für das sie schreiben, stellen sich selber und ihr Denken und Aktivitäten in den Mittelpunkt, sie bezeichnen sich oder viele von ihnen als "Linke", aber es fehlen die in Deutschland üblichen Haß- und Paranoia-Tiraden gegen "Rechte" und "Nazis", "Antisemiten", "Sexisten", "Biologisten", "Faschisten", mit denen in diesem Land jede Auseinander-setzung mit politisch anders Denken, mit Gegnern und Feinden vergiftet ist. Radikal sind die Reshape-
bzw. Crimethinc-Leute auch, ABER nicht so beton-ideologisch und links-systematisch auf Gegner und Feinde fixiert. * Und diese Leute scheinen Fuß zu fassen in Deutschland?? Oder ist das Heft eher eine Reklame-Broschüre, der gegenwärtigen Anarcho-Beton-Szene in diesem Land weit voraus und ganz anders als diese? * Aufsatz-Überschriften: "Die Karte der Verzweiflung", "Wir suchen nach dem Leben in seinem Abbild", "Seht es ein! - Eure Politik ist scheißlangweilig!" (letzteres klingt eher wieder typisch deutsch: übertrieben) ---  *RS*

  

Reshape heißt umformen, regenerieren. Das Wort Crimethinc setzt sich zusammen aus Crime (Kriminalität, Verbrechen) und thinc, einem Wort, das es im engl. nicht gibt, aber vermutlich aus think (= denken) und thing (Ding, Sache) und inc (= Abkürzung für incorporated = eingebaut, vereinigt) amalgamiert wurde. Aus dem "Vorwort oder warum wir diese Zeitung machen": "Seit Ende der 90er Jahre hat sich das Crimethinc. Ex-Workers'Collective nicht nur als einflussreichste, sondern auch als umstrittenste Gruppe innerhalb des US-Anarchismus etabliert. Der Einfluß ist jedoch seit langem nicht mehr auf die USA alleine beschränkt". Crimethinc-Texte wurden mittlerweile in über zwanzig Sprachen übersetzt, darunter Hebräisch, Chinesisch und Esperanto. Die Emotionen schlagen dabei vielerorts … hoch …bei den Bewunderern ebenso wie bei den Widersachern. Während etwa im irischen Workers Solidarität Movement von Crimethinc. als einem 'subkulturellen Kult von verwöhnten Mittelklasse-Amerikanerinnen' die Rede ist, berichteten jüngst schwedische Aktivistinnen …" Mein Eindruck nach Durchblättern und Anlesen einiger Texte: Mit traditionellem Anarchismus, wie wir ihn aus Europa kennen, haben die Denkweisen bzw. Ideologie der Crimethinc-Aktiven wenig zu tun. Weder werden Kropotkin noch Bakunin noch Emma Goldmann oder andere Orientierungsgrößen des orthodoxen Anarchismus zitiert, noch eingängige Feindbilder bedient nach dem Motto "Links = gut" und "Rechts = böse", obwohl die Autoren keinen Zweifel lassen, daß sie, wenn schon, dann Linke sind. Wir wissen: in den USA zählen diese Unterscheidungen weniger, es gibt dort diesen bei uns bestbekannten Manichäismus längst nicht so ausgeprägt wie in Mitteleuropa. Die Crimethinc-Aktiven sind nicht so verbissen auf Feindbilder fixiert wie in Dtld., so scheint mir. Die Texte sind mehr erzählerische Prosa, fast poetisch, und haben m.E. wenig mit der Systematik und Dogmatik hiesiger konventioneller Anarcho-Publikationen zu tun. *** 24 Seiten, textintensiv, dazu (ironische) Fotos von Menschen aus dem Kleinbürgertum bzw. Mittelklasse (?). Im Internet gibt's weitere Informationen - die hiesigen Fans und Multiplikatoren von Crimethinc scheinen (vor Allem) vom Unrast-Verlag zu kommen.
                               *RS*   
  

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