Montag, 30. Januar 2012

Lektüre: Hitler "Mein Kampf"


Alle Jahre wieder gibt es Aufregung um ein Buch, das in Deutschland seit 66 Jahren verboten ist: Adorf Hitlers „Mein Kampf“. Jetzt geriet ein Engländer in die Schlagzeilen, der Zeitungsheraus-geber Peter McGee, der Auszüge aus dem Buch in deutsche Kioske bringen will. Die Pläne verursachen eine Menge Wirbel. Warum? Ich las das Buch vor einigen Jahren. Bis auf die letzten 50 oder 60 Seiten. Die Lektüre wurde mir am Ende zu langweilig. Was ich gelesen hatte, reichte. „Mein Kampf“ ist literarisch von minderem Rang, nicht mal zweitklassig. In dem 1924 erschienenen Buch wird der Antisemitismus der Autors offenkundig. Was ist daran schädlich, wenn dieses Mach- bzw. Murks-Werk jedem Leser zugänglich wird? Worin bestehen die Sorgen, die mit einer Publi-kation einhergehen? Daß A.H. auf einmal in nennenswerter Zahl neue Anhänger bekäme? Für so ein schlechtes, in einigen Passagen bestenfalls sentimental-kitschiges Werk? Wäre es moralisch fragwürdig, wenn jemand DAmit Geld verdiente? Dies ließe sich verhindern, indem man die Publikation mit der Auflage erlaubte, daß der Erlös Nazi-Opfern zugute kommen müsse. Was kann es schaden, wenn jeder Mensch sich durch Anschauung davon überzeugen kann, daß Intellek-tualität und Schreibvermögen Hitlers offensichtlich überschätzt werden? Durch das Verbot erst bekommt das Buch eine gewisse Wichtigkeit, einen Reiz. Für Neonazis und Sympathisanten ist es ein Abenteuerspiel, sich Ausgaben von „Mein Kampf“ im benachbarten oder weiter entfernten Ausland zu besorgen. Wenn das Verbot nicht mehr vorhanden ist, geht eine Menge Reizpotential verloren. Der Mythos verschwindet, wenn das Buch frei zugänglich wird. Ich meine: Uns Deutschen ist die Erkenntnis zumutbar, mit Hitler einst einen mittelmäßig begabten, ja vergleichsweise dummen Staatschef gehabt zu haben. Vom Buch-Verbot profitieren m.E. Ultrarechte und ihr Anhang. Das tiefste Geheimnis, welches „Mein Kampf“ enthält, ist seine Dummheit. *R.S.*

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