Montag, 23. Januar 2012

Gentrifizierung: Statt Bäumen profitabler Ersatz


In Wilhelmsburg wird demnächst ein "Wälderhaus" eröffnet. Nachdem mehrere tausend Bäume für die Internationale Gartenschau + die Internationale Bau-Austellung gefällt wurden, versucht man nun der Kritik daran mit einem Salto Mortale zu begegnen. Der für das "Wälderhaus" zuständige Architekt A. Heller hantierte auf der Pressekonferenz mit einem Stück Holz und behauptete großmundig: "Wir tragen den Wald nach Wilhelmsburg". Ich finde den Witz gut - vielleicht kann die Nummer demnächst mal bei einer Faschings-Veranstaltung nachgestellt werden. Clever sind diese Leute, das muß man ihnen lassen. Sie schlagen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Nicht genügend Nutzen abwerfende Bäume werden zu tausenden gefällt - aber mit dem "Wälderhaus" wird nicht nur ein weiterer Touristen-Magnet in Wilhelmsburg plaziert, sondern auch - Wind in die "Bildungsoffensive" gepustet, der sich ja vor allem die IBA verpflichtet fühlt. Denn, wie bei der Pressekonferenz gesagt wurde, müsse man "gerade Kindern" den "Wald näherbringen". "Einer Studie zufolge seien 30 % aller Drittklässler noch nie im Wald gewesen". Apropos Studie: Es wäre doch mal interessant, eine Studie darüber zu erstellen, was die hiesige Bevölkerung davon hält, daß tausende Bäume gefällt werden. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich auszurechnen, weshalb eine solche Studie nicht in Auftrag gegeben wird. Die Öffentlichkeits-Arbeit unserer Gentrifizierer zeichnet sich dadurch aus, daß sie sich aus einer Fülle von Informationen stets genau die heraussuchen, die ihnen ins Konzept passen. * Auch weitere Leckerlis, mit denen die "Wälderhaus"-Betreiber Punkte zu sammeln suchen, könnte entsprechend auf einer Karnevals-Sitzung kommentiert werden. Den Satz "Wir werden klarmachen, daß die ökologische Idee nicht mit einem Komfortverlust verbunden ist" verspricht der Hotelbetreiber. Es ist schon aberwitzig: Erst wird großflächig Natur zerstört - dann die dahinter steckenden Interessen ökologisch begründet. * Schade, daß die Hamburger insgesamt Karnevals-Muffel sind. IBA und igs bieten Steilvorlagen für manche Bütt. *R.S.*

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