Vor
fast genau 10 Jahren fand auf der Elb-Insel ein großes Kunst-Festival statt,
das an verschiede-nen Orten ausgetragen wurde. Ein zentraler Ort der „REMOTE“
genannten Veranstaltung, die über 9 Tage dauerte, war das Gelände beim Fährstieg
4-6; weitere (Spiel-) Plätze waren eine Halle in der Jaffe-straße, mehrere
Häuser am Reiherstieg- und Ernst August-Deich, die Alte Schleuse. Für mich war
dieses Festival ein Höhepunkt freier Kunst auf der Elb-Insel. Im 2004
erschienenen Katalog sind 23 Künstler_innen namentlich aufgelistet, die an den
diversen Ausstellungen und Performances teil-nahmen. Ich selber gehörte nicht dazu, aber im
Katalog war ich mit einem Text über „Wilhelms-burg“ vertreten. Ich
zitiere: „Man kommt leicht in
Kontakt mit den Menschen, sie lieben die Kunst nicht unbedingt, genauso wenig
wie intellektuelle Themen, aber das stört mich nicht. Die Elb-Insel gilt vielen
als „rückständig“, in der Entwicklung zurückgeblieben. Ich begreife die
Attribute nicht als negativ, sondern, im Gegenteil, als Chance. Vielleicht weil
ich Romantiker bin, der sich nicht für In-Lokale und protzige Kultur-Tempel
interessiert, sondern für Gestaltungsräume, egal wie schäbig sie wirken mögen.
Man entwickelt eine gewisse Härte, aber auch einen Sinn fürs Echte. Gerade durch die Kunst.
Vielleicht klingt das paradox ...“ 10 Jahre später gelten diese Sätze nur noch
teilweise. IBA und igs legten es u.a. darauf an, daß die Bevölkerungs-Struktur
sich änderte, daß Menschen auf die Elb-Insel ziehen, die sich für Kunst und intellektuelle Themen interessieren. Ich habe von und mit diesen Men-schen,
die tatsächlich hergezogen sind, sehr wenig Positives erlebt. Für meinen
Kunstbüro-Verein spielen sie praktisch keine Rolle. „In-Lokale“ bzw. „protzige
Kultur-Tempel“ haben wir mittlerweile und es kommen immer mehr. Ich weiß nicht,
wie die KünstlerInnen vom Fährstieg 4-6 die Entwicklung sehen. Einige von ihnen
waren schon 2003 vor Ort, einige –vielleicht die meisten- sind erst später dazu
gekommen. Meine weitere Geschichte
mit den Fährstieg-Künstler_innen verlief nach dem Festival qim Sand. Ich
besuchte eine Fährstieg-WG noch etliche Male, aber es kam zu keiner Kooperation, obschon
ich sie anstrebte und Kooperation auch im Sinne des Kunstbüros gewesen wäre. Ulf Freyhoff
kam noch einmal –es muß 2008 gewesen sein- zu einer Ausstellung von
mir in einer Privatwohnung in der Fährstraße, und danach ...? Ich meine, dieser
Besuch war das letzte Mal, daß ich mit ihm bzw. Leuten aus den
Atelier-Gemeinschaften am Fährstieg zu tun hatte. ** Tja, und dann kam das BUTENDIEK-Festival,
an dem ich teilnahm und worüber ich auf meiner Blogseite postete und für den
W.I.R. (Wilhelmsburger InselRundblick) einen Artikel schrieb. Diese Veröffentlichungen hatten einen
Shit-storm zur Folge, mit dem ich nicht gerechnet hatte (siehe Kommentare zu den
Posts am 19.5. und 27.6.). Diese Entwicklung finde ich bedauerlich. Der
Hauptunterschied in den Haltungen, die hier zum Ausdruck kommen, liegt m.E. in
der Anspruchshaltung, die von einigen Künstlern an den Tag gelegt werden, und
die ich nicht teile. Die
Unverschämtheiten und Beleidigungen, mit denen ich konfrontiert werde, nur weil
ein paar Leuten mein Artikel nicht paßt, läßt mich auf Distanz gehen. Ich bin
noch groß geworden als Künstler mit sehr bescheidenen Ansprüchen, was
Reaktionen öffentlicher Medien betrifft. Ich war schon froh,
wenn überhaupt berichtet wurde. Hier jedoch habe ich es mit Leuten zu tun, die
aggressiv reagieren, wenn ein Artikel veröffentlicht wird, der
sie nicht in dem rosigen Licht zeigt, in dem sie sich selber offenbar sehen.
Übrigens sind nicht alle Künstler_innen vom Fährstieg mit dieser Äußerung gemeint. Die meisten kenne ich garnicht. Der flüchtige Eindruck, den ich hatte, war sehr positiv. ** Was vor 10 Jahren aus meiner Sicht sehr gut begann, wird demnächst
ein abruptes unschönes Ende finden, das für zahlreiche Beteiligte schwerwiegende Konsequenzen mit
sich bringt. Nach einem größeren Polizei-Einsatz zum Ende des „Butendiek“-Festivals,
den ich selber nicht miterlebte, wurde den am Fährstieg ansässigen
Atelier-Gemeinschaften gekündigt. Ich vermute, daß der Polizei-Einsatz für den Vermieter ein
Vorwand war, um die Kündigungen auszusprechen. Der Hausbesitzer sieht die
Chance, höhere Mieten zu verlangen bei den Nachfolgemietern. Wohnungen sind in
Wilhelmsburg seit Jahren heiß begehrt, und gerade auch Lofts und als Ateliers
geeignete Unterkünfte. Ich sehe das Ende der Ateliers am Fährstieg 4-6 auch als
Ausdruck und Folge der Gentrifizierung. * Dieser Artikel wurde übrigens, wie
auch die erwähnten Berichte zuvor, nicht nach
Absprache mit besagten Künstler_innen geschrieben. **RS**
1 Kommentar:
bezueglich Butendiek nochmal....
Waer hilfreicher, wenn du auf die Kritik an deiner Vorgehensweise (Falschaussagen, Beleidigungen, Unterstellungen, ueble Nachrede...) mal konkret eingingest anstatt weiterhin selbige Luegen zu verbreiten und auszuweiten.
Nuetzt dir doch nichts. Warum also tust du es wieder?
Habe dem von dir verbreiteten Schrott ja bereits ausfuehrlichst widersprochen, was alles in jenem "Shitstorm"(deine Rede) nachzulesen ist.
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