Montag, 10. März 2014

Meinungsfreiheit? Ein aktuelles Beispiel

Die Schriftstellerin und Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff hielt am 2. März in Dresden eine Rede mit dem Titel "Von der Machbarkeit. Die wissenschaftliche Bestimmung über Geburt und Tod". In dieser leicht verständlichen, geradezu trivialen Abhandlung zeichnet Frau L. ein Bild von der eigenen Geschichte: Stark religiös geprägt (durch Großmutter), Vater (Gynäkologe) begeht Selbstmord als sie 11 ist, keine eigenen Kinder ... um sich in schroffer Weise von modernen Tendenzen wie zB der künstlischen Befruchtung zu distanzieren. Das in der Bibel ausgesprochene Onanierverbot erscheine ihr inzwischen "geradezu als weise". Kinder, die bei der künstlichen Befruchtung gezeugt werden, sieht sie als "Halbwesen" ... Nicht ganz echt sind sie in meinen Augen, sondern zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas. Das ist gewiss ungerecht, weil es den Kindern etwas anlastet, wofür sie rein gar nichts können. Aber meine Abscheu ist in solchen Fällen stärker als die Vernunft". Starker Toback, was die gute Frau da von sich gibt. Die größtenteils heftigen Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Der Spiegel warf den Begriff des "Klerikalfaschismus" in die Debatte, Klaus Staeck, Präsident der Berliner Akademie der Künste, weist den "menschenverachtenden Ton ... aufs Schärfste zurück". * Ich finde den Unmut verständlich, gerade von Eltern, deren Kinder durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden, zu schweigen von Kindern, die selber auf von der Schriftstellerin verabscheutem Wege entstanden. Und doch: Auch damit, mit einer so verqueren, negativen Haltung ließe sich m.E. moderat, d.h. demokratisch  umgehen. In der SZ fanden sich mehrere Leserbriefe, auch von einer Betroffenen, die Frau Lewitscharoff scharf kritisierten. So etwas ist nur rechtens und gute demokratische Tradition. * Frau Lewitscharoff sitzt weder in irgendwelchen Gremien, die die künstliche Befruchtung verbieten wollen, noch hält sie in politischen Parteien o.ä. Macht-Positionen, die es ihr erlaubten, lebens-feindliche Ideen realisieren zu können. Sie hat mit ihrer Rede (kann im Internet downgeloaded werden!) getestet, wie weit es in diesem Deutschland Meinungsfreiheit gibt. Es sieht damit recht gut aus, finde ich.  

*RS*

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