Dienstag, 3. Mai 2011

Gentrifizierung ole! Eine Seilbahn für Hamburg


Die Lokal-Zeitung "Der neue Ruf" brachte einen Bericht über den Bau einer Seilbahn von der Ha-fencity nach Wilhelmsburg; Zwischenstation: Das Musical-Theater im Hafen. Die igs (Internationale Gartenschau) hält eine Seilbahn für hochattraktiv, "aber auf dem igs-Gelände (für) nicht rentabel". Die Stadtentwicklungsbehörde prüft gerade die Realisierbarkeit. Erst dachte ich: Eine Schnaps-Idee, aber angesichts dessen, was seit 4 Jahren auf der Elb-Insel passiert, meine ich, daß auch dieses Projekt realisiert werden wird. Für die Stadtplaner und meisten hiesigen Politiker (zumindest die, die auf die eigene Karriere setzen), geht es darum, im großen Wettstreben der Image-Aufwertung der Hansestadt zu punkten. Und genau hier ergibt sich wieder eine Möglichkeit. Die Investitionskosten von 50 Mill. € dürften kein Prob-lem darstellen, auch wenn davon auszugehen ist -siehe Elb-Philharmonie- daß diese steigen werden. Der Neue Ruf zitiert die Investoren Stage Entertainment: "Die bisherigen Reaktionen auf das Projekt waren positiv. Keiner konnte bisher was dagegen sagen." Nur: Wer wurde überhaupt gefragt? * Es ist davon auszugehen, daß spätestens 2013 die Elb-Insel von Massen-Tourismus überflutet wird. Der Kommerz-Boom kann durch die Errichtung einer Seilbahn noch getoppt werden. Wem IBA und igs noch nicht ausreichen, sich mit dem Kegelverein auf den Weg nach Hamburg zu machen, dürfte durch die Aussicht auf eine Gondelfahrt über den Hafen zusätzlich motiviert werden, die Hansestadt heimzusuchen. Ein Anreiz, das Seilbahn-Projekt zu realisieren, dürfte für IBA, igs, Stadtentwicklungs-Behörde && sein, daß via Gondel-betrieb das ganze Brimborium dauerhaft etabliert werden kann. Bei Investitionskosten von 50 Mill. € wäre nicht zu hoffen, daß die Seilbahn mit dem offiziellen Ende von IBA und igs wieder abgebaut wird. Es würden ein paar neue Arbeitsplätze entstehen. Daß die Wilhelmsburger davon nicht oder nur unwesentlich profitieren, dürfte kein Hindernis sein (siehe IBA und igs). Wir sind aufgefordert, uns für höhere Ziele zu begeistern und einspannen zu lassen, sprich: Die "Aufwertung" Hamburgs und das Attraktivmachen dieses Stadtteils für Leute, die Geld mit-bringen. Und sei es nur für einen Tages- oder Wochenendausflug. Das Haupt-Argument von IBA- und igs-Gegnern, die Abholzung von tausenden Bäumen, dürfte hier kaum eine Rolle spielen. Wir leben im Turbo-Kapitalismus. Das bedeutet: Das liebe Geld ist die einzige Werte-Kategorie, die noch zählt. Jedes Unternehmen, das Rentabilität verspricht, wird von Politik und Wirtschaft gefördert. Gerade jetzt. Vielleicht wird auf der Elb-Insel eine Hamburger Dis-neyland-Version entstehen? Ds Ganze unter dem alles und nichts sagenden Begriff "Kultur" schmackhaft zu machen, dürfte für die Verantwortlichen weder ein ökonomisches noch Gewissens-Problem darstellen. Und wenn bis 2013 die Realisierung nicht mehr klappt: Die Goldgrube Seilbahn in Verbindung mit den IBA- und igs-Hinterlassenschaften dürfte auch später noch für Investoren ein heißes Eisen sein. Gentrifizierung ole! *R.S.*

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