Es
ging hoch her am Donnerstagabend anläßlich eines Popper-Gesprächs aus dem Jahr 1974. Es wurde laut und "persönlich", es wurde gewertet, auch durch mich. Der Philosoph
(1902-94), der seinerzeit eine Vorzeige-Persönlichkeit des konservativen Lagers
war, machte auf die philosophische Runde
einen –gemessen an seinem Ruhm-
insgesamt dürftigen, fragwürdigen Eindruck. Dies fing für mich damit an,
daß er von einem Protestzug erzählte, an dem er als junger Sozialist teilnahm
und bei dem mehrere Demonstranten von der Polizei erschossen wurden. Er nahm
dieses Ereignis zum Anlaß, zu Sozialismus und Kommunismus auf Distanz zu gehen
– statt die Polizei bzw. „die Verhältnisse“ zu kritisieren. Oder, die Gefallenen zu ehren, mit dem Kampf für eine andere Gesellschaft weiter zu
machen. Die Argumente und Thesen, die Popper in dem Gespräch : http://www.youtube.com/watch?v=ZO2az5Eb3H0 äußerte, überzeugten mehrere (die meisten??)
Teilnehmer der Runde nicht. Er hielt –so
verstanden wir bzw. einige ihn- es etwa für wenig sinnvoll bzw. überflüssig, Begriffe zu erklären. * Ein
Teilnehmer der Runde fragte, in ultra-konservativer Manier, ob wir Laien
überhaupt Fachleute kritisieren dürften. Ich war erstaunt über die Frage, denn
sie läuft darauf hinaus, große Persönlichkeiten blind zu bewundern. So etwas
würde Karl Popper m.E. nicht verlangen,
von niemandem. Zu kritisieren heißt nicht, den eigenen
Standpunkt zu verabsolutieren und den Kritisierten zu beleidigen. Im Gegenteil.
Wer kritisiert, d.h. angreift, bietet selber Angriffsfläche/n. Kritik ist
notwendig, wenn auch bisweilen lästig. Und wer tatsächlich Recht hat, ist noch längst nicht
klar. Und wird auch nicht von der Mehrheit einer Diskussions-Runde
entschieden. ** Vielleicht war der Film nicht die beste Wahl. Popper hat einen
überragenden Ruf u.a. aufgrund bestimmter Schriften., darunter am bekanntesten „Die
offene Gesellschaft und ihre Feinde“. Ich habe bisher wenig von dem Mann gelesen. Ich
bin aber sicher, daß die Lektüre sehr lohnen kann, unabhängig von einem
Gespräch, in dem er nicht überzeugt. RS
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