Samstag, 20. Dezember 2014

Montagsdemos in Dresden (2)

Die ARD brachte zwei bemerkenswerte Beiträge zum Thema PEGIDA - Montagsdemonstrationen. Zum einen wurde der 1977 geborene Bülent Ucar interviewt, Professor für islamische Religi-onspädagogik in Osnabrück. Er fährt in seiner Kritik an PEGIDA die dämonisierende Schiene. Ihn erinnere "diese Entwicklung an dunkle Zeiten in Deutschland, an die Zeit vor Solingen und Mölln" (wo in den 90-er Jahren durch Brandstiftungen durch Rechtsradikale etliche Menschen starben). Herr Ucar bezeichnet die Proteste als grotesk. Sandra Galinski von der ARD bietet mit ihren Fragen (etwa: "Bekommen Sie bzw. andere Muslime bereits Auswirkungen dieses Phänomens zu spüren?") Steilvorlagen, die vom Befragten auch prompt bedient werden. Dabei gab es sicher auch schon vor Pegida Pöbeleien und beleidigende Mails gegen Türken bzw. Muslime durch Deutsche. So wie es auch schon zuvor Pöbeleien und Beleidigungen gegen Deutsche durch Türken und Muslime gab. Und wenn ein Deutscher sich dagegen verwahrt, wurde und wird er als "Nazi", "Rassist" oder "Ausländerhasser" tituliert, bekommt Schläge angedroht. Immerhin ist Herr Ucar, der für PEGIDA so gut wie kein Verständnis aufbringt, selbstkritisch genug zu sagen: "Auch wir Muslime sollten uns noch stärker öffnen, in unseren Beziehungen zu Nachbarn, Mitmenschen, gerade Moschee-gemeinden könnten hier einiges tun." *** Das zweite Gespräch, das die Tagesschau mit Frank Richter (* 1960), einem katholischen Pfarrer und Direktor der Sächsischen Landeszentrale für Politische Bildung führte, ist wesentlich moderater in seiner Tendenz. Der Mann sieht, wie hysterisch die Reaktionen auf PEGIDA derzeit sind. Er erkennt bei denen, die in Dresden mitmarschieren, "im Wesentlichen vier Gruppen; Es sind Hooligans und NPD-Anhänger darunter, beides dürften aber zahlenmäßig nicht so sehr viele sein. Die dritte Gruppe sind im guten Sinne des Wortes besorgte Bürger, die ernsthafte Fragen haben. Die sich um ihre Kultur und Tradition sorgen und bestimmte Asylrechtsentscheidungen nicht nachvollziehen können. Die vierte Gruppe sind die, die sich ganz allgemein zu den Verlierern der Gesellschaft zählen, die Transformationsverlierer nach der Wende. Ich habe oft in Gessprächen gehört: Um die Flüchtlinge und Asylbewerber kümmert sich der Staat, um uns kümmert sich niemand". Mich freut, daß hier ein besonnener Mensch Verständnis für die Proteste der Bürger aufbringt, die bei Pegida auf die Straße gehen. Er nimmt die Menschen ernst. Darin unterscheidet er sich wohltuend von SPD-Politikern wie Ralf Jäger, der fordert, "Aufwiegler" zu "demaskieren". Ganz schön großspurig! Es wäre mal interessant, dem Leiter der Innenminister-Konferenz die Maske vom Gesicht zu nehmen. Wahrscheinlich käme darunter eine weitere Maske zum Vorschein. Und darunter noch eine. --- Zurück zu Pegida. Wenn wir eine Demokratie sind, die diesen Namen verdient, werfen wir den Demonstranten keine moralinsaure Argumente, Lügen und Beleidigungen in den Weg. Man spürt aber: Einigen Politikern drohen die Felle davon zu schwimmen. Sie sollten argumentieren - und nicht mit Beleidigungen und Dämonisieren die eh schon vorhandene Wut noch schüren. 
                                                                                                                                          *RS*

 




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