Montag, 26. Januar 2015

Protest gegen Zwangsräumung

Im Otterhaken 10, Wilhelmsburg Nord-Reiherstieg (ich wohne ein Haus weiter) lag eine Zwangs-räumung an. Mieter Heiko ("MB" = Mein Bekannter - in einigen meiner Stories) hatte nach jahrelangen Querelen mit der Genossenschaft "Bauverein Reiherstieg" vor Gericht verloren. Gegen den Beschluß war kein Widerspruch mehr möglich. Heute versammelten sich Dutzende Unterstützer und Zwangsräumungs-Gegner, um den endgültigen Rausschmiß wenn nicht zu verhindern so doch es den ausführenden Organen so schwer wie möglich zu machen.


Der Aufwand war beträchtlich - nicht nur seitens der Räumungsgegner, die friedlich und mit teilweise kreativem Requisit seit dem frühen Morgen in und vor dem Haus ausharrten. Die Polizei war mit schätzungsweise 20 Mannschaftswagen und martialisch hochgerüsteten, d.h. auch für gewaltsame Auseiandersetzungen vorbereiteten Männern (Frauen sah ich nicht) vorgefahren. Auch die Presse war zugegen: Ein Team von RTL-Nord filmte, eine Dame knipste für IHR (: Wilhelmsburger Insel-Rundblick), ich war für REIHERSTIEG TV vor Ort etc. ... 


Die Polizei bat zunächst um Freigabe des Bürgersteigs; vergeblich. Auch ihr Ansinnen, unter den Demonstrant-innen einen Verhandlungspartner zu finden, schlug fehl. Dann versuchte die Staats-gewalt mit behelmten Kriegern, Heiko-Unterstützer vom Bürgersteig zu drängen. Auch das gelang nicht. Inzwischen waren Dutzende Staatsbedienstete in den Hinterhof gelangt, mit Bolzenschneider, Sägen u.ä. ausgestattet, um dort die Tür auf zu bekommen. Was schließlich auch gelang.  Nun wurden die das Treppenhaus bis zum 2. Stock blockierenden Demonstranten einzeln der Reihe nach nach draußen gebracht. Dabei wurde seitens der Polizei auch körperliche Gewalt angewendet, wie mir schien.


In diesem Zusammenhang wäre interessant, Zeugenaussagen, Berichte von direkt Beteiligten zu hören, um zu erfahren, wie genau die Staatsgewalt im Treppenhaus vorging. *  Um etwa 12 Uhr 45 war es so weit: das Treppenhaus war geräumt und Ex-Mieter Heiko begann, seine Restsachen aus der Wohnung nach unten zu tragen. ** Vorläufiges Fazit: Eine gelungene Aktion. Auch wenn die Räumung nicht verhindert wurde. Aus meiner Sicht gelungen, weil hier in bemerkenswerter Weise Solidarität gezeigt wurde. Es flogen keine Steine, keine Knallkörper, keine Flaschen - ich erlebte seitens der Räumungsgegner eine komplett friedliche Aktion. Niemand ließ sich zu Dummheiten hinreißen.  *** Ein Filmchen ist in Arbeit. 


Die Gentrifizierung Wilhelmsburgs der vergangenen Jahre hinterließ deutliche Spuren. Ich kenne in diesem Stadtteil etliche Menschen, denen die hunderte von Millionen €, die auf die Elb-Insel gepumpt wurden, keinerlei Verbesserung ihrer Situation brachten. Vielleicht war die heutige Aktion ein echter Schritt hin zu mehr Miteinander und Solidarität in Wilhelmsburg. 
                                                                                                 *RS*


1 Kommentar:

Erich Heeder hat gesagt…

Beate Bär: "Wir haben auch schon sehr unschöne Erfahrungen mit diesem Verein gemacht, als wir uns dort um eine Wohnung bewerben wollten. Trotz zweier Einkommen waren wir denen nicht gut genug und wurden dumm angemacht. Wir sind nun glückliche und zuverlässige Mieter woanders und haben eine sehr schöne Wohnung. Aber die Behandlung bei dieser Genossenschaft war unter aller Sau. Ich habe vorher über 20 Jahre bei einer anderen Genossenschaft gewohnt und habe noch nie eine derartige Arroganz erlebt !!"