Die aktuelle Ausgabe des „Hamburger Straßenmagazin“s enthält eine 28-seitige Beilage zur
Fußball-EM. Der H&K-Verkäufer begeistert: „Eins-A Stimmung in der
Redaktion. Wir erleben tolle Solidarität durch die Sportler.“ (sinngemäße
Wiedergabe). Auf meine Frage, worin die
Solidarität der Sportler bestehe, kann mir der Verkäufer nur sagen, daß „die
Sportler“, u.a. eine Hamburger Leichtathletin, „umsonst“ ein Interview gegeben
hätten. „Ist das Solidarität?“, fragte
ich, „oder ein PR-Gag?“ Der Mann vor mir wusste keine Antwort.
„Zumindest die Fuß-baller, die jetzt auflaufen, sind doch alle Millionarios“,
hake ich nach. „Unter Solidarität würde
ich verstehen, daß diese Leute spenden,
Geld. Und nicht 10 oder 20 €uro, sondern 10 oder 20-Tausend. Das ist doch für die ein Klacks, das zahlen
die doch aus der Porto-Kasse.“ Der
Hinz&Kunzt-Verkäufer schien meine Kritik nicht zu verstehen. Ich kaufte mir
das Heft. Beim Lesen der Sonderbeilage
stellte ich fest, daß entweder ich den Verkäufer falsch verstand – oder er die
Situation naiv und blauäugig beschrieb. Gelder scheinen tatsächlich nicht geflossen zu sein. Aber es kann
ein Deutschland-Trikot mit Original-Unterschriften unserer National-Spieler
ersteigert werden. Bis zum 1. Juli können Gebote per mail an
trikot@hinz&kunzt geschickt werden. „Das höchste Gebot erhält den Zuschlag!
Unter allen Teilnehmern verlosen wir zusätzlich ein von Moritz Volz signiertes
England-Shirt.“ (S.26) Keine Ahnung, wer Moritz Volz ist. * Auf der Seite 3 der Beilage finden sich die
Logos von adidas, HSV, Nike, Puma u.a. Firmen. Denen dankt die hinz&kunzt-Redaktion
für Unterstützung. Es wäre interessant zu erfahren, ob diese superreichen
Firmen Geld für h&k spendeten. Ich befürchte: Nein. Der HSV zeichnet sich
bekanntermaßen dadurch aus, daß er Jahr für Jahr Zig-Millionen ausgibt, zum
Teil aus dem Fenster wirft, und sich den Fans gegenüber gerne als großzügig und
volksnah ausgibt. * Natürlich wäre es naiv, den Sportlern zum Vorwurf zu machen, wenn sie kein Geld spenden. Im
konkreten Fall haben unsere National-Spieler wahrscheinlich keinen direkten
Kontakt zu h&k. Falls überhaupt
Kontakte vorhanden sind, laufen diese über die PR-Agen-turen der Vereine. Und es gibt natürlich viele andere Projekte,
die unterstützenswert sind bzw. wären. Ich gehe sogar davon aus, daß es Sportler
gibt, die sich nicht nur als „volksnah“ und „großzügig“ vermarkten lassen,
sondern die tatsächlich auch Geld spenden. *** Bemer-kenswert finde ich, wie
eine Zeitschrift, die ursprünglich von und für Obdachlose gemacht wurde, mit
millionenschweren Firmen und Institutionen anbandelt, die die Gelegenheit
natürlich nutzen, um für sich Reklame
zu machen. Das ist PR-Geplänkel. Etwas anderes wäre es, wenn eine der Firmen
oder gar einer der Fußball-Millionarios Wohnraum für Obdachlose zur
Verfügung stellen würde. Das würde in diesem Fall gut passen. Ich würde es als ein echtes Signal ansehen. Als
Signal dafür, daß es Menschen gäbe, die
trotz millionenschwerer Bank-konten ein Gespür dafür haben, daß es noch andere
soziale Welten und andere Schicksale gibt.“ *R.S.*
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