Montag, 2. Dezember 2013

Fachzeitschrift "Hamburg macht Schule"

Die Ausgabe 1/2013 (25. Jhrg.) des vierteljährlich erscheinenden Magazins, Unter-titel „Zeitschrift für Hamburger Lehrkräfte und Elternräte“  steht unter dem Motto „Lehrergesundheit“. Insgesamt neun Artikel, jeweils 2-4 (A4-)Seiten lang, behandeln aus unterschiedlichen Blickwinkeln das Thema. Einige Aufsätze untersuchen von übergeordneter, theoretischer Warte aus die „Personalge-sundheit“. „Der Hamburger Weg“ lese ich auf S. 14, sei „ein komplexes Verfahren zum Schutz der  Gesundheit des pädagogischen Personals“. Daß hier mit büro-kratischen Aufgaben betraute Stellen das Thema behandeln, liegt auf der Hand. Zum Glück sind einige Artikel sehr konkret; diesbezüglich herausragend für mich ist auf S. 20 „Kollegiale Fallberatung – Beispiele und Erfahrungen“ von Beate Seelis, einer Mitarbeiterin am „Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulent-wicklung.  Nach meiner bisherigen Erfahrung kann der Fokus beim Thema „Gesundheit“ kaum konkret und präzise genug gesetzt werden. Der Umgang, die Kommunikation mit den KollegInnen ist, neben dem Unterricht und dem Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen, das A und O im Alltag jeder Lehrkraft. Eine solidarische, von Aufmerksamkeit und Mitdenken geprägte Situation kann über-aus hilfreich sein – ist aber keineswegs selbstverständlich. „Von der Gesund-heitsbeurteilung zum Gesundheitsmanagement“ passt selbstverständlich zur kom-plexen Thematik, berührt mich nur leider nicht. Der Artikel „Lehrerar-beitsplätze“ beschreibt die „zeitgemäße, belastungsreduzierende Umgestaltung des Lehrerzimmers“ aus der Sicht des Schulleiters eines Wilhelmsburger Gym-nasiums. Der Mann zieht eine positive Bilanz nach einem Jahr. Die Neugestaltung habe „zu deutlicher Reduktion einzelner Belastungsfaktoren geführt“. Das mag sein. Die Frage ist nur, ob nicht die Faktoren, die zu einem deutlich hohen Kran-kenstand und Früh-Pensionierung vieler Lehrkräfte führen („Nur ca. 20 % erreichen z.B. in Hamburg die Regelaltersgrenze. Das durch-schnittliche Alter für Pensionierungen liegt bei etwa 54 Jahren. Verantwortlich hierfür sind mit Abstand am häufigsten psychosomatische Erkrankungen“ (S. 14), vornehmlich woanders zu suchen und zu behandeln und zu „heilen“ sind. Stichworte „Streß“ durch „Aggressivität von Schülern“, „Reizüberflutung“, „mangelnde Motivation“. Aufent-halts- und Rückzugs-Räume für Lehrkräfte können noch so komfortabel sein. Wenn die Schul-Atmosphäre allgemein und die persönliche Situation eines Lehrers vor allem von Streß geprägt sind, nützt auch ein modern eingerichteter Ruheraum nichts. * Für mich erstaunlicherweise wird, im Unterschied zu den „Lehrerarbeitsplätzen“ der Artikel „Glück macht Schule – Unterricht für ge-glücktes Leben“ nicht unter das Thema „Lehrergesundheit“ gezählt, sondern unter die Rubrik „Werkstatt Schule“. Das geht natürlich auch, aber ich meine, daß von einem Unterrichtsfach „Lebensart“ bzw. „Glück“ nicht nur für die SchülerInnen, sondern auch für die Lehrer eine glückhafte und damit gesundheitsfördernde Wirkung ausgehen kann. * Fazit: Ein sehr profes-sionell gemachtes Heft. Die Beiträge sind ausnahmslos druckreif.  Daß dem Thema „Schulqualität im Ge-spräch“ Raum gewährt wird, ist konsequent, allerdings gleich acht (8!) Seiten...! Nutznießer sind die Vorsitzende des Verbands Hamburger Schulleitungen, Frau Berg, und der Landesschulrat Herr Rosenboom.  Hier zeigt sich, daß das hanse-atische Schulwesen ein konsequent hierarchisch gegliederter Apparat ist. „Ham-burg macht Schule“  dient der Imageförderung eines breiten Berufsstandes, ist sozusagen seine Visitenkarte. Deutlich wird auch: Der Amtsschimmel schläft nicht. Ich würde mir bei den Beiträgen mehr Praxis-Bezug wünschen.  Können konkrete Fall-Beispiele von krank gewordenen Lehrkräften aus Datenschutz-gründen nicht beschrieben werden? Und: Gibt es nicht auch LehrerInnen, die krank und wurden – und wieder gesundeten? Mich interessieren mehr per-sönliche Schicksale als die theoreti-schen Richtlinien der Schulbürokratie. * 52 Seiten, Auflage 15.000, www.hamburg.de/hamburg-macht-schule   *RS* 

 

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