Die Ausgabe 1/2013 (25. Jhrg.) des vierteljährlich
erscheinenden Magazins, Unter-titel „Zeitschrift
für Hamburger Lehrkräfte und Elternräte“
steht unter dem Motto „Lehrergesundheit“.
Insgesamt neun Artikel, jeweils 2-4 (A4-)Seiten lang, behandeln aus
unterschiedlichen Blickwinkeln das Thema. Einige Aufsätze untersuchen von
übergeordneter, theoretischer Warte aus die „Personalge-sundheit“.
„Der Hamburger Weg“ lese ich auf S. 14, sei „ein komplexes Verfahren zum Schutz der
Gesundheit des pädagogischen Personals“. Daß hier mit büro-kratischen
Aufgaben betraute Stellen das Thema behandeln, liegt auf der Hand. Zum Glück
sind einige Artikel sehr konkret; diesbezüglich herausragend für mich ist auf
S. 20 „Kollegiale Fallberatung –
Beispiele und Erfahrungen“ von Beate
Seelis, einer Mitarbeiterin am „Landesinstitut
für Lehrerbildung und Schulent-wicklung. Nach meiner bisherigen Erfahrung kann der
Fokus beim Thema „Gesundheit“ kaum konkret und präzise genug gesetzt werden.
Der Umgang, die Kommunikation mit den KollegInnen ist, neben dem Unterricht und
dem Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen, das A und O im Alltag jeder
Lehrkraft. Eine solidarische, von Aufmerksamkeit und Mitdenken geprägte
Situation kann über-aus hilfreich sein – ist aber keineswegs selbstverständlich.
„Von der Gesund-heitsbeurteilung zum
Gesundheitsmanagement“ passt selbstverständlich zur kom-plexen Thematik,
berührt mich nur leider nicht. Der Artikel „Lehrerar-beitsplätze“
beschreibt die „zeitgemäße,
belastungsreduzierende Umgestaltung des Lehrerzimmers“ aus der Sicht des
Schulleiters eines Wilhelmsburger Gym-nasiums. Der Mann zieht eine positive
Bilanz nach einem Jahr. Die Neugestaltung habe „zu deutlicher Reduktion einzelner Belastungsfaktoren geführt“. Das
mag sein. Die Frage ist nur, ob nicht die Faktoren, die zu einem deutlich hohen
Kran-kenstand und Früh-Pensionierung vieler Lehrkräfte führen („Nur ca. 20 % erreichen z.B. in Hamburg die
Regelaltersgrenze. Das durch-schnittliche Alter für Pensionierungen liegt bei
etwa 54 Jahren. Verantwortlich hierfür sind mit Abstand am häufigsten
psychosomatische Erkrankungen“ (S. 14), vornehmlich woanders zu suchen und
zu behandeln und zu „heilen“ sind. Stichworte „Streß“ durch „Aggressivität von
Schülern“, „Reizüberflutung“, „mangelnde Motivation“. Aufent-halts- und
Rückzugs-Räume für Lehrkräfte können noch so komfortabel sein. Wenn die Schul-Atmosphäre
allgemein und die persönliche Situation eines Lehrers vor allem von Streß
geprägt sind, nützt auch ein modern eingerichteter Ruheraum nichts. * Für mich
erstaunlicherweise wird, im Unterschied zu den „Lehrerarbeitsplätzen“ der Artikel „Glück macht Schule – Unterricht für ge-glücktes Leben“ nicht unter
das Thema „Lehrergesundheit“ gezählt,
sondern unter die Rubrik „Werkstatt
Schule“. Das geht natürlich auch, aber ich meine, daß von einem
Unterrichtsfach „Lebensart“ bzw. „Glück“ nicht nur für die SchülerInnen,
sondern auch für die Lehrer eine glückhafte und damit gesundheitsfördernde
Wirkung ausgehen kann. * Fazit: Ein sehr profes-sionell gemachtes Heft. Die
Beiträge sind ausnahmslos druckreif. Daß
dem Thema „Schulqualität im Ge-spräch“ Raum
gewährt wird, ist konsequent, allerdings gleich acht (8!) Seiten...! Nutznießer
sind die Vorsitzende des Verbands Hamburger Schulleitungen, Frau Berg, und der Landesschulrat Herr Rosenboom. Hier zeigt sich, daß das hanse-atische
Schulwesen ein konsequent hierarchisch gegliederter Apparat ist. „Ham-burg macht Schule“ dient der
Imageförderung eines breiten Berufsstandes, ist sozusagen seine Visitenkarte.
Deutlich wird auch: Der Amtsschimmel schläft nicht. Ich würde mir bei den
Beiträgen mehr Praxis-Bezug wünschen.
Können konkrete Fall-Beispiele von krank gewordenen Lehrkräften aus Datenschutz-gründen
nicht beschrieben werden? Und: Gibt es nicht auch LehrerInnen, die krank und wurden
– und wieder gesundeten? Mich interessieren mehr per-sönliche Schicksale als die
theoreti-schen Richtlinien der Schulbürokratie. * 52 Seiten, Auflage 15.000, www.hamburg.de/hamburg-macht-schule *RS*
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