Mittwoch, 12. Januar 2011

Notizen zu einem Artikel in der Hamburger MoPo


Ich kannte Mick Werup nicht persönlich, ahne aber, was in ihm vorgegangen sein mag. * Vielleicht "wollte" er nicht nur wild sein, sondern war es tatsächlich. Geworden. Auf der Suche nach einem anderen Ich. Auf der verzweifelten Suche nach einer Rolle, mit dem er in Einklang stehen konnte. Kunst mit den Möglichkeiten der Selbstdarstellung und des "Kreativseins " (abgedroschener Begriff - mir fällt hier kein besserer ein) ist ein ideales Sprungbrett, um zu einer anderen Identität zu gelangen. Die Voraussetzungen sind weniger Talent (M.W. verfügte m.E. darüber), sondern viel mehr: Leidensdruck, psychische Spannungen, neurotische Störungen. Der unbedingte Wille, sich selber zu verändern. Ich kenne etliche Künstler, die aus solchen Gründen schöpferisch werden und versuchen, über den eigenen Schatten zu springen. Ich zähle auch irgendwie dazu. Nur: Für diese Problematik, die viele Künstler-Existenzen betrifft, haben die wenigsten Menschen Verständnis. Schon garnicht in dieser Gesellschaft, wo letztlich nur das Verkaufsprodukt, die Ware "Kunst" zählt. Querköpfig und "schräg" sein ist gut - aber wehe du legst die Maske des Witzboldes und ständig gut Aufegelegten ab. Dann ist "Schluß mit lustig". * Gefährlich wird es, wenn einer seine Emotion und die eigene Person ständig in den Mittelpunkt stellt. Wer schon verletzt ist, wird noch mehr verletzt. In Deutschland lebt kein Mann ungestraft seine Gefühle aus. Mann müsste Genie sein und das Überschreiten von Grenzen ("wild sein") als Selbstzweck gestalten. In autistischer Manier. * R.S.

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