Ich habe fast täglich mit behinderten Menschen zu tun. Was passiert dabei? Was mache ich da? Leide ich unter einem "Helfer-Syndrom"?
Helga Goetze Sophia schrieb zu diesem Thema folgenden Text:
"Wo lohnt sich ein Helfen?
Ich kenne eine,
die ist verkrüppelt.
Statt der Arme trägt sie
links und rechts einen Finger.
Doch nach dem ersten Schreck
schlich sich Bewunderung in mein Herz.
Alles machten die Füße:
Begrüßung, Telefon und Essen.
Herzlichkeit und Mitleid
mit einer unsagbaren
Tapferkeit wuchs,
dennoch Ja sagen
zu diesem Leben und uns.
Ich kenne einen,
der ist verkrüppelt.
Statt Mitgefühl trägt er
links im Herzen eine Rechenmaschine.
Erst nach langer Bekanntschaft
schlich sich Trauer in mein Herz.
Alles machte der Kopf:
Kalkulation, Berechnung und Lieben.
Angst und Resignation
um dieses fehlentwickelte Seelenleben wuchs,
weil die Beziehung zu ihm nicht möglich ist.
Und da er es nicht zu merken
und glücklich dabei zu sein scheint,
lohnt sich ein Helfen?"
(aus: Helga Goetze Sophia, "Zeugnisse eines Aufbruchs" - Gedichte aus den Jahren 1970-1973)
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