Dienstag, 7. Februar 2012

Katharina Jensen - Pieselotten (2)




Staat-Senat, Wirtschaft und Polit-Lobby buttern zig-Millionen in diesen Stadtteil; IBA und igs pim-pen Wilhelmsburg auf, mit Parks und neuen Gebäuden. Werden dadurch die Menschen anders oder gar besser? Na, der Witz ist gut, werden Sie, werter Leser, sagen bzw.: der Witz wäre gut. Mit Geld, Häusern und Parks Menschen ändern? Hahaha. NEIN, darum geht es nicht. Hier sind Realisten am Werk. Die Politiker, die für die fetten Finanzspritzen verantwortlich sind, wollen niemanden ändern. Sie wollen nur dies: Mehr Macht ... mehr ökonomische Macht ... und über die ökonomische Macht die Menschen beeindrucken und überreden, zufriedene, brave Untertanen und zuverlässige Wähler zu sein. Aber der größte Klops ist: Staat, Senat, Wirtschaft etc. versuchen, Kunst und Künstler vor ihren Karren zu spannen. Die Idee an sich ist nicht schlecht ... immerhin sind Künstler diejenigen, die am überzeugendsten Ideen entwickeln und Impulse setzen. Und wenn sie an etwas glauben, ziehen sie auch an einem Karren. Selbst wenn er im Dreck steckt. Nur: Sie sind oftmals Eigendenker und haben einen Riecher dafür, ob ein Projekt Zukunft hat. Sie sträuben sich nicht gegen Fördermaßnahmen. Aber sie wissen auch: Manchmal ist es besser, auf ein paar €uro zu verzichten und statt dessen bei der eigenen Linie zu bleiben, beim Mal-Programm, bei der selbst auferlegten Disziplin. Mithin ebenso beim Vergnügen, das die Arbeit auch mit sich bringen kann. * Katharina Jensen lebt und arbeitet seit 2005 in Wilhelmsburg, in einem kleinen Haus an der Dove-Elbe. Sie malt, collagiert Stoffetzen und Schnüre zu kräftigen, ausdrucksstarken Bildern, die sie Pieselotten nennt. Ihre Themen sind der männliche und weibliche Körper, Sexualität, Porträts, Musiker ... und die künstlerische Arbeit selber. Mit Material experimentieren, eine ungefähre Richtung einschlagen und dann sehen, wo man am besten hinpasst, wo es am spannendsten, am inspirierendsten ist. Für einen selbst. Der Künstler ist der Mensch in Veränderung. Der Maler ist in einem permanenten Prozeß des Anderswerden begriffen. Mit jedem Bild ein klein wenig an den Vorstellungen rücken, die ich von mir selber und der Welt habe. Kleine, ja winzige Änderungen, unsichtbare Dinge. Darauf kommt es an. Diese Künstlerin will sich verändern, scheint mir. Das ist gut für einen Stadtteil, behaupte ich, in dem man mehr auf Geld und Prestige setzt als auf einzelne Menschen. Von Individuen geht mehr Kraft und Anregung aus als von Baumaschinen und Baggern. Diese Kraft braucht einen schützenden Rahmen. Um selbigen irgendwann wieder zu verlassen und offensiv zu werden. Vor + zurück. Aktion + Reflexion. Mit Pinsel und ohne. * Die Fotos entnahm ich einem Katalog, der bei der Künstlerin erstanden werden kann. * Katharina Jensen gibt Kurse im Bürgerhaus. Der nächste Termin dort ist Sonntag, der 25. März 15-17 Uhr. * Die Künstlerin ist telefonisch zu erreichen unter 040 / 42 10 02 25. Die mail-Adresse ist: kajensen@t-online.de

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