Sonntag, 11. März 2012

Disziplinierung von Oben

Seit dem 5. März gelten in Hamburg neue Regeln im Busverkehr. Fahrgäste müssen nun zu jeder Tages- und Nachtzeit vorne einsteigen und ihre Fahrausweise zeigen. Dies führt auf stark frequentierten Linien wie der 13-er in Wilhelmsburg, zu Verzögerungen. * Heute Mittag stieg ich am S-Bahnhof Veddel in den 13-er und zeigte wie alle anderen meine Karte. Zu unserer Überraschung stieg eine Station weiter eine Handvoll Kontrolleure ein, die uns erneut kon-trollierten. Ich war auch deshalb überrascht, weil ich in den mehr als 10 Jahren, in denen ich mit dem HVV unterwegs bin und dabei fast täglich im 13-er fahre, erst ein einziges mal (1 x!) auf dieser Linie kontrolliert wurde. Galt die heutige Kontrolle auch dem Busfahrer? Um heraus-zufinden, ob er auch streng genug kontrolliert? * In einer HVV-Broschüre hieß es, daß die neue Maßnahme den „werten Fahrgästen“ zugute komme. TATSACHE ist: Die Fahrten verzögern sich durch das Einsteigen vorne teilweise erheblich. Auch für die Busfahrer ist die neue Regel mit mehr Streß verbunden. * Lohnt sich der Aufwand? Werden mehr Gelder in die HVV-Kassen gespült durch die Reduktion von Schwarzfahrten, so daß sich der Mehraufwand und das Mehr an Streß lohnen? * Mein Eindruck ist: Geld sparen ist nur ein Motiv. Ein anderes scheint mir zu sein: Die Stadt hat viele Probleme nicht im Griff. Um davon abzulenken, denken sich einige Politiker und Behörden-Apparatschiks Maßnahmen aus. Ein Beispiel: Bei der Elb-Philharmonie hat sich der Hamburger Senat bis auf die Knochen blamiert. Eine Kosten-Explosion von mehreren 100 Millionen € ist kein Schönheits-Fehler, sondern ein Riesen-Skandal. Die Baufirma „Hochtief“ ist der Kultur-Behörde, dem Rechnungshof und anderen Behörden jahrelang auf der Nase herumgetanzt, hat Verantwortliche über den Tisch gezogen – aber niemand scheint Schuld zu haben. Und so ist es oft: Millionen-Beträge werden verschlampt, gehen verloren, sind nicht mehr aufzufinden. In den oberen Etagen der Politik und Wirtschaft, wo diese Dinge passieren, hackt keine Krähe der anderen ein Auge aus. Der Druck, der trotz aller Beschwichtigungen und Schönrednerei entsteht, wird nach unten weitergegeben. Jetzt wollen sie ein paar €uro einsparen durch schärfere Kontrollen beim Busfahren. * Die Kontrolleure erfinden solche dämlichen Maßnahmen und Schikanen nicht. Die Verantwortlichen sind in den Führungs-Etagen Hamburger Behörden zu suchen. Was weiter unten geschieht, an der Basis, beim „kleinen Mann“, ist diesen Funktionären wurscht. – Wer kontrolliert diese Leute?

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