Mittwoch, 25. Juli 2012

Gefährliche Verbrecher - Ted Bundy

In den 70-er Jahren erschütterte eine Mordserie die USA. Das passiert öfters in dem Land, aber dieser Killer und die Begleitumstände seiner Taten waren ungewöhnlich.  Ted Bundy, * 1946, begann seine Serie 1974 im äußersten Nordwesten der USA, bis sie 1978 in Florida endete, im Südwest-Zipfel des Landes.  Mindestens 28 junge Frauen und Mädchen tötete Bundy, in einigen TV-Dokus ist von 34 Opfern die Rede. Bundy erhielt den Beinamen „Gary Grant der Serien-Killer“, weil er gut aussah, charmant und redegewandt war. Seine Auftritte vor Gericht, bei denen er sich selbst verteidigte,  waren Medien-Ereignisse.  1976 wurde er erstmals verhaftet. Er fiel auf,  weil er nachts mit unbeleuchtetem Auto durch die Straßen fuhr. Der Polizist, der ihn anhielt, fand im Kofferraum Handschellen, Sturmhauben, Stech- und anderes Werkzeug. Auf die Frage, was er damit vorhabe, antwortete er clever, daß „sowas“ heutzutage „doch jeder im Auto“ habe. 1977 gelang ihm zweimal die Flucht aus Gefängnissen. Er kam auf die berühmte Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher der USA. Das spornte ihn vielleicht noch an, denn er hörte mit dem Morden nicht auf. * Es gibt viele Publikationen über T.B., es wurden Dokumentar- und mehrere Spielfilme über ihn gedreht. Im Internet gibt es eine Menge Informationen. Praktisch sein ganzes Leben wird dargestellt und untersucht, bis zu seiner Hinrichtung auf dem Elektrischen Stuhl 1989 in Florida. Bundy war hoch-intelligent; er hatte Psychologie studiert, später mit Jura angefangen. In seiner Heimatstadt war er bei den Republikanern politisch aktiv. Zur Legende des toughen Mannes, des good boy, gehörte auch, daß er einst Pfadfinder und in der Telefon-Seelsorge für Suicidgefährdete tätig war. * In di-versen Filmen wird versucht, Erklärungen zu finden, wieso dieser Mann zum hochgefährli-chen Killer wurde. Was in Psycho-Thrillern inszeniert wird und im Kinobesucher be-klemmende Gefühle erzeugt, war dieser Mann tatsächlich. Die Inkarnation eines Alptraums. Er suchte seine Opfer offenbar nach einem bestimmten Muster aus. Die jungen Frauen waren hübsch, trugen langes, in der Mitte gescheiteltes Haar. Sie hatten, wie später festgestellt wurde, Ähnlichkeit mit einer großen Liebe von Bundy, einer jungen Frau, mit der er zusammen war, die ihn aber verließ. So etwas passiert vielen Männern. Es ist hart, aber niemand wird dadurch zum Mörder oder gar Serien-Killer. Ein anderes Ereignis, das auch in den Dokus erwähnt wird, muß ihn mehr gekränkt, ja traumatisiert haben. Bei einem Besuch in seinem Geburtsort in New Jersey fand Bundy in den frühen 70-er Jahre heraus, daß mit seiner Familie etwas nicht stimmte. Seine ältere Schwester, mit der er sowie mit weiteren Geschwistern aufwuchs, war in Wahrheit seine Mutter. Der Mann und die Frau, die er für seine Eltern hielt, waren in Wirklichkeit seine Groß-Eltern, d.h. die Eltern seiner Mutter. Man kann sich ausmalen, daß die Entdeckung psychologisch schwerwiegende Folgen für Bundy hatte. Vielleicht hatte er auch etwas geahnt. Mehr als 20 Jahre lang war er getäuscht worden. Seine Sozialisation beruhte auf Bluffs und Täuschungsmanövern. Die ganze Inszenierung war wohl „gut gemeint“. Seine Mutter, die ihn unehelich geboren hatte, litt unter psychischen Problemen. Ihr und den anderen Beteiligten sollte die Familie Identität und Sicherheit bieten, eine schützende Fassade.  Für Bundy muß jedoch seine Welt zusammen gebrochen sein. Alles, was er zuvor erlebt hatte, war in gewisser Hinsicht falsch gewesen. * Auch wenn sich bei so einer Entdeckung Abgründe auftun – sie ist kein zwingender Grund, zum Mörder zu werden... ** Ich habe eine These, als quasi ein Mosaiksteinchen neben mehreren anderen. Bundy drehte, indem er ein Doppelleben führte bis hin zu TV-Auftritten, den Spieß um. Er war zum Opfer jahrzehntelanger Mani-pulation geworden, ohne es zu bemerken. Die Manipulation hatte funktioniert. Nun spielte er selber falsch, und zwar bewusst und mit böser Absicht. Was zuvor gelungen war, mit ihm als Opfer, wieso sollte es nicht weiter funktionieren? Aber diesmal würde er die Welt täuschen. So führte er eine perfekte Doppel-Existenz. In Seattle wurden auf dem Campus Gelder für ihn gesammelt, zu seiner Verteidigung. Es war für die Leute dort unvorstellbar, daß er tatsächlich der gefährliche Psychopath war, als der er entlarvt wurde Sie kannten ihn ganz anders. * Bundy leugnete, obwohl durch Zeugenaussagen und Indizien eindeutig überführt. Erst als die Hinrichtung (1989) näher rückte, begann er auszupacken. Nach und nach. Um immer wieder Aufschübe für seine Exekution zu erreichen. Denn seine Angaben mussten überprüft werden. Das kostete Zeit. Es konnten etliche Fälle geklärt werden, auch einige, die man Bundy bis dato nicht angelastet hatte. Irgendwann spielte die Justiz nicht mehr mit. Am Tag vor seinem Ende gab er noch ein Interview, in dem er über seine Beweggründe sprach.  Er behauptete, Pornografie habe ihn dazu gebracht, zum Serienkiller zu werden. Hier täuschte er noch ein letztes Mal die Menschen. Mit seiner Behauptung wollte er, so scheint mir, ein letztes Mal eine falsche Spur legen.  Vielleicht lebte er an einigen Opfern Phantasien aus, die er in Porno-Filmen gesehen hatte. Aber nicht die Pornografie war schuld, sondern er selber. * Und es gibt noch ein Mosaiksteinchen, das vielleicht wichtig ist, um die ganze Wahrheit dieses Menschen und seiner Geschichte zu verstehen. Als T.B. vierzehn war, verschwand eine acht-jährige Cousine von ihm spurlos. Der Fall wurde nie aufgeklärt. Vielleicht beging Bundy schon mit 14 seinen ersten Mord? * Das Internet ermöglicht, eine riesige Menge an Informationen zu bekommen. Tote lassen sich nicht wieder lebendig machen, aber man kann Geschehnisse auf eigene Fauste erforschen und, „nah an der Wirklichkeit“, zu eigenen Thesen gelangen. Natürlich bleibt manches Spekulation. Ich fand die Recherchen spannender als manchen der Krimis, die ich zuletzt las.    *R.S.* 

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