Freitag, 28. August 2015

Bruder Bakunin


Was würde, in dieser politischen Situation, Bakunin tun?
Der Anarchist (1814-76) würde sich als erstes die CHANCEN ausrechnen, welche die gegenwärtige Situation zum KÄMPFEN bieten. Diese Chancen stehen GUT - die politische Lage ist kompliziert und schwierig - aber wann war sie das nicht?
Der Fanatiker Bakunin ... würde er den "bewaffneten Kampf" propagieren?
Nein. Der Mann war ein hoch-emotionaler Rationalist, der
mit dem Kopf UND mit dem Herzen dachte.
Er würde sich nicht denen anschließen, die am radikalsten und militantesten auftreten.
Er würde eine Seite bei FACEBOOK eröffnen und sich nicht daran stören, daß dieser Account sofort und automatisch unter Beobachtung stünde.  
Er würde sich keiner Ideologie unterordnen, weder einer linken noch einer rechten.
Bakunin würde literarische Texte schreiben und filmen. Er hätte eine kleine Videokamera stets bei sich. 
Bakunin würde spüren, wie korrumpiert die heutigen Linken sind, die für sich beanspruchen,
ethische und moralische Werte zu leben.
Er würde auch sehr schnell merken, wie unfruchtbar in Deutschland in diesen Jahren fast jede politische Diskussion ist. Worüber noch debattieren, wenn die Ergebnisse eh feststehen?
Bakunin würde alle Parteien ablehnen. 
Der große Anarchist würde sich Menschen anschließen, die Außenseiter sind, an den Rand gedrängt aus unterschiedlichen Gründen. Bakunin war ein klassischer Outlaw. Ein hochkarätiger, hoch motivierter, sehr gebildeter, aus besten großbürgerlichen bzw. groß-bäuerlichen Kreisen stammender Mann. Er war von christlichen Idealen beseelt - auch wenn er später "Gott und Staat" kategorisch
ablehnte.
Die zahlreichen Bündnisse und Freundschaften, die Michail Bakunin in seinen 62 Jahren einging, brachten ihm viele gute Erlebnisse, aber immer wieder auch große Enttäuschungen.
Er starb mental und körperlich ausgebrannt und ausgezehrt.
Bakunin ist stets größte persönliche Risiken eingegangen.
Lebte Bakunin heute in Dresden (wo er sich in den 40-er jahren des 19. Jahrhunderts aufhielt und u.a. mit Richard Wagner gut bekannt war), würde er auch an Pegida-Märschen teilnehmen - vielleicht nur ein- oder zweimal. Aber er würde persönliche Erfahrungen mit den Menschen dort sammeln. Und er würde urteilen, die Lage einschätzen. Und auch sich selbst beurteilen. Stärken und Schwächen bei sich selber sehn.
*** Ich träume manchmal von Bakunin.
Meine Collagen sind eine Art zu träumen. ***
                                                                         *RS*   

Keine Kommentare: