Dienstag, 4. August 2015

Franz Kromka "Markt und Moral"

Das vorliegende Buch "Markt und Moral" erschien 2008 im Lichtschlag-Buchverlag und trägt den Untertitel "Neuentdeckung der Gründerväter". Es geht um die Marktwirtschaft, unsere nämlich, in der BRD, die von ihren Verfechtern den Beinamen "freie" bekam. Franz Kromka ist Soziologie-Professor und arbeitete oder arbeitet-lehrt immer noch (69 oder 70 Jahre alt) an der Universität Hohenheim-Stuttgart. Ich bekam das Buch als Dreingabe auf mein Abo der Zeitschrift "eigentümlich frei" geschenkt. Auf dem Cover des Buches ist Ludwig Erhard (1897-1977) abgebildet, Wirtschafts-
wissenschaftler und Wirtschaftsminister von 1949-63. Als Nicht-Fachmann habe ich das Buch mit Staunen, Neugier und Interesse gelesen. Zwischendurch kam einmal etwas Langeweile, aber nur über ein paar Seiten. Wer wirklich wissen möchte, was freie Marktwirtschaft in der BRD bedeutet... oder bedeuten könnte... wer keine Scheuklappen hat oder selbige loswerden will bezüglich konservativer Meinungen und Lebenshaltungen ---was ist "konservativ"?? Eine selten gewordene Geisteskrankheit? Eine Säule der Konserven-Industrie? Ein vom Bildungs-Ministerium eingerichtetes Reservat, fein und so klein, daß es regelmäßig übersehen wird?--- wer sich mithin über etwas informieren möchte, über das gemeinhin vor allem Gerüchte existieren, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Zu den Gründervätern der Marktwirtschaft zählt Kromka neben Ludwig Erhard u.a. Wilhelm Röpke, Alexander Rüstow, Alfred Müller-Armack, Friedrich A. von Hayek, Walter Eucken, die immer wieder zitiert werden. Von diesen Herren habe ich, wissentlich zumindest, noch nie etwas gelesen. Ich betrete mit diesem Buch also ein Gebiet, auf dem ich mich kaum auskenne - erfreulicherweise ist der Boden, über den ich gehe, sind die Ecken, die ich betrete, Ecken und Hecken, sorgsam gepflegt. Mit anderen Wortren: Das Buch ist gut verständlich geschrieben. Ich brauche nicht Ökonomie- oder Soziologie-Fachmann zu sein, um den Darlegungen folgen zu können. Es werden auch Autoren genannt, die mir, jedoch nicht als Ökonomen, bekannt sind, wie zB Karl Popper, Arnold Gehlen. Auch Schelsky wird erwähnt. Zu den Fundamenten der freien Marktwirtschaft nach dem Kriege zählte in Deutschland auch das katholische Subsidiaritäts-Prinzip, dem gegenüber ich mich als Heranwachsender verschloß, rein aus Trotz, und aus Mißtrauen gegenüber allem Katholischen - das mich aber heute interessiert. ** Ich denke, dieses Buch ist mit Emapthie geschrieben - mit Einfühlungsvermögen gegenüber Lesern, die nicht unbedingt studierte Fachleute sind. Kromka gelingt es, meine ich, hoch-komplizierte Sachverhalte und Entwicklungsprozesse gut verständlich und nachvollziehbar zu erklären - ohne Fakten und Zusammenhänge zu beschneiden oder gar zu verstümmeln. Man sollte sich ein wenig Zeit nehmen, um in die Materie einzusteigen. Ich stimme dem Autor längst nicht in Allem zu, größtenteils aus Unwissen bzw. einem bestenfalls laienhaften Verständnis von Marktwirtschaft, teilweise auch, weil ich "es" besser zu wissen glaube: Die scharfe Ablehnung Kromkas der Lehre von Siegmund Freud etwa. ABER: Insgesamt fühle ich mich sehr gut informiert. Weil Kromka auch die Stufen und Leitern bzw. Brücken zeigt, über die man zu seinen Thesen, Einsichten, zu seiner Haltung gelangen kann. Ich meine damit die von ihm erwähnten Wissenschaftler und Philosophen. Voll einverstanden, ohne Abstriche, bin ich mit Franz Kromkas Haltung bezüglich der Verantwortlichkeit, die jeder Mensch übernehmen sollte. Und die auch eine Erziehungs-Aufgabe ist.   244 Seiten, Lichtschlag-Buchverlag    
                                                                                                                                             *RS* 

       

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