„Hamburg, Stadt der Verbote“ - War etwas in den Ostereiern, daß die MoPo-Redaktion mit dieser Schlagzeile auf Leserfang geht? Manchmal rührt das Blatt an Themen, die wert sind, genauer hinzuschauen. Aber dann begibt sie sich auch wieder auf das Niveau von billigem Populismus. Und löst Debatten aus, bei denen der Eindruck entsteht, daß unsere Gesellschaft ein großer Kinder-garten ist. Offenbar verortet die MoPo den Reifegrad ihrer Leser auf dem Niveau von Klein-kindern bzw. pubertierenden Gymnasiasten. So fragt das Blatt auf der Titelseite ihrer Sonntags-Ausgabe: „Dürfen wir bald gar nichts mehr?“ Die MoPo recherchierte, stellte einige Fragen an ihre Leserinnen. Angeblich antworteten 6000. * Es geht um Handyverbot beim Autofahren, im Kran-kenhaus usw., Radfahren in Öffentlichen Grünanlagen, Grillen in Parks, Rauchen in der Öffent-lichkeit, Alkoholverbot in Bussen, Bahnhöfen, Zügen. „Dürfen wir bald gar nichts mehr?“ wird ge-jammert und beim Leser angebiedert und (S. 5) gefragt: „Hamburg, die verbotene Stadt?“ Verbo-tene Stadt? Das klingt nach China, Peking. Schön wär’s. Ein bißchen Alt-Peking ... täte Hamburg gut. Ein bißchen Geheimnis darf, dürfte ruhig sein ... vielleicht sogar noch etwas mehr. Manchmal tun Verbote gut. Der Wunsch oder die Forderung nach mehr, am besten grenzenloser Freiheit dage-gen erscheint kindisch. Jeder Mensch erlebt in dieser Stadt jeden Tag, daß Regeln aufgestellt und Grenzen gesetzt werden müssen. Ohne sie würde nichts funktionieren. Je mehr Freiheit zugelassen wird, desto mehr Reife und Bewusstsein sind nötig. Ich bin auch für Freiheit. Das Rauchverbot in Bahnhöfen, zumal unter freiem Himmel, finde ich dagegen überflüssig. Das Verbot, in Bussen hinten oder in der Mitte einzusteigen, ist sowohl für Busfahrer als auch Reisende hinderlich. Das Aufstellen von strengen Regeln für das Verhalten in Parks, Grünanlagen finde ich jedoch sinnvoll, ja notwendig. Es gibt Menschen, die von sich aus Rücksicht auf Natur und Mensch nehmen. Und es gibt andere, die dazu offenbar nicht in der Lage sind. Auf der Elb-Insel gibt es etliche Grünanlagen, in denen gegrillt wird. Leider hinterlassen manche Leute dort regelmäßig leere Flaschen, Pappteller, Plastikbecher usw. Mülleimer, die wenige Schritte daneben aufgestellt sind, werden nicht genutzt.. * Es gibt Leute, die genau DAS richtig finden. „Wilhelmsburg bleibt dreckig“ war im letzten Jahr auf einem Transparent zu lesen. * Es gibt aber auch Bewohner, die bereit sind, ihren Müll doch noch zu entsorgen. Man muß sie nur freundlich darauf hinweisen. Diese Erfahrung machte ich im letzten Jahr. Es ist eine Frage von Zivil-Courage. Und auch von Freiheit. Der Freiheit, nicht nur die eigenen Interessen zu befriedigen, sondern auch Rücksicht auf andere zu nehmen. * Wir brauchen, dringend, noch einige Regeln, u.a. das Verbot, mit Steuergeldern schlampig umzugehen. Diese Regeln bzw. Verbote betreffen in erster Linie Politiker und andere Menschen, die über Macht und Einfluß verfügen. Bestimmte Richtlinien werden viel zu lasch gehandhabt. Wie sonst ist es möglich, daß zig Millionen € allein beim Bau der Elb-Philharmonie versickerten? *R.S.*
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