Donnerstag, 8. Oktober 2015

Henryk M Broder "Das ist ja irre"

Vor Kurzem erschien ein neues Buch von Henryk M Broder: "Das ist ja irre!" - ::: "Mein Tag ist gerettet", denke ich, und phantasiere Dichter-Lorbeeren quer durch Broders noch ungelesene Tagebuchaufzeichnungen. Ich regte mich in den letzten Wochen so über einige Politiker und andere Menschen auf, daß ich den Schriftsteller, den ich nie live sah, als  Bundesgenossen betrachte. Endlich bringt einer COOL rüber, was in diesem Land an Irrsinn passiert - Irrsinn, der als normal über die Bühne geht.  Dieser Broder, der sein Handwerk u.a. als Journalist lernte, versteht es, Spannung aufzubauen, ziemlich unaufgeregt, und Lunten zu legen. Und die Bömbchen gehen satzweise hoch. Und man hat zu lachen - obwohl sein Thema ernst ist. Und auch mit Moral zu tun hat. "Es geht um eine Gesellschaft, die sich so radikal selbst kastriert hat, dass ihr jeder Narr und jede Närrin  einreden kann, zwei mal zwei müsse nicht unbedingt vier, es könne auch mal fünf oder dreieinhalb sein - je nach den Umständen ..." Mich interessiert, wie deutsche Bürgerinnen und Bürger sich selbst beschneiden und verbiegen und verkorksen. Ich bin auf diesem Gebiet nicht unerfahren - immerhin durchlitt ich als Junge eine strenge katholische Erziehung. Der Unterschied zu heute: Es gibt keine Schläge mehr, kaum noch Strenge - und trotzdem traut sich kaum noch jemand den Mund aufzumachen und laut zu werden. ***  Das Hauptthema der Aufzeichnungen ist die Asylantenflut - und wie unsere deutschen Politiker, allen voran Frau Merkel, Außenminister Steinmeier und der Präsident des EU-Parlaments Martin Schulz damit umgehen. Vielleicht haben wir die Politiker, die wir verdienen - aber das schließt nicht aus, sie aus der Distanz und genau zu beobachten und mit Ironie und einer gehörigen Portion Sarkasmus in die Pfanne zu hauen. "Das ist ja irre!" ist journalistisches Kabarett. Törnt mich an. Der Autor ist unbestechlich, sein Stil schlicht. Er schreibt nicht, um als Literat zu punkten, sondern um seine Ansichten und Gedanken pointiert auf eine möglichst breite Leserschaft loszulassen. Broder schreibt kritisch und hämisch - ungerecht wirkt er nicht auf mich. Trotz der ganzen Scheisse in diesem Land hat er seinen Humor nicht verloren. Im Gegenteil. Man kann ihm dabei zusehen, wie er Humor entwickelt. Das ist unterhaltsam. 
                                 *RS*       

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