Da war doch was - richtig! 2005 wurde mit großem Aufwand dafür geworben, an der künstlerischen Gestaltung des Hafencity-Geländes mitzuwirken. Aus 164 Projekten wurden seinerzeit 8 ausgewählt. Da mein Vorschlag: Installation von Gemälde-Drucken, die sich kritisch mit den palastähnlichen Bauten befassten, keinen Zuschlag bekam, entschied ich mich für die Mitwirkung an einem der geförderten Projekte, nämlich die Hafencity Universitas". Ich nahm an etlichen -so ziemlich allen- Veranstaltungen dieser ernstgemeinten Uni-Parodie teil, hielt sogar selber einen Vortrag: "Subversive künstlerische Tendenzen in der Massengesellschaft" (Russische Futuristen, Wiener Aktionismus, "Suversive Aktion"-Dieter Kunzelman, u.a.). Es gab auch ansonsten ein paar interessante Beiträge bzw. Projekte in der Hafencity. Ich erklomm den "Baltic Tower", spazierte über den "Steinernen Orient-Teppich", erwarb beim "Kunst-Imbiß" einen Pappteller, machte um die Lesebühne des "Hamburger Ziegel" einen Bogen, schaute mir Bild-Projektionen auf den Kaispeicher A an (wo heute die Elb-Philharmonie entsteht), rauchte hier eine Zigarette, trank dort ein Bier und übte mich in small-talk. * Ich war erstaunt, vor einiger Zeit das Buch "Kunst und Kultur in der Hafencity" in einem Schaufesnter zu sehen, und kaufte es. Noch mehr staunte ich, als ich darin ein Foto entdeckte, auf dem ich abgebildet war. Am meisten überraschte mich jedoch, daß mein Name nirgendwo erwähnt wird. Der "Chef" der HC-Universitas, Sebastian Niemann, hatte offenbar selbstherrlich entschieden, welche Bilder ausgewählt und welche KünstlerInnen mit Namen genannt wurden. In einem seriösen Unternehmen fragt man vor der Veröffentlichung eines Fotos, ob der/die Abgebildeten damit einverstanden sind. Ich fände es auch selbstverständlich, als Beteiligter ein Beleg-Exemplar zu erhalten. Bei Herrn Niemann gelten offenbar andere Regeln. * Ich blättere weiter in dem Buch: Höchst professionelle Aufmachung, jede Menge Abbildungen. Über die Vorworte kann ich nur sagen: Die übliche Schönrednerei. Was ist auch anderes zu erwarten von den Geschäftsführern bzw. Vorsitzenden der Hafencity GmbH und der Hamburgischen Kulturstiftung? Die interessieren sich aus Image- und Karriere-Gründen für Kunst und scheuen keine Gelder, um KünstlerInnen vor ihren Karren zu spannen, mit denen dann ssie elber und die Stadt Hamburg reüssieren können. * Ich vermute, daß für die beteiligten Künstler ein Frei-Exemplar des Buches heraussprang. Ansonsten: Ich hatte keinen Einblick in das Budget der "Hafencity Universitas" des Herrn Niemann, der 2005 meine Kontaktperson war. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, weshalb Herr N. sich nicht in die Karten blicken ließ. * Erwähnen möchte ich noch einen "literarischen" Text aus dem Buch mit dem Titel "Der Verbrecher als Künstler". Den Namen des Autors verschweige ich - vielleicht gibt es von ihm auch überzeugende Texte. Mein Vorschlag für eine Neuauflage: Erstens besagtes Foto herausnehmen, zweitens den erwähnten Text umbenennen. Wie wäre es mit "Bauherren als Verbrecher"? Die Kosten für die Elb-Philharmonie explodierten von gut 70 auf über 350 Millionen Euro, mit schwerwiegenden Folgen nicht nur für das Schauspielhaus und das Altonaer Museum, mehr als 4000 Baumängel wurden bisher festgestellt - allein dies reicht zehnmal aus, um die Frage zu stellen, ob hier nicht auch kriminelle Machenschaften eine Rolle spielen. "Der Verbrecher als Künstler" - was für ein fader Literatur-Witz! * - Zurück zur "Hafencity Universitas" und Herrn Niemann. Er ist unter seiner alten Adresse nicht zu erreichen. Auch die Hrsg. des Buches konnten mir diesbezüglich nicht weiterhelfen. Aber vielleicht bringt mich dieser Blog einen Schritt weiter bei meiner recherche a Sebastian Niemann. Raimund Samson
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