"Sturm und Zwang" von Elfriede Jelinek, Jutta Heinrich und Adolf-Ernst Meyer hat den Untertitel "Schreiben als Geschlechterkampf". Der Hamburger Psychoanalytiker interviewt die beiden Schriftstellerinnen. Hier wird Klartext geredet und nicht literarisiert und ästhetisiert. Es geht nicht darum, das Werk etwa der Jelinek in die Hochliteratur zu topografieren -daß es dort angesiedelt ist, scheint eh klar- und ihre Position da oben zu zementieren, sondern um Hintergrundinformationen. Hier wird nicht an den Mythen gestrickt, die sich um das Werk von Künstlerinnen ranken, sondern, im Gegenteil: In schonungsloser Offenheit gibt die Jelinek privateste Details ihrer Biografie preis, etwa über das Verhältnis zu ihrer Mutter, offenbart psychische Zwänge und Zustände, die in der Regel erst nach dem Tod festgestellt und offen-gelegt werden. Ich finde diese Vorgehensweise mutig und bewundernswert. Hier untergräbt ein Mensch sich selbst - die eigene Position in der Öffentlichkeit, die sich leicht blenden ließe. Die Schriftstellerin verfügt über so viel Kraft und Format, daß sie das Risiko eingehen kann, sich als auch verstört und verletzbar zu zeigen. Auch Jutta Heinrich spricht sehr privat, ja intim über sich und das Schreiben. Vehement richtet sie sich gegen das Schubladendenken, welches ihr und das Werk anderer Frauen gerne als "Frauenliteratur" etikettiert. In Bücherhallen ist dafür meist ein abgegrenzter Bereich reserviert. Genau diese Abgrenzung aber gälte es zu durchbrechen. * Ingrid Klein Verlag GmbH isbn 3-89523-025-0 (vergriffen?!)
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