"Der Mensch ist ein Erfahrungstier" von Michel Foucault ist die Wiedergabe eines Gesprächs, das der Philosoph Ende 1978 mit Ducio Trombadori führte. "Ich bin ein Experimentator und kein Theoretiker", sagt Foucault. "Ich bin ein Experimentator in dem Sinne, daß ich schreibe, um mich selbst zu verändern und nicht mehr dasselbe zu denken wie zuvor." Für ihn war "Die Idee einer Grenzerfahrung, die das Subjekt von sich selbst losreißt" das Wichtige bei seiner Lektüre von Nietzsche, Bataille u.a. Seine Bücher seien "stets als unmittelbare Erfahrungen zu verstehen, die darauf abzielen, mich daran zu hindern, derselbe zu sein." Es geht um Veränderungen der Denk- und Wahrnehmungsweisen - nicht durch Konsum, sondern eigenes Tun, in diesem Fall: Schreiben. Dabei kann herauskommen, was andere als "Theorie"begreifen, aber für den Autor geht es um seine eigene Entwicklung. Unter dem Einfluß Nietzsches, Batailles und Blanchots gelang dem Philosophen, sich von dem Einfluß Hegels und der Phänomenologie zu lösen. * Das erste Buch Foucaults, das ich las, war "Überwachen und Strafen". Es geht darin um die Entwicklung der Institution "Gefängnis" ab der Wende des 18. zum 19. Jahrhunderts. Der Autor stellt darin auch Bezüge bzw. Querverbindungen zu den Institutionen Armee und Schule her. Das knapp 400 Seiten umfassende Werk ist sehr spannend und pointiert geschrieben, geradezu unterhaltsam. Ich muß nicht philosophisch geschult sein, um es zu verstehen. Es ist ein wissenschaftliches Werk, aber dabei in seiner Sprache auch dem wenig vorgebildeten Leser zugänglich. * "Ästhetik der Existenz", Untertitel "Schriften zur Lebenskunst", enthält 23 Essays und Interviews, die zwischen 1963 und 1984 erstmals erschienen. Besonders berührten mich "Freundschaft als Lebensform" und das "Gespräch mit Werner Schröter", dem kürzlich verstorbenen deutschen Film-Regisseur. * Es gibt andere Bücher von Foucault (u.a. "Die Ordnung der Dinge"), die ich anfange zu lesen, ohne sie insgesamt zu begreifen. Ich nehme mir fest vor, alles in mich aufzunehmen, aber irgendwann verliere ich den Faden und ertappe mich dabei, wieder ein paar Seiten "gelesen" zu haben, wie mechanisch, und dabei nicht zu verstehen, worum es geht. Ich "registriere" einzelne Sätze, bin aber nur halb konzentriert bei der Sache. Es handelt sich hier um rein wissenschaftliche Dinge und logisches Denken. Mir fehlen die nötige Ruhe und Disziplin, um bei diesen Büchern zu fruchtbaren Lektüre-Ergebnissen zu gelangen. R.S.
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