Mittwoch, 22. Juli 2015

Eigentümlich frei # 154

Der Zeitschriften-Name "Eigentümlich frei" rührt u.a. von Max Stirners rebellischem Werk "Der Einzige und sein Eigentum"(1844). Im Zusammenhang mit Ef fällt nicht selten das Wörtchen "Anarcho-Kapitalisten". Auch Begriffe wie "Radikal-Liberale" oder "Wirtschafts-Libertäre" werden verwendet, um in Etwa den ideologischen Kurs und die Inhalte von Ef zu beschreiben. M.E. treffen die Begriffe zu. Es wäre jedoch falsch, alle Autoren und Artikel auf diese wenigen Schlagworte zu reduzieren. Sehr viele Autoren schreiben für Ef, bekannte und weniger bekannte. * In der "linken Szene" kommt das Heft nicht besonders gut an - wie auch Links-Hegelianer Max Stirner, obwohl staatskritisch und äußerst radikal, nie zur Galionsfigur "der Linken" wurde. Schon Karl Marx grenzte sich deutlich ab. Auch eine Leitfigur "der Rechten" ist und war Stirner nicht. *** Uwe Timm (1932-2014) wies mich in den späten 90-ern auf diese Zeitschrift hin. Ich las ein paar Nummern, brachte aber nicht die Geduld auf, die begriffsbetonten Beiträge sehr genau zu lesen und zu verstehen. Als Künstler, der malte, schrieb, Theater spielte, war ich mit Bild-Welten befasst - Theorie fand ich zweitrangig. Heute gehe ich mit einer anderen Haltung an dieses Heft. Ich suche nicht Bestätigung für das, was ich weiß oder zu wissen meine. Es ist eine Herausforderung, mich mit Wirtschafts-Themen zu befassen. Die 76 großformatigen Seiten der aktuellen Ausgabe 154 befassen sich auf  kompetente und oftmals originelle Weise mit Ökonomie - anregend geschrieben. Darüber hinaus finden sich kritische und sachlich fundierte Aufsätze, die sich in unterschiedlicher Weise mit dem Zustand dieser Gesellschaft befassen. Alarmierende Signale werden aufgenommen, etwa neuere Ansätze, das Bargeld abzuschaffen: "Bargeldverbot? Hitler wäre blass vor Neid!" polemisiert Carlos A. Gebauer und argumentiert sehr triftig gegen entsprechende Pläne. Die Abschaffung des Geldes würde, da Kaufgeschäfte u.ä. per Kreditkarten o.ä. getätigt würden, zu einer totalen Kontrolle der Bürger durch den Staat führen. Sämtliche Geschäfte wären überprüfbar. Ich halte ein Geldverbot in absehbarer Zeit für unwahrscheinlich, aber es ist gut, daß es Menschen und Autoren gibt, die Alarmsignale aufnehmen und sich kritisch mit der Macht des Staates befassen und sich nicht einschüchtern lassen. --- Ich empfehle das Heft. Auf diesen Seiten wird gedacht und argumentiert. Ef ist für mich eine Art Denk-Schule. Mit einer Vielfalt von Denk-Ansätzen. Als Unterhaltungs-Lektüre ist das Heft weniger geeignet - aber immerhin ... es findet sich auch ein satirischer Duktus in einigen Beiträgen. Humor ist den Autoren nicht fremd. Sehr wichtige Themen werden behandelt, u.a. in "Socken-puppenpropaganda - Manipulationsversuche in Kino, TV, Musik und Videospielen" ...
                                                                                                   8, 80 €uro, ef-magazin.de    *RS*
             

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