Samstag, 5. November 2011

Parolen


Bei einem Spaziergang im Gängeviertel fotografierte ich eine Tür mit Aufklebern. Am bemer-kenswertesten fand ich eine rote mit der Parole "bewusster konsum = politische macht". Hier wird nicht marktschreierisch auf eine Polit-Sekte oder Ich- oder Wir-AG hingewiesen (was mich als Betrachter schnell ermüdet), sondern auf einen dialektischen Aspekt beim Prozeß der Bewußtseinsbildung, mithin auf einen höchst komplexen Vorgang. Der Aufkleber verweist auf die Macht, die jeder haben kann, wenn er bewusst -ich interpretiere: kontrolliert- konsumiert. * Ich habe 1. Macht über mich selbst, indem ich Dinge (Essen, Getränke, Bücher, Filme usw.) kontrolliert zu mir nehme. * Aber ich bin natürlich nicht allein als Konsumie-render. Es gibt Menschen, Fabriken, Institutionen, Medien, die das, was ich konsumiere, überhaupt erst herstellen. ...Politische Macht, behauptet der Aufkleber, sei identisch mit bewusstem Konsum. Diese Parole erscheint mir überzogen - und zugleich einiges Nachdenken wert. *** GEGENMACHT in dieser Gesellschaft kann erzeugt werden, spinne ich den Faden weiter ... indem ich nicht blind und taub in mich hineinstopfe, was mir vorgesetzt wird, sondern Essen, Trinken, Filme, Bücher, Musik usw. aussuche. Stichwort Konsumverzicht. ... Auf Konsum verzichten bedeutet, aus dem (vermeintlichen) Paradies der Konsum- und Warenwelt auszusteigen - und mein "Heil" oder "Glück" anderswo zu suchen (etwa darin, selber produktiv zu werden). ....... *R.S.*

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