Im Metropolis-Kino lief "The Ballad of Genesis and Lady Jaye", ein Trash-Movie bzw. eine ungewöhnliche Liebes-Geschichte. Genesis P-Orridge alias Neil Andrew Megson, "bekannt durch Throbbing Gristle und Psychic TV" (Prä- bzw. Post-Punk-Bands), ist eine Ikone des englischen Underground. In den 90-er Jahren verliebte er sich "unsterblich" in Lady Jaye alias Jacqueline Breyer, die in einem Domina-Club arbeitete. Das Besondere an dieser Beziehung: Die beiden be-ginnen, sich einander durch chirurgische Eingriffe (Nasen-Korrektur + andere Gesichts-OP's, Brust-Implantate) auch körperlich anzugleichen. P-Orridge ist u.a. beeinflusst durch die amerika-nischen Poeten/Künstler William Burroughs und Brion Gysin, Erfinder der Cut Up-Methode. Diese literarische Vorgehensweise wendet G.P.-O. auch auf sein Geschlecht bzw. das "normale" Menschenbild an. (Zitat aus einem Interview im Standard vom 26.10.2011: "Die Methode der Cut Ups ... haben wir auf die DNA angewandt. Wenn wir unsere DNA-Programmierung aufmi-schen, können wir neue Versionen unserer selbst entfalten. Es wäre toll, sich genetisch neu zu designen. Könnten wir nicht eines Tages Flossen wie Delfine oder riesige Arme bekommen, mit denen wir viel mehr tragen können?") * G.P.-Orridge komponiert, schreibt, performt, stellt Collagen her: Ein multimedialer Künstler, der seinen Körper als Kunstwerk begreift. Das tun andere auch, gehen aber meist nicht so weit, daß sie ihn durch chirirgische Eingriffe verändern lassen bzw.: Sie begeben sich unters Messer, um genormten Schönheits-Idealen zu entsprechen. Genau dies tut G.P.-O. nicht, er unterläuft, im Gegenteil, gesellschaftliche Normen, wirkt durch die OP's nicht ge-schönt- sondern eher wie eine Karikatur - aber eine selbst-bewusste und höchst lebendige. Im Film wird für dir körperliche Angleichung der Geschlechter der Begriff "pandrogyn" verwendet. *** Regie führte bei The Ballad of Genesis and Lady Jaye -neben den Haupt-DarstellerInnen) "Marie ... Losier, ... deren Handschrift es ist, spielerisch ein sehr persönliches Verhältnis zu ihren Under-groundvorbildern aufzubauen. Küchen- und Gartenaufnahmen werden abgelöst von Home-Movie-Performances, magischen Tricks und Archivaufnahmen. Der Film hält seinen Bewe-gungs-Rhythmus - unterstützt durch Genesis' Cut Up-Erzählungen - auch dann noch auf-recht, als er durch Lady Jays überraschenden Tod zu einem Film über die Trauer wird." (Zitat Metropolis Programm-Heft). Marie Losier war bei der Vorstellung im Hamburger Kino zugegen und stellte sich Fragen des Publikums. * Mein Fazit: Ein beeindruckendes Film über eine sehr ungewöhnliche Persönlichkeit. Genesis ist ein echter Subversiver, konsequent radikal. Der mann muß über ungewöhnliche mentale Kraft verfügen, um sich mit seinem Protest und Kunst so weit abseits vom mainstream zu positionieren und auch die Reaktionen darauf zu ertragen. * Eine Kindheits-Szene wurde im Film nachgestellt. Als Schuljunge wurde Neil Andrew Megson regelmäßig von Mitschülern verprügelt. Wahrscheinlich rührt auch von da sein Protest, sein Widerstand - seine Kraft. * ich wünsche dem Mann bzw. Frau (?) ein langes Leben, gute Anregungen, Inspiration Mut und die Fähigkeit, seine Kunst und Forschungs-Arbeit weiter zu gestalten. *R.S.* 28.11.2011
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