Ein
Hamburger Künstler, mit dem ich per Mail kommuniziere, wirft mir strategisches
Verhalten vor. Ich widerspreche da nicht. Als Außenseiter des Kunst- und
Kulturbetriebs ergreife ich sogar Stroh-halme, um meine Ideen, Kritik,
Stimmungslage zum Ausdruck zu bringen. U.a. nutze ich dafür auch meine
Blog-Seite. * Mir fällt zum wiederholten Mal auf: Die „Schere zwischen arm und reich“, die „immer weiter auseinander driftet“, betrifft alle Bereiche dieser
Gesellschaft, selbstverständlich auch die Kunst- und Kultur-Szene. Gerade die
„soziokulturelle“ Szene bietet reichlich Beispiele für das besagte Gefälle. Die
Tendenz ist seit vielen Jahren klar zu erkennen. Übrigens habe ich nichts
dagegen, daß Künstler reich werden. Wenn einer mit seinen Bildern, Büchern, Skulpturen
oder Musik viel Geld macht, gönne ich
ihm das. Natürlich sind Geschmäcker verschieden, aber um ein Beispiel zu
nennen: Markus Lüpertz ist ein
Künstler, den ich schätze und der eine Menge Geld hat. Er hat dieses Geld, weil
er Bilder und Skulpturen verkauft. Kann
ich ihm nicht verübeln. * Etwas ANDERES ist für mich die ungleiche Verteilung
und Bevorzugung innerhalb der sozio-kulturellen Szene. Diese Ungleichheit hat
m.E. nichts oder nicht in erster Linie mit QUALITÄT zu tun, sondern mit
Beziehungen, Seilschaften, Cleverneß. - Zurück zum Ausgangspunkt: Besagter
Künstler, der bei mir strategisches Verhalten erkennt, schreibt u.a.: Eine Herrschaftsstrategie liegt auch darin,
Neid zu säen.“ * Ich glaube, daß ich
eine Menge tue, im positiven Sinn, für die Kunst- und Kultur-Szene. Aber es
gibt offenbar auch Eigenschaften bei mir, die andere als negativ ansehen. Ich
versuche großzügig zu sein. Aber manchmal bin ich doch neidisch. Ja, ich bin
ein richtiger Neidhammel. Nicht nur,
aber auch. Und möchte mich deswegen nicht schämen müssen. *** Der neue SPIEGEL enthält ein sehr
interessantes Interview mit dem Historiker Hans-Ulrich
Wehler. Er hält „das
Auseinanderdriften von Arm und Reich für die gefährlichste Herausforderung, vor
der Deutschland steht“. Der SPIEGEL gibt dem Mann kontra, aber Wehler beharrt
auf seiner Meinung, die er in differenzierter Weise im Interview bekräftigt.
Der SPIEGEL zitiert aus dem „aktuellen Armuts- und Reichtumsbericht der
Bundesregeirung: „Die vorliegenden Daten
belegen eine positive Entwicklung der Lebenslagen in Deutschland“. Wehler
antwortet darauf: „Die Fakten des
Berichts sind unumstößlich. Dennoch versucht die Regierung, mit solchen Phrasen
die interpretatorische Hoheit zurückzugewinnen. Ein schönes Beispiel für die
Verlogenheit der Politik“. *** Es gibt ein Buch von Hans Ulrich Wehler mit dem Titel „Die neue Umverteilung: Soziale
Ungleichheit in Deutschland“, 192
S., 14,95 €. Besonders spannend klingt der Titel
nicht, ABER das Buch liefert wahr-scheinlich einige gute Argumente. Und DARAUF
kommt’s auch an. **Neidhammel**
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