In der letzten Woche brachte der SPIEGEL einen
vierseitigen Bericht über den russischen Schriftsteller und Polit-Aktivisten Eduard Limonow. Das ist erstaunlich, ja
eine Sensation.. Limonow ist alles andere als political correct. „Mein Feind ist der Staat“ wird L. zitiert. Der
Satz kommt gut – könnte aber auch ein bloßer Spruch sein. „Limonow mag Linksextreme und Rechtsextreme, weil die nicht so
langweilig sind wie die in der Mitte“. Das klingt schon etwas konkreter. Der SPIEGEL
berichtet über einen Mann, der Rechtsextreme
mag?! Wie das? Die Antwort liefert Georg Diez, der SPIEGEL-Journalist, mit
seinem Hinweis auf den mentalen Zustand des russischen Dissidenten: „In dem bunten und verzweifelten Haufen von
Oppositi-onellen in Russland ist Eduard Limonow der vielleicht Bunteste und
Verzweifeltste: ein Natio-nalbolschewist, ein Desperado, aber auch ein
großartiger Schriftsteller“. Verzweiflung – ist ein Motiv, das auch der
SPIEGEL offenbar gelten lassen kann. Jedenfalls ausnahmsweise. „Mein Leben ist ein Abenteuer“ wird L.
weiter zitiert, „Die Franzosen lieben
das: Kerle, die ein gefähr-liches Leben führen. Jemand wie Jean Genet. Aber die
politische Korrektheit hat auch das ver-nichtet. Wir erleben einen Genozid der
Helden.“ Ich blättere im Magazin, schaue mir die Bilder an. Tatsächlich,
den Mann gibt es wirklich. Er kämpfte im Jugoslawien-Krieg auf Seiten der
Serben. Das wird ihm wenig Sympathien eingebracht haben. Und ich lese noch
andere Dinge über ihn, die ihm nicht nur keine Sympathien, sondern sogar Verachtung
einbringen dürften. Er wurde mehrfach inhaftiert. „Ich hatte Glück“, lese ich weiter, „dass ich in meinem Leben die vier Erfahrungen machen durfte, die ein
Mann machen muss: Gefängnis, viele Frauen, Exil und Krieg. Besonders Krieg.
Männer lieben Krieg. Krieg ist ein existentielles literarisches Erlebnis, Krieg
zeigt dir das Beste und das Schlechteste im Menschen“. * Nun bin ich „richtig
neugierig“. Von dem Mann möchte ich etwas lesen. Ist er ein bedeutender ... ein spannender ... Schrift-steller? Ein
Dichter? Oder verfasst er Polit-Kitsch? Leider gibt es bei uns kein ins
Deutsche übersetztes Buch. In Frankreich wurde eine Biografie über den Mann mehr
als 300.000 mal verkauft. Jetzt soll es auch in Deutschland erscheinen. * Es
dürfte langweiligere Lektüren geben. Noch lieber würde ich ein Original-Buch
von L. selber lesen. *R.S.*
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