Inge Iwa Seipel
ist eine Geschichten-Erzählerin. Geschichten in Form von Bildern. Von 2000-2002
wohnte sie in Wilhelmsburg. Nun stellt sie in diesem Stadtteil Skizzen,
Zeichnungen, Gemälde aus, die größtenteils vor gut 10 Jahren entstanden. Die Künstlerin arbeitet, manch-mal spielt sie
auch mit sehr feinem, kaum sichtbaren Stift; bei einigen ihrer Bilder geht sie
kräftig mit Dispersions- und Wasserfarben zu Werke. Da ist eine Arbeit auf
Holz, das ein Frauen-Gesicht zeigt. Sie habe, erzählte I.S. auf der Vernissage,
eine Holzplatte mit dem Ham-mer bearbeitet, und dann sei mit Farbe an das beinah
Zerstörte gegangen. Bemerkenswert auch das große Strichmännchen. Vieles wirkt
wie zufällig entstanden, in der Verarbeitung von Tagesgeschehen und besonderen
Ereignissen (9/11) – unscheinbar, ja unwahrscheinlich. Einige Skizzen sind Vorarbeiten
zu Skulpturen. Sie besitzen auch als Skizzen Eigenwert. * Bei aller
Sensibilität schätzt die Künstlerin auch die etwas handfestere Art. So stellt sie einen Stuhl aus, ausdrücklich „zum Draufsitzen“, der mit dem Grundgesetz
beklebt ist. Eine Assemblage mit Spiegelscherbe (in Kopfhöhe angebracht)
verheißt: Menschenskind. Um eben
das Menschsein geht es in den Werken.
Menschsein als Such- und Findungs-Prozeß, als kreative Herausfor-derung, sich
selber wieder und wieder neu Erfinden.
* „Kunst
hat nicht mit Kunst zu tun, Kunst hat mit dem Leben zu tun“. Diese
nicht-akademische Haltung freut mich. Gerade in Wilhelmsburg. Hat doch die IBA mit zahlreichen Kunst-Projekten („Kultur/Natur“, „Akademie einer anderen Stadt“
etc) und mit viel Geld eine Tendenz gefördert, in der elitäres Denken im
Vordergrund steht - um über die Köpfe der hier Lebenden hinweg den Stadtteil "aufzuwerten". * Die Ausstellung im Westend, Vogelhüttendeich 17, wird
voraussichtlich bis Ende des Jahres zu sehen sein. Öffn.-Zeiten: Mi-Fr
15-19 Uhr. *R.S.*
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