Freitag, 31. August 2012

Eitelkeit

Ich unterhielt mich mit einem katholischen Pfarrer über Eitelkeit. Als Künstler bzw. „Kulturschaf-fender bin ich ständig bei diesem Thema. Vor 2 Jahren wurde ich einmal von einer Wilhelmsburger Wochenblatt-Redakteurin als „eitler Herr“ gebrandmarkt. Ich argumentierte gegenüber dem Pfarrer PRO Eitelkeit ungefähr folgendermaßen: Jeder Mensch resp. Kulturschaffender brauche Eitelkeit, um sich selber zu schützen. Eitelkeit, so führte ich an, sei wie eine „zweite Haut“, die den Menschen wenn nicht unverletzbar mache, so doch schütze – bis zu einem gewissen Grad. Ich bin der Ansicht, daß psychologische und ethnologische Untersuchungen meine These unterlegen, Eitelkeit sei in jeder höheren Zivilisation ganz normal. Mehr noch: Forschungs-Reisen zu sogenannten „primitiven“ Gesellschaften und Stämmen zeigen, daß auch diese Menschen eitel seien. Auch sie wollen schön sein, attraktiv für Freunde und Sexualpartner usw.  Der Pfarrer hörte sich meine Ausführun-gen an, erwiderte jedoch nichts. Last but not least, führte ich weiter aus, seien sogar Kinder schon eitel. Es sei sehr angebracht für Kinder, eitel zu sein, denn seien sie es nicht, zögen sie sich leicht Gespött und Hänseleien zu, wenn sie etwa unmodische Kleider trügen oder in anderer Hinsicht nicht „top“ seien. * Ich glaubte, ich hätte meinen Gesprächspartner überzeugt. Dem war jedoch nicht so. Der Pfarrer, der noch einen anderen Termin hatte, beendete den Diskurs über das Thema mit den Worten „Aber Eitelkeit ist eine Todsünde“.  * Ich erinnere mich: In meiner streng katho-lischen Erziehung war Eitelkeit tatsächlich verpönt. Jede Form von Narzismus wurde abgelehnt. Man solle „den Menschen lieben“, hieß es, „und nicht sich selber“. Andere Menschen zu lieben war richtig, Eigenliebe war falsch, ja galt als Sünde. Heute frage ich mich, ob und wieweit ein Mensch in dieser Gesellschaft lebensfähig ist, der nicht über ein „gerüttelt Maß“ an Eigenliebe verfügt. Wir werden täglich an Eigenschaften und Bedürfnisse erinnert, die unserer Eitelkeit schmeicheln. * Ich finde das Thema sehr spannend.  * Das Fotos (aus dem Spiegel) zeigt den kath. Bischof Tebartz-van Elst aus Limburg. So wie er dargestellt wird, ist er ein äußerst eitler Mensch.   *R.S.*  

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