Das Schild Betreten der Ausstellung
verboten ! (Schaufenster
Otterhaken 8) ist nicht von mir. Es wurde von Timm Ulrichs entworfen,
Ende der 60-er bzw. Anfang der 70-er Jahre. Ulrichs (* 1940) gehört zu jenen
Kreativen, die schon damals die Entwicklung der Kunst, aber auch des Kunst-marktes
aufmerksam-kritisch sahen. Und mit paradoxen Erfindungen (Bildern, Fotos, Instal-lationen) kommentierten. ****
In der künstlich herbeigeführten Inflation von Kunst und Kreativität, mit der seit etlichen Jahren Kunst und Kreativität in diesem
Stadtteil entwertet werden, ist es für jeden ernsthaften Künstler
auf der Elb-Insel zwingend notwendig, auf Distanz zu gehen. Um der allgemeinen Verramschung, Gleichmacherei, Abwertung zu entkommen.
Deshalb hängt in meinem Schaufenster ein Schild, das auf manchen Betrachter
paradox wirken mag. Ich habe das Timm Ulrichs-Schild zu meinem
eigenen Wohle als Künstler aufgehängt. * Ich war viele Jahre ein notorischer
JA-Sager – jetzt lerne ich, NEIN zu sagen.
* Und so sage ich NEIN zu der Phrase „Jeder Mensch ist kein Künstler“. Josef Beuys setzte
seinerzeit seine bürgerliche Existenz aufs Spiel und verlor 1972 Professoren- und Beamten-Status, weil er alle abgewiesenen
Kunststudium-Bewerber in seine Klasse einlud. Beuys war Überzeugungstäter und
handelte ehrenhaft. Seinem Engagement und Werk kann ich auch 40 Jahre später
nur meinen Respekt zollen. Nur: Die damalige Situation war völlig anders als
heute. DAMALS ging es darum, alte, verknöcherte Strukturen aufzubrechen. Mit
dem Spruch „Jeder Mensch ist ein Künstler“ versuchte Beuys auf seine Ideen und
Möglichkeiten aufmerksam zu machen, die viele damals nicht sahen. Heute wird
dieser Spruch wie auch der „erweiterte Kunst-Begriff“ von Kunst-Beamten
instrumentalisiert, denen es nur darum geht, einen schnellen Hype zu schaffen. D.h.: Die "alten Strukturen" wurden so verändert und das Verknöcherte so aufgebrochen, daß nichts mehr da ist. bzw.: Der
Künstler als austauschbarer Waren-Produzent. * Deshalb sage ich NEIN. Und „Betreten
der Ausstellung verboten!“. * Es gibt auch ohne mich genug zu
sehen. *R.S.*
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