Mittwoch, 8. August 2012

Sozialkitsch oder: Honigfabrik bekommt Besuch

„Chaoten stürmten Hofa-Fest“ titelt das Wi-burger Wochenblatt. Und meint: „Einweihung der neuen Ateliers geriet zur Farce“. Ist das wirklich wahr? War es sooo schlimm? Leider war ich nicht dabei. Ich hätte gerne Fotos gemacht. * Die Wilhelmsburger Honigfabrik ist seit Jahr-zehnten fest etabliert, Hätschelkind u.a. der Kulturbehörde, DIE privilegierte kulturelle Ein-richtung auf der Elb-Insel schlechthin. Bei der Einweihung für die neuen Ateliers kam uner-warteter Besuch. Na und? Die Honigfabrik sollte froh sein, daß nicht nur Senatorin Jutta Blan-kau, Bezirksamts-Leiter Andy Grote und die üblichen Claqueure ihre Aufwartung machten, sondern auch mal andere Leute.  * Die Wochenblatt-Reporterin schreibt (ja, ich lese richtig!!): „Thomas Giese, der sich mit seinem Team stets für die Schwächsten und Ärmsten im Stadt-teil stark gemacht hatte, wirkte fassungslos.“  Den Satz finde ich bemerkenswert – er ist Sozialkitsch pur. ... + dafür wird die Reporterin bezahlt... * Tatsache ist: Die HoFa hat jahrzehn-telang eine Politik betrieben, die sehr clever ist. Es wäre zu untersuchen, wie sie das geschafft hat. Schon mancher wird darüber nachgedacht haben. Mir fällt, was die Taktik der HoFa betrifft, seit immerhin folgendes auf: Die maßgeblichen Leute gehen jeder ernsthaften Ausein-andersetzung, jedem Konflikt grundsätzlich aus dem Weg.  Sie stehen immer auf der Seite derer, die im Recht sind. Auf der sicheren Seite. Kritik oder unbequeme Vorschläge werden ausgeblendet. Die HoFa geht nie ein Risiko ein. Die Hofa kooperiert grundsätzlich nur mit Leuten, die, in welcher Hinsicht auch immer, kein Sicherheitsrisiko darstellen. Daß zur HoFa u.a. eine „Kunst-Schute“ gehört, die mit einem sog. „Labor für Interventionen“ Lorbeeren einheimsen will, ist Teil der Taktik. Es klingt halt experimentell. Auch wenn die Labor-Betreiber Konformisten sind. * Es gibt das berühmte Bild von der „Schere zwischen arm und reich“, die, wie man Medien-Berichten regelmäßig entnehmen kann, bei uns immer weiter auseinander gehe. Dieses Bild läßt sich auch auf die Kultur-Szene übertragen. Auch hier gibt es ein immer stärkeres Auseinanderdriften. Die HoFa sind die Millionarios, was Etats, Räumlichkeiten, Aufmerksamkeit usw. betrifft.  Auf der anderen Seite stehen Einzelne Aktive, Künstler, z.B. Initiativen wie das Kunstbüro Wilhelmsburg. Mit quasi nichts. Klar kommt da Neid auf. Was denn sonst?  * „Diesen Auftritt hat die Hofa nicht verdient“, ärgerte sich Serdar Bozkurt vom Türkichen Elternbund“ lese ich weiter. Was hat die Hofa denn sonst verdient? frage ich. Ich behaupte: Der HoFa tut ein kräftiger Gegenwind ganz gut. Sie sollte dankbar sein, daß es noch Leute gibt, die sich kein x für ein U vormachen lassen. * Alle profitieren von diesem Wochen-ende: Die Hofa bekommt eine fette Schlagzeile geschenkt; die Reporterin verdient ihr Zeilen-Geld; die „Chaoten“ haben ihren Spaß. Und ich bekomme eine Anregung, etwas zu schreiben.  So helfen wir uns gegenseitig, GELL!  meint    R.S.   

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