Dienstag, 27. November 2012

J. Dahmer und T. Bundy: Nichts Neues vom SPIEGEL


Angeblich stehen Forscher kurz vor der Entdeckung des Schlüssels zum Verständnis und zur Be-handlung von Psychopathen. Autor Thadeusz benutzt die Beispiele der Massenmörder Jeffrey Dahmer  und Ted Bundy, um auf drei Seiten im neuen SPIEGEL nichts Neues über die Genese von Psychopathen zu sagen. Bereits 1913 erschien Karl Jaspers seinerzeit bahnbrechendes Buch „Allgemeine Psychopathologie“. Seither haben tausende Psychiater, Kriminologen, Pädagogen, Geistes- wie Naturwissenschaftler, Persönlichkeitsforschung betrieben und zweifellos wichtige Tatbestände und Kausalitäten untersucht. Auch die Bedeutung des (Augen-)Kontakts zwischen Mutter bzw. primärer Bezugsperson und Kind bzw. Säugling ist seit vielen Jahrzehnten bekannt, mithin psychologische Binsenweisheit. Persönlichkeitsstörungen und –defekte von Serienkillern wie Dahmer und Bundy über Begriffe wie „dissozial“ oder „Psychopath“ erklären zu wollen, ist wenig hilfreich. * Interessant wäre, den Ansatz des austral. Psychologen Dadds mit den Mitteln der neurophysiologischen Forschung fortzuführen und zu untersuchen, inwieweit bestimmte  Mängel und Verhaltensdefizite der primären Bezugspersonen gehirnorganische Änderungen bei Säuglingen und Kindern hervorrufen. Alles andere, d.h. eine nicht naturwissenschaftliche Forschung dreht sich im Kreis und wiederkäut nur längst bekannte Tatsachen.  *  Autor Thadäusz nimmt in oberflächlichster Weise zwei extrem gefährliche Persönlichkeiten als Aufhänger + verschweigt  bekannte Tatsachen, mit denen man die Verbrechen ein Stück verstehen (was nicht „akzeptieren“ bedeutet) könnte. Ted Bundy erfuhr mit Anfang 20, daß seine angeblich ältere Schwester in Wahrheit seine Mutter, seine angebl. Eltern in Wahrheit Großeltern und seine angebl. Geschwister in Wahrheit höchstens Halb-Geschwister bzw. noch weiter entfernt verwandt mit ihm waren. So etwas kann kein Mensch auf dieser Erde unbeschadet verkraften. Entweder er wird depressiv oder „geisteskrank“. Dies würde wohl den meisten so gehen. Oder – im Fall Bundy – er reagiert aggressiv, mit  Rache-Bedürfnis. B. hatte niemanden, der ihm half, das neue ungeheuerliche Wissen zu verarbeiten. Diese extreme Erfahrung reicht nicht, um die Killer-Karriere B’s schlüssig zu erklären. Sie ist aber EIN Mosaikstein bzw. EIN Schlüssel zum Verständnis. Jede menschliche Persönlichkeit, auch die eines Massenmörders, ist viel zu komplex, als daß sie mit einer mathematischen oder chemischen oder sonstigen Formel aufgeschlüsselt werden könn-te.  SPIEGEL-Autor Thadeusz hingegen suggeriert mit seinen Ausführungen, es gebe solche Schlüssel oder Formel.   *R.S.*          

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