In
einem Papier-Stapel fand ich u.a. einen Brief von Hadayatullah Hübsch mit einem Gedicht, das er anläßlich des Todes
von Lenore Kandel (14.1.1932-18.10.2009)
schrieb. Da ich vermute, daß dieser Text bisher unveröffentlicht ist, stelle
ich ihn nun auf meine Blog-Seite. – Im selben Brief wies Hadayatullah mich auf
das in der Stadtlichter Presse erschienene
Heft „Ein exquisiter Nebel“ von Lenore Kande hin (30 S., isbn
978-3-936271-33-1). * Die beiden Gemälde
stammen von mir (2009, 2010); links LK mit einem ihrer Gedichte (1959). *R.S.*
Jetzt
aber Hadayatullah:
AmBeation
Du
bist durch diese Tür gegangen,
Wie’n
Fisch, der von der Reuse gefangen,
Weiß
nicht, wie’s alles angefangen,
Was
ist’s, was diese Engel sangen?
Ein
langes Bild, in das die Traurigkeit gewoben,
Zwei
Seiten einer Liebe, die
Doch
ungezählte Sterne, Monde, Sonnen hat,
Ach,
diese Erde ist ein Sieb und wir gefallen,
Weil
keine Heimat unsre Spuren hielt,
Nicht
Haut, die blau, nicht Haut, die Eis,
Nicht
eine Hütte, die aus Holz, nicht
Eine
Hütte, die aus Bambus, Schilf und Ton,
Vielleicht
die Steppe, wenn in ihr du nackt
Und
mutterseelenallein in einen Himmel schreist,
Der
doch nur im Gemüt,
Ach,
diese Himmel, so unendlich wie ein Ich,
Befreit
von Panzer, Drachenschuppen, Fell,
Wir
sind in ihnen eingebrochen wie durch
Halbgefrorenes,
das unsre bloßen Herzen hüllte,
Wie
Wolkgespinst, durch das die Sonne flirrt,
Und
wir, Staubkörnchen, die kaum jemand sieht,
Du
bist durch diese Tür gegangen,
Wie’n
Fisch, der von der Reuse gefangen,
Weiß
nicht, wie’s alles angefangen,
Was
ist’s, was diese Engel sangen?
Oh,
Haß auf die Unfähigkeit, nicht, und doch Meer
Zu
sein, o weißes Schlänglein, das durch meine
Adern
zieht, ich wende mich und winde mich
In
diesem Trichter Sprache, so groß die Lust,
Die
in ihn kriecht, so stark der Wachtraum,
Der
aus ihm entflieht und um die Schmerzen zieht,
Gelähmt
und still geworden wie ein Auge,
Das
zuviel sah im Angesicht des Herrn,
Um
züngelnd wie ein Atemstoß, der Zunder facht,
Allein
zu werden in der Antwort Brise,
Die
wahnsinnig vor Liebe tanzen macht,
Das
Flämmlein meiner Kerze, während ich
Nach
Süßigkeiten mich verzehre, die kein Mund
Je
geschmeckt hat, es sei denn im Schlaf,
Der
Leben ist, wenn er im Licht blüht das
Nicht
ist von dieser Welt, und nicht von jener,
und
doch in jeder tiefen Träne,
Du
bist durch diese Tür gegangen,
Wie’n
Fisch, der von der Reuse gefangen,
Weiß
nicht, wie’s alles angefangen,
Was
ist’s, was diese Engel sangen?
Kein
Tal durchschritten, doch gelitten,
Am
schroffen Felsenhang vom Schwindel überwältigt,
Doch
geschlossen die Lider beim Aufgang der Sonne,
Mit
silbernen Ohren Mondstrahlen aufgesogen,
Doch
den Anker der Hoffnung nicht gelöst,
Zartbitter
mit einem Haar mich gebunden
An
die Echos der unmöglichen Zukunft der Worte,
Die
als Schnee geboren und in Sehnsucht verloren,
Doch
am wunden Fenster auf Wunder geharrt,
Die
kamen, doch anders als gewünscht und gewollt,
Mit
rollendem Schweigen im Reigen der Nacht,
Bis
wir trunken von Wirrnis in allen Straßen
Nach
Zeichen gierten, lauernd wie ein freundlicher
Wolf,
den wir mit Perlen, die aus Herzensblut,
Nun
füttern, warm angezogen in diesem kalten
Paradies,
auf der von Erden abgewandten Seite,
Ein
Blick, so stark und klar wie Diamantenkette,
Du
bist durch diese Tür gegangen,
Wie’n
Fisch, der von der Reuse gefangen,
Weiß
nicht, wie’s alles angefangen,
Was
ist’s, was diese Engel sangen?
Hadayatullah
Hübsch
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