Gestern fand im WESTEND die 4. Ausgabe der
Philosophischen Runde statt. Der Referent hatte sich mit einigem Aufwand
vorbereitet: Bücher mitgebracht, grafisches Material... „Natürlich war Buber anfangs Zionist“ ... Diese als „natürlich“
ausgegebene Eigenschaft wandte der Vor-tragende mehrmals auf den jüdischen
Philosophen an. Das weckte mein Mißtrauen. Und dann der Holzschnitt von
Kirchner als Illustration für das von Buber vertretene Dialog-Prinzip: Der Mann
und die Frau mögen „im Dialog“ stehen - aber WIE?! Auffällig ist, daß die Frau,
obwohl in unmittelbarer Nähe, in die Ferne schaut – während der Mann, sehr
verhalten, leicht herab-lassend blickt. ** Ich finde ja auch, daß der Dialog
zwischen Menschen, ICH und DU, diese Relation, sehr wichtig ist und einen nicht unbedeutenden Teil des Menschseins
ausmacht. Ich halte aber nichts davon, diesen Dialog zu verabsolutieren, nach
dem Motto: Der Mensch befindet sich IMMER im Dialog mit einem Anderen – DU, wie
auch mit Gott... Dies ist in meinen
Augen Idealismus pur. Ein Wunsch ist hier der Ursprung des Gedankens.
Jeder Künstler kennt das Alleinsein, auch jeder Schriftsteller. Gerade aus diesem Alleinsein gewinnt er
seine schöpferische Kraft. ** Und noch ein Einwand dagegen, das Dialogische
im Menschen zu verabsolutieren: Es gibt genügend Beispiele von Menschen, die
schon als Kleinkinder durch „wohlmeinende“ Väter und Mütter schwerstens eingeschüchtert, ja traumatisiert werden. Fortan flüchten, meiden sie den Dialog ("Dialog"). Sie wollen
allein sein. Ich persönlich erlebe jeden Tag Menschen, die keinen Dialog wollen, vielleicht auch
einfach nicht mehr zu einem Dialog fähig sind. * Ich bekam durch den Vortrag einen eher
negativen Eindruck von Martin Buber. Buber-Texte, die als Beispiele vorgetragen
wurden, von denen eine suggestive Kraft
ausging, verstärkten den Ein-druck. Für Religion
mag diese Art rätselhafter, geheimnisumwitterter oder schlicht irrationaler
Be-kundungen angehen, aber für einen Philosophen?
** Selbstverständlich ist meine
Meinung subjektiv, ich erhebe keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit. ** Der
Vortragende spürte meine Kritik und meinte, an meinen Adresse gewandt: „Früher suchten Lehrer – Philosophen sich
ihre Schüler noch aus.“ Naja. Mir fällt dazu folgendes Wörtchen ein: Paternalismus. ** Mein vorläufiges Fazit – um den Bogen zum
Anfang zurück zu spannen: Alles ist künstlich, nichts ist natürlich. (Es
geht um Literatur und Philosophie) **RS**
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