Freitag, 17. Mai 2013

Martin Buber - Was heißt hier Dialog?

Gestern fand im WESTEND die 4. Ausgabe der Philosophischen Runde statt. Der Referent hatte sich mit einigem Aufwand vorbereitet: Bücher mitgebracht, grafisches Material... „Natürlich war Buber anfangs Zionist“ ... Diese als „natürlich“ ausgegebene Eigenschaft wandte der Vor-tragende mehrmals auf den jüdischen Philosophen an. Das weckte mein Mißtrauen. Und dann der Holzschnitt von Kirchner als Illustration für das von Buber vertretene Dialog-Prinzip: Der Mann und die Frau mögen „im Dialog“ stehen - aber WIE?! Auffällig ist, daß die Frau, obwohl in unmittelbarer Nähe, in die Ferne schaut – während der Mann, sehr verhalten, leicht herab-lassend blickt. ** Ich finde ja auch, daß der Dialog zwischen Menschen, ICH und DU, diese Relation, sehr wichtig ist und einen nicht unbedeutenden Teil des Menschseins ausmacht. Ich halte aber nichts davon, diesen Dialog zu verabsolutieren, nach dem Motto: Der Mensch befindet sich IMMER im Dialog mit einem Anderen – DU, wie auch mit Gott...  Dies ist in meinen Augen Idealismus pur. Ein Wunsch ist hier der Ursprung des Gedankens. Jeder Künstler kennt das Alleinsein, auch jeder Schriftsteller. Gerade aus diesem Alleinsein gewinnt er seine schöpferische Kraft. ** Und noch ein Einwand dagegen, das Dialogische im Menschen zu verabsolutieren: Es gibt genügend Beispiele von Menschen, die schon als Kleinkinder durch „wohlmeinende“ Väter und Mütter schwerstens eingeschüchtert, ja traumatisiert werden. Fortan flüchten, meiden sie den Dialog ("Dialog"). Sie wollen allein sein. Ich persönlich erlebe jeden Tag Menschen, die keinen Dialog wollen, vielleicht auch einfach nicht mehr zu einem Dialog fähig sind.  * Ich bekam durch den Vortrag einen eher negativen Eindruck von Martin Buber. Buber-Texte, die als Beispiele vorgetragen wurden, von denen eine suggestive Kraft ausging, verstärkten den Ein-druck. Für Religion mag diese Art rätselhafter, geheimnisumwitterter oder schlicht irrationaler Be-kundungen angehen, aber für einen Philosophen?  ** Selbstverständlich ist meine Meinung subjektiv, ich erhebe keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit. ** Der Vortragende spürte meine Kritik und meinte, an meinen Adresse gewandt: „Früher suchten Lehrer – Philosophen sich ihre Schüler noch aus.“ Naja. Mir fällt dazu folgendes Wörtchen ein: Paternalismus.  ** Mein vorläufiges Fazit – um den Bogen zum Anfang zurück zu spannen:  Alles ist künstlich, nichts ist natürlich. (Es geht um Literatur und Philosophie)    **RS** 


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