Mittwoch, 14. Dezember 2011

KUNST-MACHT-ARBEIT


Wußten Sie schon, daß Kunst Arbeit macht? Na, wer hätte das gedacht! Ich war immer davon aus-gegangen, daß Kunst von allein entsteht ... - HAHAHA, kleiner Scherz. Mal im Ernst: "Kunst macht Arbeit" lautet ein Slogan, unter dem dem die IBA auf der Elb-Insel Arbeitslose in "bezahlte Beschäftigung" zu bringen versucht. Ich war an solch einem Projekt sogar (maßgeblich) beteiligt. Es nannte sich Kunst Werk Wilhelmsburg. Und ist -wie sich immer deutlicher zeigt- völlig mißraten. Bestenfalls gut gemeint, aber völlig dilettantisch durchgeführt. Ohne nennenswerten Erfolg, aber immerhin versucht. Naja. Wobei ich nicht zu denen gehöre, die der IBA einfach die Schuld am Mißlingen zuschieben. ... Naja, einzelne Workshop- oder Kurs-Leiter oder -Teilnehmer/Innen bekamen ein Honorar. Aber davon, daß diese "Kunst macht Arbeit"-Ansätze der IBA so, daß sie als Modelle für weitere Versuche/Ansätze dienen könnten, erfolgreich waren, kann keine Rede sein. Als einer, der sich seit Jahrzehnten praktisch wie theoretisch mit den Themen "Kunst" und "Arbeit" befasst, kann ich über den IBA-Slogan nur schmunzeln. Ausgedacht wurde er wohl von irgend nem Mitarbeiter einer Werbe-Agentur oder nem Schreibtisch-Hengst in irgendeinem Bezirksamt ... o.ä. *
Die 3 abstrakten Begriffe "Kunst", "Macht" und "Arbeit" als Substantive spielerisch und beinahe beliebig aufeinander bezogen, bieten hingegen eine Menge Anregungen für die Phan-tasie, Denk-Möglichkeiten. Die Macht der Kunst zeigt sich (bestenfalls) in einer von ihr ausge-henden Faszination (= "Bezauberung" oder "Verblendung" lt. DUDEN-Fremdwörterbuch). Um diese (auch) von Kunst ausgehende Macht zu erlangen, ist Arbeit nötig. Diese Arbeit bedeutet beispielsweise, Material wie Farbe, Pinsel, Leinwand, Holz u.a. zu benutzen und zu beherr-schen lernen, ihre Wirkung zu studieren + anzuwenden usw. Der Macht-Bereich eines Künstlers kann ein Stück Holz sein ... oder Metall ... oder ein Instrument ... oder eine Bühne ... oder der eigene Körper ... oderoderoder. * Ein K. lernt, über die Benutzung bestimmter Mate-rialien/Hilfsmittel, an sich selber. Ein K. nimmt sich selbst als Lern-Gegenstand. ... + indem er lernt, arbeitet, be-mächtigt er sich bestimmter Mittel, gewinnt Macht über das benutzte Material ... und darüber über sich selbst. ** Und D A N N, wenn ihm dieses Lernen und Erfahrungen sammeln um ihrer selbst willen nicht (mehr) reicht, sucht er die Öffent-lichkeit: Um auszustellen, zu lesen, zu performen usw.
Es gibt wohl auch Künstler, die gegen ihren Willen dazu gebracht werden, sich nach außen zu präsentieren.
Über die Themen "Die Arbeit des Künstlers und seine Macht" bzw. "Die Macht der Arbeit und der Kunst" bzw. "Künstlerische Macht des Arbeitenden" -es gibt etliche Möglichkeiten, die Begriffe in Bezug zueinander zu setzen- sind schon hunderte, ja tausende Essays und Bücher geschrieben worden. Der "erweiterte Arbeits-Begriff", von einer IBA-Mitarbeiterin als Neuig-keit ausgegeben, ist kalter Kaffee. Arbeitsplätze entstehen so nicht. *
Ich möchte in dieser (Tagebuch-)Notiz daran erinnern, daß jeder Künstler sich selbst der nächste ist. + daß er die Möglichkeit hat, sein Leben lang zu lernen. Bis ins höchste Alter. Er kann sein Leben lang für seine eigene Inspiriertheit etwas tun. * Das hat mit irgendwelchen Geld-Dingen nichts zu tun. *
Das Problem der "Arbeitslosigkeit" existiert für einen K. nicht wirklich. Die K., die ich kenne, leiden nicht unter Arbeits-, sondern unter Erfolglosigkeit.
Dazu meine ich: Wer Verkauf und Erfolg gleichsetzt, begeht einen schweren Denkfehler.
Ich hatte schon mit vielen Menschen zu tun, die diesem Fehler = falscher Vorstellung aufsitzen.
Es gibt Menschen, die in kürzester Zeit größtmögliche Erfolge erzielen wollen. Auch das finde ich falsch, fehlerhaft gedacht. Für einen Künstler ...
Ich versuche eher, die Zeit anzuhalten ... das Tempo rauszunehmen ... eine Gang runterzuschal-ten ... Zeitlupe einzusetzen.
Der Hochgeschwindigkeits-Zug IBA läßt sich kaum stoppen. Er ist ein Apparat mit Eigengesetz-lichkeit. Wir können ihn aber, aus gemessener Distanz, ein wenig unter die Lupe nehmen. *R.S.*

Keine Kommentare: