Dienstag, 9. Oktober 2012

Kunstzeitung # 193

Eine Bekannte brachte mir die September-Ausgabe der KUNSTZEITUNG, die bundesweit mit einer Auflage von 200.000 Expl. erscheint und kostenlos ist. In dem großformatigen, 24 S. starken Blatt sind zahlreiche Artikel von Fachleuten abgedruckt, die über Trends, Persön-lichkeiten, Ausstellungen berichten. Einiges kenne ich davon, das meiste nicht. Am interes-santesten finde ich den Hinweis auf eine Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn zum Thema NARREN.KÜNSTLER.HEILIGE. Lob der Torheit, danach den (längeren) Artikel Revolution statt Revue! Daß überhaupt das Wörtchen Revolution in dem Zusammenhang heute noch auftaucht! Ich bin auch für Revolution, aber nicht für Staatsstreich. Ich bin für Privat-Revolution: Bei sich selber anfangen mit dem Aufstand, mit der „Umkehrung der Verhältnisse“. Gegen das eigene Elend etwas tun. Von „Oben“, vom „Staat“ erwarte ich nichts. Und die gesellschaftlichen Kräfte, die heute für Revolution sind, sind ideologisch motiviert, beziehen sich auf m.E. überholte Modelle. Die Linksradikalen, mit denen ich in den letzten Jahren zu tun hatte –es waren einige- spannen gerne Künstler und Kreative vor ihren Karren. Solange sie mit ihnen reüssieren können. Künstler sollten sich jedoch nicht für ideologische Ziele instrumentalisieren lassen. Deshalb sage ich: REVOLUTION JA! – aber mit eigenen Zielen, mit eigener Struktur, Kooperation mit der Polit-Szene nur, wenn von dort Respekt entgegen-gebracht wird. Danach sieht es nicht aus. Das 12-Punkte-Programm von Karlheinz Schmid, dem Autor von Revolution statt Revue enthält viele wichtige Gedanken. So wird festgestellt Wirkliche Auseinandersetzung mit Kunst? Meist Fehlanzeige. So ähnlich sehe ich das auch. Schmid, so entnehme ich seinem Artikel, ergreift das Wort für einen Großteil der deutschen Kunst-Szene inclusive Museen, Nachwuchskünstler, gegen die Übermacht der Kuratoren usw. Theoretisch hat er mit vielem Recht, theoretisch lesen sich die Punkte gut, ABER: Das Haupt-Problem scheint mir die totale Zersplitterung der Szene zu sein. In der extremen Konkurrenz-Situation der Künstler, Galeristen usw. untereinander wird Schmid kaum Gehör finden. Etwas tun kann jeder jedoch immer. Für sich selber. Auch gegen überkommene „falsche“ Werte. Jeder Künstler malt und bildhauert und schreibt an seinen Vorstellungen von sich und der Welt. Und er kann, wenn er die zwingende Notwendigkeit spürt, daran gehen, sein Selbst- und Weltbildnis zu revolutionieren. * Gut gefällt mir das Bild von einem mit Sand gefüllten und mit Trageriemen versehenen Sack, der laut Aufschrift SAND FÜRS GETRIEBE (Edition Staeck, Heidelberg) beinhaltet. Lautet nicht eine Gedicht- bzw. Text-Zeile von Günter Eich in den 60-er Jahren Seid Sand im Getriebe!  * Mit diesem Bild schließe ich mein Statement, und bald auch die Augen. Dann kommt das Sandmännchen und streut mir  ......  ins Auge. Vielleicht träume ich von Revolution? fragt   *R.S.*     

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