Helga hatte ein feines Gespür für das Echte und das, was nur
vorgetäuscht. Oft protestierte sie, stellte sich ins Abseits, kompromißlos. Und dann machte sie wieder gute Miene, denn
sie wusste: Die Wahr-heit sagen KOSTET. Helga Goetze war eine Spielerin, die
Worte vorschickte, um damit etwas
auszu-probieren, was anders nicht zu erreichen war. * Das folgende Gedicht
entstand Anfang der 70-er Jahre:
Ich habe Macht und du hast Macht,
der Säugling und der Greis.
Der eine macht es mit Geschrei,
der andere mit Geldbeweis.
Die Frau hat Macht, sie fickt sonst nicht,
dann soll der Mann mal sehen,
wie kann sein Pimmel in der Bux
für sich alleine stehen.
Der Mann hat Macht, er hat das Geld
und kann es gut verteilen,
dass seine Lieben allzugern
bei ihm stets nur verweilen.
Der Hund hat Macht, der kläfft und bellt,
beharrt auf seinem Wollen,
dann muß sogar der strenge Herr
noch manchmal mit ihm tollen.
Der Chef hat Macht, der schmeißt sonst raus,
wenn Leute nicht parieren,
und auch die Kinder in der Schul’,
die müssen Lehrer stieren.
Sogar mein Körper, dieses Ding,
will nicht so, wie ich will.
Er gibt nur Ruh, geb ich ihm seins,
dann hält er halbwegs still.
Doch muss denn Macht und Zwang nur sein,
gibt es nicht Macht und Liebe,
statt immer nur das Angstgeschrei
und für Versagen Hiebe?
Wir könnten loben,
freundlich betrachten,
statt Angst erzeugen
und liebend achten.
Helga Goetze Sophia
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